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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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fordern. Alle anderen bezahlen gefälligst für meine Hilfe.«
    Géroux’ Kiefer mahlten. Als Aristide schon damit rechnete, der Ministeriale werde sich auf dem Absatz umdrehen und aus dem Saal stolzieren, fragte er plötzlich: »Was verlangt Ihr?«
    »Das Bistum erlässt mir das Darlehen, das mir Ulman gewährt hat.«
    »Diese Entscheidung kann ich nicht treffen. Das kann allenfalls Bischof Ulmans Nachfolger.«
    »Das ist mein Preis. Wenn Ihr lieber Eure Männer abschlachten lasst, statt ihn zu zahlen – bitte. Es ist Eure Entscheidung.«
    »Bischof Ulman hatte recht«, knurrte Géroux. »Ihr seid ein geldgieriger Aasgeier ohne einen Funken Ehre im Leib.«
    »Raus.«
    Als der Sklavenhändler den Saal verlassen hatte, spuckte Aristide aus und wandte sich wieder dem Schneetreiben zu. Es wurde immer schlimmer. Wenn das so weiterging, lag morgen eine Elle Schnee auf den Hügeln.
    Er griff wieder nach dem Dolch und fuhr, in Gedanken versunken, eine Mauerfuge nach. Ulman tot. Varennes in Aufruhr. Vermutlich dauerte es nur wenige Tage, bis die Kunde von diesen Ereignissen Erzbischof Johann erreichte. Er würde die Stadt unter seine Kontrolle bringen und einen seiner Archidiakone als Verwalter einsetzen, bis ein neuer Bischof gefunden war. Niemand konnte vorhersagen, was dann geschehen würde.
    Er rief nach Berengar.
    »Reite nach Varennes«, wies er seinen Sarjanten an. »Schau dich dort um. Ich will genau wissen, was in der Stadt vor sich geht. Aber niemand darf dich sehen, hörst du?«
    »Ja, Herr«, sagte Berengar und ging.
    Spät am Abend kehrte der Sarjant zurück. Schnaufend betrat er das Schlafgemach, das Gesicht vor Kälte gerötet.
    »Verschwinde«, befahl Aristide der Magd, die ihm den Abend versüßt hatte. Sie schnappte ihren Kittel und huschte geduckt an Berengar vorbei. Aristide trat nackt ans Kaminfeuer und schenkte sich einen Becher Wein ein. »Und? Haben sie inzwischen das Lagerhaus gestürmt?«
    »Ich glaube nicht. Aber es gab wieder Kämpfe.«
    »Wie ist die Stimmung in der Stadt? Hat sich inzwischen herumgesprochen, dass Ulman tot ist?«
    Berengar nickte. »Die Leute haben Angst. Sie strömen in die Kirchen und flehen den Herrn an, sie mit seinem Zorn zu verschonen.«
    »Klingt ganz danach, als könnte heute Nacht so ziemlich alles passieren, nicht wahr? Verzweifelte Seelen irren durch die Gassen und suchen nach einem Schuldigen für das Unheil, und bald schon richtet sich ihre Wut gegen die Gilde.«
    »Herr?«, meinte der Soldat stirnrunzelnd.
    »Warst du auch bei der Brücke? Wird sie noch bewacht?«
    »Ich habe keine Posten gesehen. Ich glaube, sie wird nicht mehr bewacht, seit sich die Kaufleute gegenseitig bekämpfen.«
    »Gut«, sagte Aristide. »Du brauchst deine Rüstung nicht abzulegen. Wir haben Arbeit vor uns.«
    Raoul schien etwas sagen zu wollen. Seine Finger krallten sich in Gaspards Arm, seine Lippen bewegten sich, doch die Worte verklangen lautlos.
    Gaspard umklammerte den Lappen, presste ihn auf die Wunde, versuchte irgendwie, die Blutung zu stillen. Die Verletzung war zu schwer. Der Axthieb hatte Raoul die Seite aufgeschlitzt, das Blut tränkte den Lappen und das Wams.
    Das Licht in Raouls Augen erlosch.
    Gaspard sank auf den Lehmboden. Draußen brüllte der Schultheiß seine Soldaten an. Er hörte es kaum.
    Irgendwann sagte Ernaut: »Das ist alles deine Schuld.«
    »Was redest du da?«, fuhr Stephan ihn an. »Ein Büttel hat ihn umgebracht, das hast du doch gesehen.«
    »Aber er hat den Bischof ermordet. Wir hätten aufgeben sollen, als wir noch konnten.«
    »Du jämmerlicher Feigling!« Stephan packte ihn am Kragen, Ernaut stieß ihn von sich, und die beiden Männer begannen, sich anzubrüllen.
    Gaspard stand auf, und die Unrast in seinem Innern ließ ihn in der Lagerhalle umhergehen. Schließlich stützte er sich mit beiden Händen auf einem Kistenstapel ab, ließ den Kopf auf die Brust sinken und schloss die Augen.
    Wie nur hatte es so weit kommen können? Er hatte doch immer versucht, das Richtige zu tun.
    Er musste nachdenken. Wenn in seinem Kopf nur nicht solch ein Durcheinander herrschen würde …
    »Wir sollten einen Ausfall machen«, sagte Chastain.
    Gaspard öffnete die Augen. Der Tuchfärber saß auf einer Kiste, auf dem Schoß seine Axt.
    »Hier drin können wir uns bestenfalls noch einen Tag halten«, fuhr er fort. »Wir müssen versuchen durchzubrechen und in den Wald zu fliehen. Das ist unsere einzige Chance.«
    »Wenn wir die Lagerhalle verlassen, werden wir

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