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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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»Ist das wirklich wahr?«
    Poupart kniete auf dem Boden, das Haupt gesenkt, die Schultern bebten. Kaum merklich nickte er.
    Martel bekreuzigte sich, ballte die Rechte zur Faust und führte sie zum Mund. Schneeflocken wirbelten vor den Fenstern des Bischofspalastes. Obwohl der Tag längst angebrochen war, wollte es einfach nicht hell werden. Wegen der Kälte schmerzte die alte Wunde an seinem Bein unaufhörlich. Wer tut so etwas? Wer ist zu solch einem Frevel fähig?
    »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten«, wimmerte Poupart und hob den Kopf. Tränen flossen über sein Gesicht. »Aber es ging alles so schnell.«
    Es dauerte lange, bis der Schultheiß die Sprache wiederfand. »Wo verstecken sie sich? Redet, Mann!«
    »Zuerst will ich Euer Wort, dass mir und meiner Familie Gnade zuteilwird.«
    So schnell es sein lahmes Bein zuließ, stürzte Martel zu ihm. Er verdrehte Poupart das Ohr und zwang den Weinhändler, ihn anzusehen. »Ihr solltet dem Himmel danken, dass Ihr nicht bereits im Kerker schmachtet, wo ich die Wahrheit aus Euch herausprügeln lasse. Also – wo sind sie?«
    »In einem Lagerhaus. In der Unterstadt«, antwortete Poupart mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Wir haben bereits alle Warenlager in der Stadt durchsucht.«
    »Der Schuppen ist geheim. Kaum jemand weiß davon. Ich kann Euch hinführen.«
    Martel ließ von ihm ab. »Na los, hoch mit Euch. Ich warne Euch, Poupart – wenn Ihr mich angelogen habt, Gnade Euch Gott.«
    Er griff nach seinem Gehstock, stakste zur Treppe und rief nach seinen Männern.
    Gaspard hatte gerade den Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt, als von oben Schreie erklangen. Ohne zu zögern, ergriffen die Männer ihre Waffen und eilten die Stiege empor.
    Mehrere Stadtbüttel versuchten, in den Lagerschuppen einzudringen, und hatten bereits die Tür aufgebrochen. Die Knechte der Kaufleute hatten sich mit Spießen, Äxten und Armbrüsten bewaffnet und versuchten, Martels Männer zurückzuschlagen. Gerade wurde ein Büttel von einem Bolzen getroffen und sank mit an den Hals gepressten Händen zu Boden.
    »Das ist Pouparts Werk!«, schrie Stephan.
    Gaspard wurde abwechseln heiß und kalt. Gott, steh uns bei, durchfuhr es ihn, bevor er sich ins Gefecht warf.
    »Tot«, wiederholte Aristide.
    »Ermordet«, sagte Géroux. »Niedergestochen von Caron und seinen Fanatikern. Zumindest behauptet das Poupart. Aber ich sehe keinen Grund, an seinem Wort zu zweifeln.«
    »Poupart – nie gehört. Wer ist das?«
    »Ein Weinhändler, der mit Caron gemeinsame Sache gemacht hat, bevor er kalte Füße bekam.«
    Aristide blickte aus dem Fenster seines Palas’, betrachtete das Schneegestöber über den Zinnen der halbfertigen Vorburg und spielte dabei mit seinem Dolch. Er konnte nicht behaupten, dass es ihm leidtat um den Bischof – er hatte diesen hochnäsigen Pfaffen nie sonderlich gemocht. Dennoch missfiel ihm Ulmans Tod. Was Géroux da sagte, konnte sich als Gefahr für seine Pläne erweisen.
    »Ihr müsst uns helfen, diese Frevler zur Strecke zu bringen«, forderte der Sklavenhändler.
    »Wo sind sie?«
    »Sie verschanzen sich in einem Lagerhaus in der Unterstadt.«
    »Eine Handvoll Kaufleute und ihre Knechte, richtig?«
    Géroux nickte.
    »Und damit werdet Ihr nicht fertig?«
    »Das Lager hat nur einen Eingang, den sie erbittert verteidigen. Wir haben bereits sieben Männer verloren – drei tot, vier verwundet. Martel hat wegen des Kreuzzugs nicht mehr genug Büttel. Und unsere Hausbedienten verfügen nicht über genug Kampferfahrung für den Angriff auf ein schwer bewachtes Gebäude.«
    »Dann zündet den Schuppen an.«
    »Wir wollen sie lebend, damit der Erzbischof sie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft ziehen kann.«
    Aristide tippte mit der Dolchklinge gegen die Wand der Fensternische. Tack-tack, tack-tack. Schließlich legte er die Waffe weg und wandte sich zu Géroux um. Der Sklavenhändler bot durchaus eine imposante Erscheinung, wie er da stand, angetan mit sündhaft teuren Kleidern, blitzendem Geschmeide und einem Mantel aus Hermelinpelzen. Aristide empfand stets widerwilligen Respekt vor ihm. »Wie viele Männer braucht Ihr?«
    »So viele wie möglich.«
    »Meinen Waffendienst gibt es nicht umsonst.«
    »Es ist Eure Pflicht als Christ, uns beim Kampf gegen die Mörder unseres Bischofs beizustehen«, schnappte Géroux.
    »Ein lothringischer Ritter hat nur eine einzige Pflicht«, konterte Aristide gelassen. »Herzog Simon und dem Kaiser Gefolgschaft zu leisten, wenn sie dies

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