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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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dieser Unsinn, dass sich eine Frau den Ehemann selbst aussuchen sollte: Das hatte sie gewiss aus einem Buch.
    »Ich biete Euch also eine Mitgift von rund sechzig Pfund«, nahm er die Verhandlungen wieder auf. »Seid Ihr damit einverstanden?«
    »Gewiss«, antwortete Chastain. »Das ist eine mehr als anständige Summe.«
    »Außerdem möchte ich Euch bitten, Isabelles Magd Alice in Eurem Haus aufzunehmen. Es erleichtert meiner Schwester sicher die ersten Ehemonate, wenn sie ein vertrautes Gesicht um sich hat.«
    »Das lässt sich einrichten. Ich brauche ohnehin eine neue Magd.«
    »Gut.« Gaspard beschloss, Isabelles Tiere vorerst unerwähnt zu lassen. Wenn Chastain erfuhr, dass Isabelle mit mehreren Katzen und Hunden, einem ganzen Stall Kaninchen und einem altersschwachen Maulesel bei ihm einziehen würde – denn darauf würde sie zweifellos bestehen –, überlegte er sich das mit der Hochzeit vielleicht noch einmal. Darum kümmern wir uns später.
    »Welche Brautgabe bietet Ihr?«
    »Ich dachte an fünfzig Pfund Silber sowie ein kleines Stück Ackerland im Norden des Bistums. Das sollte genügen, Eurer Schwester ein Auskommen zu sichern, falls mich ein früher Tod ereilt.«
    Das war wahrlich ein großzügiges Angebot. Gaspard hätte nicht gedacht, dass sich Chastain und er so rasch einig werden würden. Er kannte Fälle, in denen die Familien wochenlang über die Höhe von Mitgift und Wittum stritten. Chastain muss Isabelle wirklich vergöttern. Er würde alles tun, um sie zu bekommen. In Gaspard wuchs die Gewissheit, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es würde ein Leichtes sein, Chastain als Verbündeten gegen Michel zu gewinnen.
    »Einverstanden.« Er hob lächelnd seinen Kelch. »Lasst uns darauf trinken.«
    Abermals stießen sie miteinander an und besiegelten damit ihren Vertrag.
    »Wenn ich wieder zu Hause bin, schreibe ich unsere Übereinkunft nieder«, sagte Gaspard. »Selbstverständlich lasse ich Euch eine Abschrift zukommen.«
    Chastain nickte. Er hatte seine Schüchternheit gänzlich abgelegt. Dass er bekam, wonach er sich sehnte, schien sein Selbstvertrauen gehörig zu stärken. »Wir sollten jetzt einen Termin für die Trauung festlegen. Da wir uns in allem einig sind, können wir gerne Nägel mit Köpfen machen. Was haltet Ihr von der Woche nach Peter und Paul?«
    Das war in dreieinhalb Monaten. »Wieso erst so spät?«
    »Ich breche in fünf Tagen zu einer längeren Handelsreise auf«, erklärte der Tuchfärber. »Ich muss nach Venedig, um Alaun einzukaufen – meine Vorräte sind erschöpft, und die Flamen verlangen gerade Wucherpreise. Wenn alles nach Plan verläuft, sollte ich zu Johanni wieder in Varennes sein.«
    »Seid Ihr sicher?«, erwiderte Gaspard zweifelnd. »Ihr braucht mindestens einen Monat nach Venedig und noch einmal einen für die Heimreise. Und dann habt Ihr noch keine Geschäfte gemacht, geschweige denn, die Hochzeit vorbereitet. Wäre es nicht besser, wir vereinbaren einen späteren Termin, damit wir nicht in Schwierigkeiten kommen, falls Ihr unterwegs aufgehalten werdet?«
    Die Enttäuschung stand Chastain ins Gesicht geschrieben. Er schien die Vorstellung, noch länger auf Isabelle warten zu müssen, kaum zu ertragen. »Welchen Termin schlagt Ihr vor?«
    »Wie wäre es mit der Woche vor Mariae Himmelfahrt? Dann habt Ihr genug Zeit für Eure Reise nach Venedig. Und ich müsste mir keine Sorgen machen, dass Ihr unterwegs in Gefahr geratet, weil Ihr Euch unnötig beeilt. Drei Wochen mehr oder weniger – was ist schon dabei?«, fügte Gaspard hinzu, als der Tuchhändler zögerte. »Wir haben einen bindenden Vertrag geschlossen. Nichts und niemand kann Euch meine Schwester jetzt noch wegnehmen.«
    »Also gut. Eine Woche vor Mariae Himmelfahrt, wenngleich ich jetzt schon weiß, dass mir die Wartezeit unerträglich lang werden wird.« Chastain zwang sich zu einem Lächeln und hob seinen Kupferbecher. »Auf Euch, mein Freund und Schwager.«
    Bischof Ulman war stets darauf bedacht, zu den Klöstern Varennes’ – allesamt religiös und wirtschaftlich bedeutende Einrichtungen – ein freundschaftliches Verhältnis zu unterhalten. Zu diesem Zweck las er in den vier Abteien regelmäßig die Messe. Heute hatte er den Brüdern von Saint-Denis die Ehre erwiesen. Als er nach dem Gottesdienst in seinen Palast zurückkehrte, ging er im Geiste die Arbeit durch, die vor ihm lag. Bald tagte das Sendgericht, und er wollte sich endlich die Akten der Sünder und ihrer Verfehlungen

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