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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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tagein durchs Haus getobt war.
    Manchmal ertrug Pierre die Stille in diesen Kammern kaum. Er dachte darüber nach, wieder zu heiraten, damit das Leben in sein Haus zurückkehrte. Leider war es schwer, in einer kleinen Stadt wie Varennes eine gute Frau zu finden. Selbst für einen ansehnlichen und wohlhabenden Mann wie ihn.
    Ich sollte noch einmal mit Charles reden, dachte er auf dem Weg zu seiner Schlafstube. Duval hatte eine große Familie und Brüder und Schwestern im ganzen Moseltal. Einige seiner Nichten kamen allmählich ins richtige Alter und waren recht hübsch. Vielleicht ließ sich da etwas machen.
    Als er die Tür öffnete, sah er eine Bewegung am Rande des Lichtscheins. Pierre erschrak so sehr, dass er beinahe die Kerze fallen ließ.
    »Wer seid Ihr?«, fragte er scharf und griff nach seinem Dolch. »Was tut Ihr in meinem …«
    Der Schatten schnellte nach vorn. Heißer, abscheulicher Schmerz durchzuckte Pierres Leib. Er prallte gegen den Türsturz und rutschte zu Boden.
    »Ihr …?«, flüsterte er, als er sah, wer sich zu ihm hinabbeugte.
    Stille erfüllte den Saal der Gildehalle, drang in jeden Winkel, legte sich schwer auf die Männer an der Tafel. Ihre Gesichter waren blass. Sogar das Kerzenlicht wirkte kraftlos und trüb.
    »Ihr alle wisst, warum ich euch rufen ließ«, ergriff Duval das Wort. Seine Augen waren rot und geschwollen. »Unser Meister und Schwurbruder Pierre ist tot. Er wurde heute Nacht in seinem Haus überfallen und ermordet.«
    »De Guillory soll zur Hölle fahren«, murmelte René Albert. »Der Teufel soll ihn holen!«
    »Wir wissen doch gar nicht, ob er dahintersteckt«, sagte Eustache Deforest. »Ein Kaufmann macht sich im Lauf seines Lebens viele Feinde, besonders, wenn er so erfolgreich ist, wie Pierre es war. Vielleicht war es ein Racheakt. Von einem Rivalen in Metz, dem er ein Geschäft weggeschnappt hat.«
    »Natürlich war es de Guillory«, widersprach Duval. »Ich habe euch doch gesagt, dass er gefährlich ist. Pierres Tod ist eine Drohung an uns alle.«
    »Charles hat recht«, sagte Michel. »Das ist de Guillorys Werk – darauf verwette ich mein ganzes Silber.«
    »Gut«, sagte Sancere. »Dann lasst ihn uns für seine Tat zur Rechenschaft ziehen. Zeigen wir ihn beim Herzog an und bringen wir den Fall vor das Vasallengericht.«
    »Hat es jemals zu etwas geführt, wenn Bürgerliche einen Edlen anzeigen?«, murmelte Aimery Nemours. »Herzog Simon wird uns kein Wort glauben.«
    Alle blickten den Ministerialen an. Michel dachte, dass es Wochen her sein musste, dass Nemours bei den Gildezusammenkünften etwas gesagt hatte. Doch dies war keine Bemerkung von der Art, wie man sie von ihm erwartet hätte; sie war weder zynisch noch schadenfroh. Nemours war nicht weniger erschüttert von dem Vorfall als die übrigen Schwurbrüder.
    »Dann soll uns das Schöffenkollegium eben beistehen!«, fauchte Albert.
    »Das Schöffenkollegium hat schon lange keine Macht mehr«, erwiderte Nemours ruhig. »Das wisst ihr so gut wie ich.«
    »Eine Anklage vor dem Vasallengericht hat keinen Sinn«, sagte auch Duval. »Wir können nicht das Geringste beweisen. Ich habe heute Mittag mit Pierres Hausbedienten gesprochen. Sie haben nichts gesehen und nichts gehört. Als sie Pierre in der Früh fanden, war der Mörder längst verschwunden.«
    »Also lassen wir de Guillory ungeschoren davonkommen?«, fragte Voclain.
    »Ich fürchte, darauf wird es hinauslaufen. Ich sehe jedenfalls keine Möglichkeit, ihm den Mord nachzuweisen und ihn zur Verantwortung zu ziehen.«
    Abermals senkte sich Schweigen herab.
    »Wir hätten niemals gegen die Abgaben aufbegehren dürfen«, sagte Fromony Baffour mit weinerlicher Stimme. »Das haben wir jetzt davon.«
    »Trotzdem dürfen wir nicht aufgeben«, entgegnete Le Roux harsch. »Das ist doch genau das, was de Guillory will. Wir müssen weiter für unser Recht kämpfen.«
    »Wenn wir das tun, lässt er noch einen von uns ermorden«, hielt Thibaut d’Alsace dagegen. »Und ich will nicht der Nächste sein, so viel ist sicher. Wir sollten vernünftig sein und einlenken.«
    »Und vor de Guillory buckeln und uns wieder von ihm ausplündern lassen? Nein. Da mache ich nicht mit.«
    »Dann seid Ihr ein Narr, Le Roux«, fuhr d’Alsace ihn an. »Ihr seid alle Narren. Was muss noch passieren, dass ihr begreift, dass wir der Obrigkeit nicht gewachsen sind? Es ist wie damals bei eurem törichten Kampf gegen Bischof Ulman. Keiner wollte unsere Warnungen hören, bis das Chaos ausbrach und

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