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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Lindenholz, versehen mit Schnitzwerk und Bronzescharnieren; sie hatte es vor Jahren in Speyer gekauft und ihm zu seinem Namenstag geschenkt. Sie nahm die Schillingmünzen heraus, steckte das Kästchen in ihren Beutel und verließ das Haus.
    Sie machte einen Umweg über die Felder, damit sie nicht durchs Dorf gehen musste, und näherte sich der Richtstätte von Westen. Sie wollte eine Handvoll seiner Asche in die Schatulle tun und sie auf seinem Land begraben. So hätte Thomasîn es gewollt. Doch als sie zur Wiese kam, wo man ihn verbrannt hatte, wurde ihr klar, dass sie etwas nicht bedacht hatte: Es hatte zwei Scheiterhaufen gegeben – welcher war Thomasîns?
    Lange betrachtete sie die beiden Haufen aus verkohlten Holzbrocken. Obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug, ging sie näher heran. Die Asche war noch warm. Bilder stiegen in ihr auf, so sehr sie auch dagegen ankämpfte. Sie sah, wie die Flammen Thomasîns Kleidung verzehrten, seine Haare, seinen Bart, seine Wimpern, wie seine Haut Blasen warf und schmolz. Und sie hörte ihn schreien. Immer lauter, immer qualvoller.
    Etwas Weißes blitzte in der Asche auf. Unwillkürlich bückte sie sich danach. Zuerst dachte sie, es wäre ein Stück Holz. Aber es war kein Holz. Es war ein halber Kieferknochen.
    Sie fiel auf die Knie und erbrach sich. Es kam nur Galle, denn sie hatte seit einer Ewigkeit nichts gegessen. Keuchend atmete sie die warme Ascheluft ein und wischte sich den Mund ab.
    »Es ist der linke.«
    Am Rand der Wiese stand Gregor von Worms, der Schultheiß. Isabelle stand auf und klopfte sich den Schmutz von den Knien.
    »Der da«, sagte er. »Das ist Thomasîns Scheiterhaufen. Deshalb bist du doch hier, oder?«
    Mit einer Mischung aus Scham und Erleichterung stellte Isabelle fest, dass sie sich auf Johanns Überreste erbrochen hatte. Mit dem Fuß schob sie Asche über den feuchten Fleck; dann ging sie zum anderen Haufen, holte die Schatulle aus dem Beutel und tat etwas Asche hinein.
    »Wo willst du sie begraben?«
    »Auf dem Hof.«
    Gregor nickte, als wäre das auch sein Vorschlag gewesen. »Ich schicke dir Pater Rainald, damit er das Grab segnet.«
    Gestern hatte der Schultheiß den scharfen Hund gespielt. Kaum war der Vogt fort, war er wieder der leutselige und gemütliche Bursche, den die Bewohner der Vogtei so schätzten. Isabelle hätte am liebsten vor ihm ausgespuckt. »Wieso musstet Ihr ihn töten?«, fragte sie. »Ein Bußgeld und eine Sühne hätten doch gereicht.«
    »Sodomie ist ein schweres Verbrechen. Es grenzt an Ketzerei.«
    »Herrgott, er hat niemanden beraubt oder umgebracht. Er hat keiner Seele etwas getan.«
    »Du musst den Vogt verstehen …«
    »Ich soll ihn verstehen? Ihn verstehen ?«
    »Wir haben Krieg. Harte Zeiten erfordern nun einmal harte Maßnahmen.«
    »Was hat der verdammte Krieg mit Thomasîn zu tun? Oder mit Johann?«
    »Unsere Sündhaftigkeit ist schuld daran, dass Gottes Zorn über uns kommt.«
    »Gott zürnt uns, weil wir zwei Könige haben, die sich wie trotzige Kinder benehmen. Nicht wegen der Liebe eines Mannes zu einem anderen. Wer so etwas glaubt, ist ein Narr.«
    Darauf wusste der Schultheiß nichts zu sagen. Sie steckte das Kästchen ein und wandte sich zum Gehen.
    »Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen«, rief Gregor von Worms ihr nach.
    »Scher dich zum Teufel.«
    Als sie nach Hause kam, war Rémy bereits wach. Die Magd sagte ihr, er habe keinen Bissen hinuntergebracht. Isabelle setzte sich zu ihm, gab ihm einen Kuss und bat ihn, seinen Brei zu essen. Er gehorchte, schaffte jedoch nur den halben Napf. Er war so klug, so aufgeweckt, so reif für sein Alter, dass Isabelle manchmal vergaß, dass er erst neun Jahre alt war – ein Kind. Er verstand nicht, warum man Thomasîn getötet hatte. Er wusste nur, sein Vater war fort und würde nie zurückkommen. Sie konnte nicht ermessen, was das für ihn bedeutete.
    Sie gingen zum Waldrand, zu einer Anhöhe ganz in der Nähe der Bachquelle, von der aus man Thomasîns Land überblicken konnte, vom Flussufer bis zu den Fischteichen. Hier vergruben sie die Schatulle mit seiner Asche. Isabelle markierte die Stelle mit Steinen und nahm sich vor, später ein Kreuz aufzustellen.
    Sie knieten nieder, um für seine Seele zu beten.
    »Ist Vater jetzt bei den Engeln?«, fragte Rémy.
    »Ja, das ist er.«
    »Boso hat gesagt, er ist im Fegefeuer, weil er Liebe mit einem Mann gemacht hat.«
    »Boso ist ein Dummkopf ohne einen Funken Verstand. Hör nicht auf ihn. Dein Vater ist im

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