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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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hereingelassen?«
    In der Tür erschien ein erschrockener Namus. »Ich habe ihn gebeten, unten zu warten, bis ich ihn gemeldet habe. Aber er hat mich einfach zur Seite gestoßen. Ich konnte ihn nicht aufhalten.«
    »Ich habe gehört, dass die gottverfluchten Kaufleute immer noch ihre Brücke bauen«, sagte de Guillory, ohne sich mit Begrüßungsformeln oder anderen überflüssigen Regeln des Anstands aufzuhalten. »Dabei dachte ich, ich hätte diesem Schwächling von Gildemeister eine Lektion erteilt, die er nicht so bald vergisst.«
    »Und weswegen behelligt Ihr mich?«, wollte Ulman wissen.
    »Varennes ist Eure Stadt. Ich verlange, dass Ihr etwas gegen die Brücke unternehmt. Wenn sie fertiggestellt wird, ist das mein Ruin. Also zieht verdammt noch mal Eure Genehmigung zurück und sorgt dafür, dass sie eingerissen wird.«
    Ulman erwog, die Wachen zu rufen und diesen Rohling hinauswerfen zu lassen – aber dann kam ihm eine interessante Idee. War es denkbar, dass der Allmächtige seine Gebete erhört und ihm soeben ein Werkzeug gegen die aufsässigen Kaufleute gesandt hatte? Gewiss, de Guillory wäre ein höchst bizarres Werkzeug des göttlichen Willens, aber die Wege des Herrn waren bekanntlich unergründlich. Ja, dachte Ulman, als er den Gedanken weiterverfolgte. De Guillory könnte sich höchst wirkungsvoll der Gilde annehmen, während er seine Hände in Unschuld wusch.
    »Setzt Euch«, sagte er. »Namus, bring uns Wein.«
    Der Lehnsessel am Kamin knarrte unter dem beträchtlichen Gewicht des Ritters, und er streckte seine langen Beine aus. Namus trug eine Karaffe herein und füllte zwei Silberkelche mit dampfendem Rebensaft.
    »Werdet Ihr tun, worum ich Euch bitte?«, fragte de Guillory, nachdem er seinen Becher auf einen Zug zur Hälfte geleert hatte.
    »Ich fürchte, ich kann nichts gegen die Brücke tun«, sagte Ulman. »Wenn ich meine Genehmigung zurückzöge, bräche ich mein Wort.«
    »Na und? Was ist schon dabei?«
    »Ein Mann von Ehre tut so etwas nicht. Versucht das zu verstehen, auch wenn Euch die tiefere Bedeutung des Wortes ›Ehre‹ auf immer ein Rätsel bleiben wird.«
    De Guillory beugte sich nach vorne, den Kelch mit seiner prankenhaften Hand umklammert. »Ich warne Euch, Ulman. Ich bin kein nachsichtiger Mann. Wenn man mich verärgert, neige ich dazu …«
    »Erspart mir Eure lächerlichen Drohungen und hört zu«, schnitt ihm der Bischof das Wort ab. »Wenn ich sage, dass ich nichts gegen die Brücke tun kann, heißt das nicht, dass das auch für Euch gilt. Ihr behauptet, die Brücke der Gilde verletzt Eure Rechte. Gut. Unsere Gesetze kennen hierfür klare Bestimmungen. Handelt nach Belieben, und ich werde Euch freie Hand lassen, solange Ihr die Besitztümer der Kirche und meine Ministerialen in Ruhe lasst. Versteht Ihr, worauf ich hinauswill?«
    »Ich verstehe sehr gut«, erwiderte de Guillory, nahm einen weiteren Schluck Wein und starrte Ulman dabei durchdringend an, das Gesicht scharlachrot im Widerschein des Feuers.
    Am Morgen nach seinem Treffen mit Bischof Ulman ging Michel früh zur Gildehalle, um einige liegen gebliebene Dinge zu erledigen. Seit er das Amt übernommen hatte, war er kaum dazu gekommen, sich um die alltäglichen Aufgaben des Gildemeisters zu kümmern – der Brückenbau hatte fast seine gesamte Aufmerksamkeit beansprucht. Dabei war es die vorrangige Pflicht des Vorstehers einer jeden Schwurvereinigung, ihre Einnahmen und Ausgaben zu verwalten, in ihrem Namen Waren einzukaufen und über die Einhaltung der Statuten zu wachen.
    In den vergangenen Monaten hatte kein Schwurbruder die Regeln verletzt; dafür hatte Michel umso mehr Arbeit mit den Büchern und Warenlisten. Den ganzen Vormittag war er damit beschäftigt, Geld zu zählen, das Durcheinander in den Aufzeichnungen zu ordnen und sie auf den neuesten Stand zu bringen. Außerdem beauftragte er den Makler der Gilde, einen angestellten Kleinkrämer, reichlich Wein, Bier und Gewürze einzukaufen, denn wegen der häufigen Zusammenkünfte der letzten Wochen gingen die Vorräte im Lagerkeller der Halle allmählich zur Neige.
    Während der Arbeit dachte er unentwegt an seine Unterredung mit dem Bischof. Er nahm Ulmans Drohung sehr ernst. Der Kirchenmann würde sich mit allen Mitteln dagegen wehren, auch nur ein Quentchen seiner Macht abgeben zu müssen. Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen käme seine Antwort auf die Vorstöße der Gilde, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Frage war lediglich, wie er

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