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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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zuschlagen würde.
    Am wichtigsten war nun, dass Ulman die Gilde nicht unvorbereitet erwischte. Michel hatte daher sogleich seine Anhänger benachrichtigt und eine Zusammenkunft für den heutigen Abend anberaumt, damit sie sich beraten konnten.
    Gegen Mittag tauchte plötzlich Gaspard auf. Ohne ein Wort des Grußes betrat er die Amtsstube. Michel legte den Federkiel zur Seite und spannte sich unwillkürlich innerlich an.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche Geleitschutz für eine Reise nach Metz«, erklärte Gaspard steif. »Vier Männer. Beritten, wenn es geht.«
    »Ich werde sehen, wer verfügbar ist. Ab wann brauchst du sie?«
    »Ich möchte Euch bitten, mich nicht mit ›du‹ anzusprechen. Für Euch bin ich Herr Caron.«
    Michel lehnte sich zurück. »Bist du jetzt verrückt geworden?«
    »Das ›Du‹ ist Freunden vorbehalten«, erwiderte Gaspard barsch. »Da wir keine Freunde sind, gebrauchen wir die förmliche Anrede, wie es sich für Kaufleute gehört.«
    »Gaspard«, begann Michel, ehe er sich klarmachte, dass hier jedes vernünftige Wort verschwendet war. »Nun, wenn du meinst, auf derart kindische Art deine Verachtung für mich ausdrücken zu müssen – bitte. Ganz wie du willst. Du bist derjenige, der sich zum Narren macht.« Er bemühte sich um einen übertrieben förmlichen Tonfall und fragte: »Ab wann braucht Ihr die Söldner, Herr Caron ?«
    »Bis übermorgen. Kümmert Euch bitte darum.«
    »Mache ich.«
    »Habt Dank«, schnarrte Gaspard und ging.
    Michel seufzte tief. Isabelle war nach wie vor zuversichtlich, dass ihr Bruder eines Tages seine Verbitterung überwinden und ihm die Hand reichen würde. Michel dagegen hatte längst jede Hoffnung aufgegeben. Er erfuhr von Gaspard nichts als unversöhnlichen Zorn, und bei den Sitzungen der Schwurbrüder ließ sein einstiger Gefährte keine Gelegenheit aus, ihn mit aller Härte zu attackieren. Nein, diese Schlacht war verloren, ihre Freundschaft unwiederbringlich dahin. Es wurde Zeit, dass sich auch Isabelle damit abfand.
    Die unerfreuliche Begegnung hatte ihm gründlich die Laune verdorben, und er hatte keine Lust mehr, in der Amtsstube herumzusitzen und Pergamente zu wälzen. Er entschied, die restliche Arbeit morgen zu erledigen, streifte seinen Mantel über und verließ die Gildehalle.
    In den Arkaden saßen Yves und Gérard und teilten sich Bier aus einer Schweinsblase. Die beiden Männer hefteten sich an seine Fersen, sowie er aus der Tür trat. Nach dem Vorfall mit de Guillory und Jeans Strafpredigt hatte sich ihre Wachsamkeit mindestens verdoppelt, und sie ließen ihn keinen Moment aus den Augen, wenn er sich außerhalb des Hauses bewegte. Jean bestand sogar darauf, dass sie ihn zum Gottesdienst und zum Grab ihres Vaters begleiteten. Als wäre das nicht lästig genug, machte ihre ständige Gegenwart es ihm nahezu unmöglich, Isabelle zu sehen. Die heimlichen Treffen mit ihr in der Herberge am Nordtor verlangten ihm ohnehin einiges an Erfindungsreichtum ab – jetzt kam das zusätzliche Hindernis hinzu, dass er zuerst seine Leibwächter abschütteln musste, wenn er zu ihr wollte. Das zwang ihn mitunter zu erniedrigenden Maßnahmen. Vorgestern etwa war er aus dem Küchenfenster geklettert und hatte sich durch den Hof hinausgeschlichen, damit Yves und Gérard nicht mitbekamen, dass er das Haus verließ.
    Lange mache ich das nicht mehr mit, dachte er missmutig, während er mit den beiden Hünen im Schlepptau durch den strömenden Regen schritt. Längstens bis Weihnachten, dann ist Schluss.
    Er hob den Kopf, als er Hufgetrappel hörte. Ein Reiter kam über den nahezu menschenleeren Domplatz galoppiert. Obwohl der Mann von Kopf bis Fuß durchnässt und von Schlamm bespritzt war, erkannte Michel auf seinem Waffenrock den springenden schwarzen Wolf der Familie de Guillory. Tatsächlich handelte es sich um Berengar, de Guillorys stiernackigen Sarjanten. Regen perlte über seinen Helm und den Kettenpanzer.
    Der Soldat zügelte sein Streitross. Die Hufe des mächtigen Hengstes stampften auf und bespritzten Michel mit Schlamm.
    »Im Namen meines Herrn Aristide de Guillory verfluche ich die Kaufmannsgilde von Varennes-Saint-Jacques und alle ihre Schwurbrüder!«, brüllte Berengar und schleuderte ein längliches Bündel in den Schlamm. Das Ledertuch rollte sich auf, und zum Vorschein kam ein Schwert, von der Spitze bis zum Heft mit Blut besudelt. »Das ist für Euch, Gildemeister!«
    Michel fing die Nachricht auf, die Berengar ihm zuwarf. »Was

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