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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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war im vergangenen Jahr gestorben. Sein Nachfolger hieß Mathieu de Lorraine, und man sagte ihm nach, er sei kein Freund von de Guillory.
    »Weswegen?«, fragte Le Roux. »Er hat keinerlei weltliche Befugnisse in Varennes.«
    »Aber geistliche, und er hat bei seinen Predigten mehrmals angedeutet, dass es ihm nicht gefällt, wie de Guillory mit den Schäfchen seiner Herde umspringt. Wenn wir ihn bitten, die überhöhten Marktabgaben als unchristlichen Wucher und Ausbeutung des arbeitenden Standes zu geißeln, wird er uns diesen Wunsch gewiss nicht abschlagen.«
    »Sehr gut«, sagte Melville. »Ein bischöfliches Dekret wäre genau der Schutzschild, den wir brauchen. Aber ich kenne de Lorraine. Er ist ein gerissener Fuchs. Er wird sich das etwas kosten lassen.«
    »Natürlich«, stimmte Michel ihm zu. »Und nicht wenig. Mit vierzig, fünfzig Pfund Silber müssen wir rechnen. Aber das ist nichts, verglichen damit, was wir auf lange Sicht sparen, wenn de Guillory die Abgaben senken muss.«
    »Können wir das aus der Gildekasse bezahlen?«, fragte Duval.
    »Nur zur Hälfte, wenn wir die Kasse nicht vollständig leeren wollen, was ich nicht empfehle«, antwortete Melville. »Jeder von uns müsste zwei Pfund beisteuern. Seid ihr damit einverstanden, Brüder?«
    Zwei Pfund waren ein annehmbares Opfer, und so nickten alle bis auf d’Alsace, der schon den ganzen Abend ein Gesicht wie zwei Fässer Essig machte.
    »Dann ist es beschlossen«, sagte der Gildemeister. »Morgen früh sammle ich das Geld ein und reite nach Toul.«

September 1198

    V ARENNES -S AINT -J ACQUES
    D as solltet Ihr Euch anhören«, sagte Berengar.
    Aristide stellte den Weinkelch auf den Tisch und trat ans Fenster des Saales. Am Marktkreuz stand ein Mann, reckte den Kopf und las aus einem Pergament vor.
    »… nicht nur Ausbeutung, sondern gottloser Wucher«, rief er gerade. »Deshalb darf kein christlicher Mann und keine christliche Frau gezwungen werden, Zölle und Abgaben in dieser Höhe zu entrichten. Jeder, der Aristide de Guillory dabei hilft, dieses Wuchergeld einzutreiben, sei er nun Zöllner, Stadtknecht oder Marktaufseher, versündigt sich, und seine Verfehlung wird nicht dadurch gemindert, dass er dem Herrn von Varennes-Saint-Jacques Treue geschworen hat …«
    »Schaff diesen Kerl her«, sagte Aristide. »Sofort.«
    Kurz darauf stieß Berengar den Fremden herein. Der Mann stolperte in den Saal, warf Berengar einen wütenden Blick zu und schaute Aristide geradewegs in die Augen, während er seine Haltung straffte. Das war keiner dieser Verrückten, die gelegentlich auf dem Domplatz predigten. Er trug saubere Kleidung und hatte ordentlich gestutztes Haar, und an seiner rechten Hand glitzerte ein Silberring.
    »Dies ist ein amtliches Edikt meines Herrn, Seiner Exzellenz Mathieu de Lorraine«, sagte er und wedelte mit dem Pergament. »Ihr habt kein Recht, mich daran zu hindern, es dem Stadtvolk zu verkünden.«
    Aristide riss ihm die Rolle aus der Hand. Tatsächlich – unten prangte das Siegel des Bischofs von Toul. »De Lorraine ist also der Meinung, dass meine Abgaben zu hoch sind, ja? Was steht da noch?«
    »Es handelt sich nicht bloß um eine Meinung«, erwiderte der Ausrufer frech. »Seine Exzellenz weist Euch und die Bürger Varennes’ darauf hin, dass Abgaben in dieser Höhe Wucher nach den Bestimmungen des zweiten Laterankonzils sind. Ein Grundherr, der die ihm anvertrauten Christen in dieser Weise ausbeutet, handelt gegen den Willen von Kirche und Papst.«
    »Und das ist deinem Herrn ganz plötzlich eingefallen? Er wurde nicht zufällig von der hiesigen Gilde dafür bezahlt, dieses Machwerk zu verfassen?«
    »Davon weiß ich nichts. Ich muss Euch bitten, mich gehen zu lassen, damit ich das Dekret verlesen kann.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst. Na los, verschwinde.«
    »Ihr lasst ihn einfach gewähren?«, fragte Berengar, als der Ausrufer gegangen war.
    »Glaub mir, ich hätte diesen Kerl liebend gern in den Kerker geworfen«, sagte Aristide harsch. »Aber dann hätte ich morgen das ganze verdammte Bistum und übermorgen den Erzbischof zum Feind.«
    Er setzte sich, mahlte mit den Kiefern und tippte mit den Fingerkuppen gegen den Weinkelch. Dass der Bischof ihm derart hinterhältig in den Rücken fiel, kam nicht überraschend – de Lorraine war ein jüngerer Bruder Ferrys und hatte noch nie einen Hehl aus seiner Verachtung für Aristide gemacht. Wahrscheinlich wartete er seit Monaten auf eine Gelegenheit, ihm zu schaden, weshalb er

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