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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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einer Weile.
    »Es geht schon.«
    »Hier. Nehmt das.« Trotz seiner Fesseln gelang es dem Kirchenmann, seine Decke zusammenzufalten und sie Michel unter den Kopf zu schieben.
    »Habt Dank.«
    »Wenn nicht bald ein Medicus nach Euch sieht, wird sich Euer Zustand verschlimmern.«
    »Es geht schon. Ich bin nur erschöpft. Der Weg hierher hat mich sehr angestrengt.«
    »Vermutlich denkt Ihr, dass ich hinter dem Anschlag auf Euer Leben stecke«, sagte Ulman. »Aber ich habe damit nichts zu tun – Ihr habt mein Wort.«
    »Das weiß ich.«
    Abermals schwieg der Geistliche. »Einen Mann wie Euch habe ich noch nie getroffen, de Fleury. Ihr hättet es weit bringen können. Hättet Ihr Euch nicht selbst zu Fall gebracht, hättet Ihr mir über kurz oder lang große Schwierigkeiten beschert.«
    »Ihr hättet einen anderen Weg gefunden, mich zu vernichten.«
    »Vermutlich«, gab Ulman unumwunden zu. »Wenn nicht ich, dann de Guillory.«
    »Ihr hättet Euch nicht mit diesem Mann einlassen dürfen. Er ist ein Teufel.«
    »Mitunter ein nützlicher Teufel.«
    Michel lachte leise.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Dass ein Mann wie Ihr, der so klug ist, gleichzeitig so dumm sein kann.«
    »Wie darf ich das verstehen?«, fragte der Bischof indigniert.
    »Ihr habt bis heute nicht begriffen, warum die Menschen Euch hassen, nicht wahr?«
    »Sie hassen mich nicht«, gab Ulman zurück. »Sie fürchten mich. Das ist ein Unterschied.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus. Wenn Ihr erlaubt, möchte ich jetzt etwas schlafen, Exzellenz.« Der Schwindel hatte nachgelassen. Michel schloss abermals die Augen.
    Gaspard und seine Gefährten hatten aufgehört zu streiten. Ulmans Ketten klirrten. Leise murmelte der Bischof ein Gebet.
    Michel erwachte, als sich die Tür öffnete. Milon Poupart kam herein. Der Weinhändler streifte ihn mit einem Blick, ehe er sich dem Bischof zuwandte. »Frisches Wasser für Euch, Exzellenz«, sagte er und stellte zwei Krüge auf den Boden. »Für Euch auch, de Fleury.«
    Michel war durstig. Ächzend setzte er sich auf und trank. Während er geschlafen hatte, hatte man ihn mit einer zweiten Decke zugedeckt. Er fühlte sich etwas besser, trotz der Stunden auf dem kalten Lehmboden.
    »Bekomme ich kein Brot?«, fragte Bischof Ulman.
    »Wir … das heißt, Caron hat entschieden, dass Ihr vorerst kein Essen mehr bekommt«, antwortete Poupart, und es klang beinahe, als wolle er sich entschuldigen.
    Ulman beugte sich vor und griff mit klirrenden Ketten nach seinem Krug. »Hast du nachgedacht über das, was wir beredet haben?«
    Der Weinhändler spähte noch einmal zu Michel.
    »Lasst Euch nicht stören«, bemerkte Michel. »Tut einfach so, als wäre ich nicht da.«
    »Carons Untergang ist besiegelt«, sagte der Bischof. »Nichts und niemand kann daran noch etwas ändern. Und wenn er fällt, wird er alle, die ihm beistanden, mit sich in den Abgrund reißen … ausgenommen jene, die rechtzeitig Reue gezeigt haben.«
    »Meint Ihr mich?«, fragte Poupart dümmlich.
    »Ich kenne dich als guten, gottesfürchtigen Mann, Milon. Ich weigere mich zu glauben, dass du gutheißt, was deine Freunde tun.«
    »Ich werde mich nicht gegen sie stellen, falls es das ist, was Ihr von mir erwartet.«
    »Weil du nicht zum Verräter werden willst?«, fragte Ulman sanft.
    »Ich falle Freunden nicht in den Rücken«, erklärte Poupart.
    »Selbst wenn du damit ihre Seelen vor der Verdammnis retten könntest?«
    Ulman hat ihn bereits um den Finger gewickelt, dachte Michel. Er weiß es nur noch nicht. »Der Bischof hat recht. Ihr müsst mit Gaspard reden. Auf mich hört er nicht, aber vielleicht auf Euch.«
    »Ihr haltet Euch da raus«, fuhr Poupart ihn an.
    »Ich mache dir ein Angebot«, sagte Ulman. »Geh zu Martel und sage ihm, wo man mich gefangen hält – und ich werde dafür sorgen, dass deinen Freunden Gnade widerfährt.«
    Der Weinhändler schluckte. Lange stand er reglos da, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Du solltest nicht allzu lange über mein Angebot nachdenken«, setzte Ulman nach. »Wenn Martel mich ohne deine Hilfe findet, ist es zu spät.«
    »Hast du Stadtbüttel gesehen?«, fragte Gaspard einen von Stephans Knechten, der sich mit den anderen Hausbedienten im ebenerdigen Teil des Schuppens aufhielt.
    »Nur ein paar von Géroux’ Männern.« Der Mann war gerade von einem Streifzug durch die Unterstadt zurückgekommen und hatte Schnee im Haar und auf dem Umhang. »Sie haben die Lagerhäuser am Anlegesteg durchsucht und sind

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