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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Wasser fiel, johlten sie vor Lachen.
    Jean setzte sich oberhalb des Flusses zwischen die Büsche, zog seine Stiefel, den Gürtel und das Wams aus und ließ seine Gedanken treiben, während er das grüne Tal betrachtete.
    Irgendwo hinter dem Horizont liegt Jerusalem …
    Er wusste nicht, wie lange er bereits dort saß, als sechs Reiter gemächtlich den Hang hinabritten. Voller Entsetzen begriff Jean, dass es sich um den Kaiser, seinen Leibdiener und seine Schildknappen handelte. Von Friedrich Barbarossa höchstpersönlich außerhalb des Lagers erwischt zu werden, wäre eine Schmach, die er nicht ertragen würde. Hastig verbarg er sich im Gebüsch und zog den Kopf ein.
    Barbarossa und seine Begleiter ritten zum Flussufer hinab, wo sie abstiegen und ihre Rösser anbanden. Offensichtlich litt der Kaiser ebenso sehr unter der Hitze wie seine Soldaten, denn er begann, sein Gewand auszuziehen und, nur mit der Bruche bekleidet, ins Wasser zu steigen. Der Leibdiener nahm des Kaisers Sachen an sich, während die vier schwer gerüsteten Schildknappen, die nie von Friedrichs Seite wichen, mit ihren Lanzen in den Händen am Ufer Wache standen.
    Noch vor einem Jahr hätte Jean es höchst befremdlich gefunden, Barbarossa wie einen gewöhnlichen Wanderer baden zu sehen, doch inzwischen war er dergleichen gewöhnt. Ein Heerlager war keine komfortable Königspfalz, und der Kreuzzug mit all seinen Strapazen brachte es mit sich, dass der Kaiser oftmals gezwungen war, wie ein einfacher Soldat zu leben, zu reisen, zu essen. Barbarossa machte nicht den Eindruck, als würde er darunter leiden. Trotz seines biblischen Alters war er immer noch ein zäher Mann, der seinen Gefolgsleuten nur das zumutete, was er selbst zu ertragen bereit war.
    Aus diesem Grund empfand Jean einen an Verehrung grenzenden Respekt für ihn. Umsichtig und zielstrebig zugleich hatte Friedrich sein Heer durch fremde und feindliche Länder geführt, hatte Türken und verräterischen Byzantinern getrotzt, ohne jemals verschwenderisch mit dem Leben seiner Soldaten umzugehen. Mehr noch, er sorgte sich um das Wohlergehen seiner Krieger. Wenn ein Mann verwundet worden war, konnte er sicher sein, dass Barbarossa ein tröstendes Wort für ihn übrig hatte. Besondere Tapferkeit in der Schlacht belohnte er großzügig. Nach einem heftigen Angriff der Seldschuken hatte er zwei Schuster aus Mainz zu Rittern geschlagen, weil sie, ohne die Todesgefahr zu scheuen, einen der lebenswichtigen Proviantwagen gegen mehrere türkische Reiter verteidigt hatten. Seitdem träumte jeder einfache Soldat davon, Barbarossas Gunst zu erringen, was die Männer zu immer neuen Heldentaten anspornte.
    Jean begriff, dass es nicht gerade ein Zeichen von Ehrerbietung war, im Gebüsch zu sitzen und dem Kaiser heimlich beim Baden zuzuschauen. Er beschloss, zum Lager zurückzuschleichen, zumal man ihn vermutlich bereits vermisste. Als er gerade seine Stiefel anziehen wollte, hörte er Schreie vom Flussufer.
    Er spähte durch das Geäst. »Mein Herr! Mein Herr!«, schrie Barbarossas Leibdiener mit sich überschlagender Stimme. Hektisch begannen die Schildknappen, ihre Rüstungen auszuziehen.
    Jeans Blick wanderte zur Mitte des Flusses, und was er sah, ließ ihm den Atem stocken. Barbarossa ruderte mit den Armen, versank im Wasser, tauchte prustend auf und ging wieder unter.
    Der Kaiser drohte zu ertrinken!
    Die Schildknappen würden es niemals rechtzeitig schaffen, ihre Rüstungen abzulegen und ihm zu Hilfe zu eilen. Der Leibdiener konnte offenbar nicht schwimmen, und die Ritter, die den Knappen quälten, waren zu weit weg, um das drohende Unheil zu bemerken. Ohne zu zögern ließ Jean seine Stiefel fallen, brach durch das Gebüsch und rannte die Böschung hinab, als wäre der Teufel hinter ihm her.
    Hatte das kalte Gebirgswasser Barbarossas alte Muskeln gelähmt? Hatte er sich an einem Felsen verletzt? Jeans Gedanken jagten, während er an den Schildknappen vorbeistürmte und mit einem Kopfsprung in den Fluss tauchte.
    Das Wasser war so eisig, dass er glaubte, sein Herz würde stehen bleiben. Keuchend tauchte er auf. »Haltet aus, Herr!«, brachte er hervor und kraulte, so schnell er konnte, zur Mitte des Saleph. Er war ein geübter Schwimmer, doch die Strömung war beträchtlich, und er konnte nicht verhindern, dass sie ihn mitriss.
    Barbarossa war nirgendwo zu sehen.
    »Da drüben!«, brüllte der Leibdiener, und Jean schwamm in die Richtung, die der Mann ihm wies.
    Er entdeckte einen Schatten unter der

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