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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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und versperrte ihm den Weg.
    »Was sind Eure Pläne für die Zukunft, de Fleury?«
    »Das geht Euch einen Dreck an!«
    »Wollt Ihr wieder Geschäfte machen, wenn Ihr genesen seid?« Als Michel nicht antwortete, beugte sich der Ritter zu ihm herunter. »Was Ihr auch tut, merkt Euch eins: Solange ich lebe, werdet Ihr nie wieder zu Wohlstand und Ansehen kommen. Bis zu Eurem Tod werdet Ihr der jämmerliche Wicht bleiben, der Ihr seid. Ihr habt mein Wort.«
    So schnell es sein geschientes Bein zuließ, umrundete Michel das Schlachtross und hinkte davon.
    »Habt Ihr auch die Nachrichten vom Kreuzzug gehört?«, rief de Guillory ihm nach.
    Widerwillig drehte Michel sich um. »Welche Nachrichten?«
    »Es gab Kämpfe in Ungarn. Viele tapfere Bürger Varennes’ sollen gefallen sein.«
    »Ihr lügt. Davon wüsste ich.«
    »Hört Euch um, wenn Ihr mir nicht glaubt.« De Guillory grinste. »Ob Euer Bruder unter den toten Helden ist? Ich fürchte, die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Einen mutigen Haudegen wie Jean zieht es schließlich immer in die vorderste Linie.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte Michel die Straße hinauf. Hinter ihm lachte de Guillory.
    Zornig, verzweifelt und erschöpft kam er bei Catherines Haus an.
    In der Nacht wurde er krank.
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, woran er leidet«, sagte der Medicus einige Tage später. »Es ist wie ein Fieber der Seele, und ich fürchte, es frisst ihn innerlich auf.«
    »Könnt Ihr etwas für ihn tun?«, fragte Catherine.
    »Schickt besser nach einem Priester. Das ist keine Krankheit, die ein Medicus kurieren kann. Ich sehe morgen wieder nach ihm. Gebt ihm einstweilen diesen Trank, damit er etwas zur Ruhe kommt.«
    Catherines Finger schlossen sich um die Phiole, und sie setzte sich neben das Bett. Während sie der schattenhaften Gestalt unter den Decken die Stirn tupfte, flüsterte sie leise ein Gebet.

April 1190

    V OGTEI A LTRIP
    D ie Geburt ihres Kindes war das Anstrengendste und Schmerzhafteste, was Isabelle je erlebt hatte. Doch als sie ihren Sohn nach vielen langen Stunden endlich in den Armen hielt, war die Qual augenblicklich vergessen.
    Zu Tode erschöpft lag sie im Bett, während die Hebamme den Geburtsstuhl säuberte und sich die Hände wusch. Sie hatte Isabelle die ganze Nacht über betreut, ihr gut zugeredet, sie mit erfahrenen Ratschlägen durch die Geburt geführt, schließlich gekonnt die Nabelschnur durchtrennt und das Kind gebadet. Trotz ihrer rauen Art hatte sich Isabelle in ihrer Gegenwart von Anfang an geborgen gefühlt. Ohne diese Frau hätte sie die Nacht gewiss nicht überstanden.
    Kaum hatte sie ihren frisch gebadeten und brüllenden Sohn in die Arme genommen, hatte er mit seinem winzigen Mund ihre entblößte Brust gefunden. Jetzt lag er satt und zufrieden da und schaute sie an, als wolle er jede Einzelheit ihres Gesichtes studieren. Seine Augen sahen genau aus wie die von Michel. Es war wahrlich ein Wunder.
    Wohltuender Duft erfüllte die Schlafkammer, als die Hebamme in einer Schale Kräuter verbrannte. »Wir sollten jetzt deinen Gemahl hereinlassen«, sagte sie. »Er ist gewiss schon ganz krank vor Aufregung.«
    Die Hebamme wusste ziemlich sicher, dass Thomasîn nicht der Kindsvater war. Sie besaß genug Feingefühl, kein Wort darüber zu verlieren.
    Zögernd trat der Freibauer ein. »Ist der Junge wohlauf?«
    »Er ist ein Prachtkerl. Kräftig und kerngesund.«
    »Und mein Weib? Hat sie die Geburt gut überstanden?«
    »Alles in bester Ordnung, Thomasîn. Kein Grund zur Sorge.«
    Die Hebamme verließ taktvoll die Stube, woraufhin er sich auf die Bettkante setzte und schweigend das Neugeborene betrachtete. Isabelle hatte sich vor diesem Moment gefürchtet. Die meisten Ehemänner brachten einem Kind, das nachweislich nicht von ihnen war, nichts als Hass entgegen und versuchten manchmal gar, es zu töten. Natürlich, Thomasîn hatte gewusst, worauf er sich einließ, als er sie heiratete – aber was hieß das schon? Wenn er ihren Sohn erblickte, erfasste ihn womöglich jähe Abneigung, die ihn blind machte für alle Appelle an seine Güte und Vernunft.
    Doch zu ihrer grenzenlosen Erleichterung geschah nichts dergleichen. Die einzige Regung, die sie in seiner Miene erkennen konnte, war Neugierde.
    »Er ist winzig«, sagte er. »Und ganz rosa.«
    »Ja.« Isabelle lächelte. »Willst du ihn einmal halten?«
    »Ich weiß nicht … Wäre das angebracht?«
    »Natürlich. Jetzt sei nicht so ein Feigling und nimm ihn schon.«
    Umständlich

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