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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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du, dass es nur einer war?«
    »Ich klammere mich an die Hoffnung, dass du trotz allem sittsam und züchtig bist.«
    »Was muss ich noch alles tun, damit du endlich die Wahrheit erkennst?«
    »Ich hätte da den einen oder anderen Vorschlag …«
    Sie fuhr ihm mit den Fingernägeln über den Bauch. »Er hieß Aleaume. Ein fahrender Ritter, der auf dem Weg nach Jerusalem war.«
    »Sah er gut aus, dieser Aleaume?«
    »Ist das wichtig?«
    »Vielleicht.«
    Sie winkelte ihren Ellbogen an und stützte den Kopf auf die Hand. »Er war ein Dummkopf und ein Rohling. Mehr musst du nicht über ihn wissen.«
    »Wenn er so ein Scheusal war, wieso hast du dich mit ihm eingelassen?«
    »Neugier. Ich wollte herausfinden, wie das so ist mit der Liebe.«
    »Entsprach sie deinen Erwartungen?«
    »Das kann man so nicht sagen, nein.«
    »Ich hoffe, du hast deine Meinung inzwischen geändert.«
    Sie lächelte nur. »Jetzt bist du an der Reihe.«
    »Womit?«
    »Frag nicht so dumm. Deine Frauen, deine Liebschaften, deine Sünden. Ich will alles wissen.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte er lächelnd.
    »Komm. Keine falsche Bescheidenheit.«
    Wie die meisten Männer Varennes’ hatte Michel seine ersten Erfahrungen im Bordell gesammelt. An seinem dreizehnten Geburtstag hatte ihn sein Vater zum Hurenhaus hinter dem Viehmarkt mitgenommen, damit er die Liebe kennenlernte – so handhabten es fast alle Patrizier. Er würde diesen Abend nie vergessen. Beatrix war ihr Name gewesen. Aber Isabelle davon erzählen? Nein. Niemals.
    »Da war ein Mädchen in Mailand. Lucia. Wir trafen uns eine Weile.«
    »Wie war sie?«
    »Nun, klein, rothaarig. Hübsch.«
    »Warst du in sie verliebt?«
    »Das ist lange her.« Er sah sie an, strich ihr über die Wange, das Haar. »Heirate mich.«
    »Gaspard würde das niemals erlauben.«
    »Liebst du mich?«
    »Ja.«
    »Dann heirate mich, egal, was er sagt. Wir gehen nach Nancy oder Metz. Irgendwo finden wir einen Priester, der uns traut.«
    Sie legte sich auf den Rücken. »Nein, Michel. Das kann ich Gaspard nicht antun. Er ist immer noch mein Bruder.«
    Sie drehte den Kopf, und sie schauten einander an, lange.
    »Gaspard und ich«, begann Michel. »Ich weiß nicht, was ich noch tun kann.«
    »Du musst versuchen, ihn zu verstehen. Er ist sehr stolz. Er fühlt sich von dir gedemütigt.«
    »Das wollte ich nicht.«
    »Ich weiß. Aber er sieht das eben so. Gib ihm Zeit. Vielleicht legt sich sein Zorn eines Tages.«
    »Und was tun wir derweil? Uns nicht mehr sehen?«
    »Wir treffen uns, wann immer wir wollen.«
    »Heimlich.«
    »Ja.«
    Er schwieg.
    »Das gefällt dir nicht«, sagte sie.
    »Nein. Tut es nicht.«
    »Ich schätze, wir haben keine andere Wahl.«
    »Haben wir nicht«, sagte Michel. Er kannte Gaspard. Es würde lange dauern, bis er die Demütigung verwunden hatte – falls er Michel überhaupt je verzieh. Einstweilen auf Isabelle zu warten, sie kaum zu sehen, nicht mit ihr zu sprechen, das überstieg Michels Kräfte.
    Er nahm sie in den Arm, ihre Fingerkuppen fuhren durch sein Brusthaar. Irgendwann spähte er zum Fenster. »Du solltest gehen.«
    »Gleich.« Ihre Hand wanderte über seinen Bauch nach unten, und er spürte ihren Atem in seiner Halsbeuge. »Liebe mich noch einmal.«
    »Es wird bald hell. Was machst du da? Hör auf«, sagte er lächelnd.
    »Ich bin ein böses Mädchen, schon vergessen?«
    »Isabelle …«
    »Huch! Was haben wir denn da? Den Amtsstab des Gildemeisters?«
    »Isabelle!«
    Der Reihe nach musterte Michel die Kaufleute, die sich im düsteren Schankraum des Wirtshauses Les Trois Frères versammelt hatten. Alle außer Catherine und Abaëlard Carbonel trugen Waffen, vom einfachen Knüppel oder Dolch bis hin zum Schwert. Raymond Fabre hatte gar ein Kettenhemd angelegt, das ihm, wie er erzählte, bei seinen Reisen schon manches Mal das Leben gerettet habe. Die Mienen der Schwurbrüder waren angespannt, aber längst nicht mehr so verzagt und mutlos wie gestern noch.
    »Hast du die Urkunde?«, wandte sich Michel an Pierre Melville.
    Falls der Kaufmann den bevorstehenden Ereignissen bang entgegenblickte, so merkte man ihm dies nicht an. Wie immer sah er blendend aus, zum einen wegen seiner erlesenen Kleidung, zum anderen wegen seines überaus anziehenden Gesichts, dem kecken Kinnbärtchen und dem schwarzen Haar, das ihm bis auf die Wangenknochen fiel. Er zeigte ein strahlendes Lächeln, während er auf das Lederfutteral unter seinem Arm klopfte. »Ich bin mitten in der Nacht durch ein

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