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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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wieder abgezogen. Wir dürften hier noch eine Weile sicher sein.«
    Das wollte Gaspard hören. »Sagt Bescheid, wenn ihr draußen Büttel oder Ministerialen seht. Aber geht auf keinen Fall hinaus.«
    Die Knechte nickten, und er stieg die Treppe hinab. Stille herrschte in den Kellerräumen. Ernaut, Stephan, Raoul und Chastain holten etwas Schlaf nach, sie lagen zwischen den Kisten und dösten. Gaspard wollte sich gerade hinsetzen und eine Kleinigkeit essen, als ihm auffiel, dass Poupart fehlte.
    Er durchquerte den Raum und riss die Tür zu Ulmans Gefängnis auf. Michel kauerte in einer Ecke und trank aus seinem Krug. Poupart und der Bischof unterhielten sich wieder einmal angeregt.
    »Zum letzten Mal, Poupart – nur ich betrete diese Kammer. Niemand sonst.«
    »Ich habe ihnen nur etwas Wasser gebracht«, verteidigte sich der Weinhändler.
    »Dann stellt die verdammten Krüge hin und geht wieder. Warum redet Ihr mit Ulman? Er versucht doch nur, Euch mit seinem Geschwätz von Verdammnis und Höllenpein den Verstand zu vernebeln.«
    »Ich entscheide, mit wem ich rede«, gab Poupart angriffslustig zurück. »Ich lasse mir das nicht verbieten. Überhaupt – wer hat Euch eigentlich zum Anführer ernannt? Niemand, richtig. Also hört auf, uns herumzukommandieren, als wären wir Eure Dienstboten.«
    »Das reicht jetzt.« Gaspard packte Poupart am Arm und wollte ihn aus der Kammer ziehen, doch der Weinhändler schüttelte seine Hand ab.
    »Fasst mich nicht an.«
    »Verdammt noch mal, jetzt hört auf, Euch wie ein Kindskopf zu benehmen. Das ist doch genau das, was er will.«
    Inzwischen waren Stephan und die anderen aufgewacht und kamen näher.
    »Was ist hier los?«, fragte Raoul.
    »Ulman hat ihn gegen uns aufgehetzt«, erklärte Gaspard barsch.
    »Niemand hat mich aufgehetzt«, sagte Poupart. »Ich war von Anfang an gegen diesen Plan. Weiß der Teufel, warum ich mich von Euch habe dazu breitschlagen lassen. Euretwegen habe ich das Heil meiner Seele in Gefahr gebracht – und wofür? Für nichts und wieder nichts.«
    Gaspard hatte es gewusst. Zielsicher hatte Ulman Poupart als schwächstes Glied in der Kette ausgemacht und ihn so lange bearbeitet, bis seine Zweifel an ihrem Vorhaben übermächtig geworden waren. »Milon«, begann er, doch der Weinhändler hob abwehrend beide Hände.
    »Nein. Kein Wort mehr. Ich will nichts mehr von Euch hören.«
    »Ihr solltet euch zu Herzen nehmen, was Milon sagt«, wandte sich Bischof Ulman an Stephan und die anderen. »Noch könnt ihr eure Seelen retten …«
    »Haltet endlich das Maul!«, blaffte Gaspard, stieß Poupart zur Seite und packte Ulman am Hals. »Ich sollte Euch die Zunge herausschneiden.«
    »Lasst ihn los!« Poupart hielt ihm den Arm fest, und als Gaspard nicht von Ulman abließ, schlug ihm der Weinhändler mit der Faust ins Gesicht. Gaspard taumelte zurück, Poupart setzte nach und wollte sich auf ihn stürzen, doch Gaspard rammte ihm das Knie in den Magen, sodass er röchelnd zu Boden ging.
    »Ihr Rohling!«, fuhr Ulman ihn an. »Ist Gewalt denn das Einzige, zu dem Ihr fähig seid?« Er schob sich mit klirrenden Fußschellen an Gaspard vorbei und wollte zu Poupart. »Hat er dich verletzt? Warte, mein Sohn, ich helfe dir auf.«
    »Zurück mit Euch in die Zelle«, befahl Gaspard.
    »Sonst was?«, fauchte Ulman. »Werdet Ihr mich wieder schlagen? Noch niemals habe ich jemanden getroffen, der so boshaft und verkommen ist wie Ihr, Caron. Ihr seid ein Dämon in Menschengestalt, eine verlorene Seele, die jeden, der ihr zu nahe kommt, mit ihrem Hass infiziert. Wenn diese Männer auch nur einen Funken Verstand in ihren Köpfen haben, werden sie Euch hier und jetzt niederstrecken und diesem Wahnsinn ein Ende bereiten.«
    Während der Bischof Gift und Galle spuckte, zerbrach etwas in Gaspard. Ihm war, als hätten ihn alle Entscheidungen der letzten Jahre, alle Demütigungen und Niederlagen unweigerlich zu diesem Moment geführt, und sein Hass auf diesen Mann überschwemmte seine Gedanken.
    »Gaspard – nicht!«, hörte er Michel schreien. Gleichzeitig riss Ulman die Augen auf, und aus seinem Mund drang ein langgezogenes Krächzen, rasselnd und rau, wie das Seufzen des Windes in einer Felsspalte. Gaspard ließ ihn los, der Bischof taumelte zurück und prallte gegen ein Salzfass, beide Hände auf seinen Bauch gepresst. Der Dolch entglitt Gaspards Fingern, fiel klappernd zu Boden, Blut tränkte die Soutane. »Ihr … sollt … verflucht sein«, wisperte Ulman, bevor er zu Boden

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