Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
Bürgerrat die Gerichtsbarkeit über Varennes-Saint-Jacques sowie das Markt-, Münz- und Zollregal und beschränkt Euch in Zukunft darauf, das Bistum in geistigen Fragen zu führen.«
Gaspard nickte Chastain zu, der vortrat und ein Dokument entrollte. »Wir haben eine Erklärung vorbereitet, in der Ihr Euch mit unseren Forderungen einverstanden erklärt. Ihr werdet sie unterzeichnen und mit Eurem Siegel versehen.«
»Ihr müsst mich für einen geistig umnachteten Dummkopf halten, wenn ihr ernsthaft glaubt, dass ich solch einen gotteslästerlichen Mumpitz unterschreibe!«, fauchte der Bischof.
»Wenn Ihr Euch weigert, legen wir Euch in Eisen und kerkern Euch hier unten ein, bis Euer Widerstand bricht«, erwiderte Gaspard.
Ulman schüttelte Stephans und Raouls Hände ab und fuhr von der Kiste auf. »Ich mache euch einen anderen Vorschlag: Ihr lasst mich auf der Stelle gehen, und ich verzichte darauf, euch alle zu exkommunizieren und eure Seelen den Feuern der Hölle zu überantworten. Ihr«, wandte er sich an Ernaut. »Wollt Ihr bis zum jüngsten Tag im Fegefeuer brennen, nur weil Ihr diesem Wahnsinnigen geholfen habt? Und Ihr, Poupart, gelüstet es Euch so sehr nach der ewigen Verdammnis, dass Ihr nicht einmal vor dem abscheulichsten Frevel zurückschreckt?«
Mit geübtem Auge hatte der Bischof die Männer mit der größten Höllenfurcht ausgemacht. Ernaut und Poupart erbleichten und wichen zurück, als wären seine Worte Peitschenhiebe.
»Ihr alle werdet im tiefsten Kreis der Hölle enden«, fuhr Ulman fort, »wo die Verräter und Feinde Gottes in schwefligen Tümpeln kauern, gefoltert von Dämonen. Nichts als Schmerz und Verzweiflung gibt es dort unten, aber niemand wird eure Schreie hören, denn ihr werdet allein sein, vergessen von Gott und ohne jede Aussicht auf Erlösung. Wollt ihr das? Wollt ihr das? «
Auch auf Stephan, Raoul und Chastain blieben diese Drohungen nicht ohne Wirkung. Manch einer schluckte und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
Chastain legte Gaspard die Hand auf den Arm. »Vielleicht sind wir wirklich zu weit gegangen«, flüsterte er.
»Nein!« Gaspard begriff, dass er etwas unternehmen musste. Ulman schaffte es noch, dass sich seine Männer gegen ihn wandten.
»Noch ist es nicht zu spät«, sagte der Kirchenmann. »Noch könnt ihr umkehren …«
Gaspard packte ihn am Kragen. »Haltet das Maul und setzt Euch wieder hin, oder ich lasse Euch knebeln!«
»Nur für Euch gibt es keine Rettung«, zischte Ulman. »Eure Seele ist so schwarz und verdorben, dass ich mich frage, warum ich Euch nicht längst exkommuniziert habe. Ein Teufel seid Ihr, ein Verbrecher, ein verdammenswürdiger Rebell gegen die göttliche Ordnung, und Euch stehen Höllenqualen bevor, die Eure schlimmsten Albträume übertreffen werden.«
Gaspard versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube. Ulman krümmte sich keuchend. »Legt ihm Hand- und Fußschellen an und steckt ihn ins Loch, bis er zur Vernunft kommt.«
Stephan gehorchte und stieß Ulman wenig später zu der Kammer, in der sie die Männer des Bischofs gefangen hielten.
»Nicht da hinein«, sagte Gaspard. »Er soll allein sein.«
Stephan sperrte den Bischof in einen Lagerraum auf der anderen Seite des Kellers. Dumpf fiel die Tür ins Schloss.
Gaspard setzte sich auf eine Kiste. »Wir haben es geschafft. Wo ist der Wein? Das müssen wir feiern.«
Einer seiner Knechte reichte ihm den Schlauch. Er löste den Propfen, spritzte sich etwas Wein in den Mund und gab den Schlauch an Stephan weiter, der ebenfalls einen tüchtigen Schluck nahm.
Von den anderen wollte keiner mit ihnen trinken.
S PEYER
E hrlos!«, hatte Onkel Eberold gesagt. »Schwanger mit einem Bastard! Was habe ich Gaspard angetan, dass er mir solch eine Last aufbürdet? Wenn man es ihr wenigstens nicht ansehen würde. Aber ihr Bauch ist ja schon ganz dick! Und Haare hat sie wie ein Kerl. Es wird mich Monate kosten, einen Mann für sie zu finden. Monate! Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte.«
Tatsächlich dauerte es keine drei Wochen.
Eberold war der Gemahl von Isabelles Tante Galienne, ein wuchtiger Mann mit tonnengleichem Brustkorb, dröhnender Stimme, kahlem Schädel und einem roten Bart, der links und rechts des Mundes herunterhing wie die Zinken einer Forke. Er war Kaufmann wie fast alle Männer ihrer Familie und handelte mit Köln und den anderen Rheinstädten, wodurch er über die Jahre zu beträchtlichem Wohlstand gekommen war. Galienne, die Kinder und er wohnten in einem
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