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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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führten Rémy und sie in einen winzigen Nebenraum, in dem der Schultheiß normalerweise Betrunkene und Raufbolde festhielt, die den Marktfrieden gestört hatten. Er enthielt nichts außer fauligem Stroh, das nach Urin stank. Das einzige Fenster in den Steinwänden war gerade einmal so groß wie ihre Hand und wies auf den Garten hinter dem Haus.
    Die Büttel schlossen die Tür und schoben den Riegel vor. Isabelle stand reglos da und legte die Arme um Rémy. Sie unterdrückte die Tränen, die mit aller Macht nach draußen drängten. Ihr Sohn sollte sie nicht weinen sehen.
    Der Junge hob den Kopf. »Mutter«, fragte er, »was ist ein Sodomit?«
    Nach einer Stunde, vielleicht waren es auch zwei oder drei, öffnete sich knarrend die Tür.
    »Komm mit«, befahl der Büttel.
    Die Männer des Vogts führten Isabelle zum Friedhof der Pfarrkirche, auf dem seit jeher Gericht gehalten wurde. Unter der alten Linde hatte man einen Tisch aufgestellt, hinter dem Gregor von Worms thronte. Der nächste Gerichtstag würde erst in einigen Wochen stattfinden; Thomasîns Verbrechen wog jedoch so schwer, dass man sofort ein Urteil finden wollte.
    Das ganze Dorf drängte sich zwischen den Grabsteinen und Beinhäusern. Kaum jemand bemerkte Isabelle und Rémy; die meisten Leute glotzten nach vorne, wo Thomasîn und Johann standen, die Hände gefesselt. Abscheu und Hass sprachen aus den Gesichtern. Gestern noch waren die beiden Männer ihre Nachbarn und geachtete Mitglieder ihrer Gemeinschaft gewesen; jetzt waren sie Verbrecher und Sünder, die nichts als den Tod verdienten.
    Isabelle blieb stehen. »Lasst meinen Sohn in die Kirche gehen«, bat sie den Büttel. »Er soll das nicht sehen. Bitte.«
    Der Mann zögerte, dann winkte er eine Bäuerin zu sich. »Du. Geh mit dem Jungen in die Kirche.«
    »Aber ich will die Verhandlung sehen. Es ist mein Recht.«
    »Tu, was ich dir sage.«
    »Geh mit der Frau«, sagte Isabelle zu Rémy. »Ich komme dich später holen.«
    »Ich will bei dir bleiben«, sagte Rémy und kämpfte mit den Tränen.
    »Jetzt geh schon.«
    Er begann zu schluchzen, als die Bäuerin grob seine Hand nahm und ihn zum Kirchenportal zerrte. Der Büttel führte Isabelle zum Rand der Menge, wo sie stehen blieben.
    Thomasîn wandte sich zu ihr um. »Isabelle!«
    »Halt den Mund!«, sagte einer der Büttel, die auf ihn und Johann aufpassten.
    Er wollte zu ihr laufen, doch der Büttel hielt ihn fest.
    »Runter auf die Knie. Alle beide.«
    Johanns Schultern zitterten, und er weinte leise, als er dem Befehl nachkam. Isabelle entdeckte Johanns Frau und seine beiden Söhne. Sie knieten in der vordersten Reihe und hielten die Köpfe gesenkt. Sein Weib hatte die Hände gefaltet, betete und schaute Johann nicht an.
    Der Vogt und zwei Priester traten durch die Pforte in der hinteren Friedhofsmauer. Das Murmeln der Menge erstarb, und der Vogt setzte sich zwischen den Schultheißen und die Geistlichen an den Gerichtstisch, auf dem ein Schwert lag: das alte Symbol der Blutgerichtsbarkeit, die er vertrat.
    »Johann und Thomasîn, Freisassen der Vogtei Altrip – kraft der mir verliehenen Macht über Recht und Gesetz klage ich euch der Sodomie an. Man hat euch gesehen, wie ihr euch am gestrigen Tag im Forst der Allmende auf schändlichste Weise aneinander und wider Gott und die Natur versündigt habt. Gesteht ihr euer Verbrechen vor diesem Gericht?«
    Schweigen. Johanns Schluchzen klang laut in der Stille, die auf dem Friedhof lastete.
    »Könnt ihr Eidhelfer benennen, die beim Heil ihrer Seele schwören, dass ihr unschuldig seid?«
    Wenn es geholfen hätte, wäre Isabelle ohne zu zögern vorgetreten, hätte ihre Rechte auf die Bibel gelegt und einen Meineid geschworen – nichts kümmerte sie weniger in diesem Augenblick als ihr Seelenheil. Doch es hätte nichts genutzt – nicht das Geringste. Das Ergebnis dieser Gerichtsverhandlung stand seit Stunden fest. Nichts und niemand würde den Vogt daran hindern, sein Urteil zu fällen.
    »Nein? Dann bekennt. Oder wollt ihr eure Unschuld mit einem Gottesurteil beweisen?« Als weder Johann noch Thomasîn antworteten, wandte sich der Vogt an den Schultheißen. »Holt zwölf Pflugscharen und erhitzt sie im Feuer, bis sie glühen. Die Beklagten sollen mit bloßen Füßen über die Eisen schreiten. Verbrennen sie sich weder Haut noch Fleisch, hat der Herr gesprochen, und ihre Unschuld ist erwiesen. Hast du etwas gesagt?«, fragte er Johann.
    »Ich bekenne«, sagte der Freisasse mit brechender Stimme.
    »Du

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