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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Geldstück wies eine seltsame schwärzliche Färbung auf.
    »Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich der Wechsler.
    »Was sind das für scheußliche Münzen?«
    »Es sind echte Deniers aus der Münze von Varennes, Herr, mein Wort darauf.«
    »Aber sie enthalten viel zu wenig Silber.«
    »Ihr wart eine Weile nicht hier, richtig?«
    »Ich war drei Jahre in Mailand.«
    »Unsere Deniers sind nicht mehr das, was sie einmal waren.« Der Wechsler senkte die Stimme. »Es liegt an Bischof Ulman. Er lässt sie ständig verrufen.«
    »Bischof Ulman?«, fragte Michel mit gerunzelter Stirn.
    »Bischof Jean-Pierre ist vor zwei Jahren verstorben, möge er in Frieden ruhen. Ulman ist sein Nachfolger.«
    Unwillkürlich bekreuzigte Michel sich. Jean-Pierre war seit seiner Kindheit Bischof von Varennes-Saint-Jacques gewesen, ein schwieriger, wenngleich einigermaßen gerechter Mann. »Was heißt das, er lässt die Münzen ›verrufen‹?«
    »Nun, er erklärt sie für ungültig und zwingt uns, sie gegen neue umzutauschen.«
    »Die natürlich weniger Silber enthalten als die alten.«
    »Ich fürchte, so ist es, Herr.«
    Sinn und Zweck dieses Verfahrens musste der Wechsler Michel nicht erklären: Das eingesparte Silber floss in die Schatullen des Bistums. Michel war inzwischen lange genug Kaufmann, um zu wissen, dass die Münzherren der verschiedenen Städte und Fürstentümer überaus erfindungsreich waren, wenn es galt, ihre Untertanen zur Kasse zu bitten – aber diese Methode der Besteuerung war mit Abstand die niederträchtigste, von der er je gehört hatte. »Wie oft ist das schon passiert?«
    »Viermal in den letzten zwei Jahren, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Viermal!«, rief Michel aufgebracht. Kein Wunder, dass die Deniers von Varennes inzwischen fast nur noch minderwertiges Metall enthielten.
    »Nicht so laut, Herr, bitte«, murmelte der Wechsler mit einem verstohlenen Blick auf zwei bischöfliche Waffenknechte, die gerade die Straße entlangschlenderten. »Ich will keinen Ärger.«
    »Wieso unternimmt niemand etwas dagegen? Was sagt die Kaufmannsgilde dazu?«
    »Es ist Bischof Ulmans gutes Recht, neue Münzen zu prägen«, antwortete der Wechsler ausweichend. »Er ist der Münzherr von Varennes.«
    Und du wirst den Teufel tun, dich zu beklagen, immerhin verdienst du an jedem Münzumtausch deinen Anteil. Ungehalten steckte Michel sein Geld ein. Er schätzte, dass er soeben – bedingt durch die Wechselgebühren und den Umtausch in minderwertige Münzen – rund ein Fünftel seiner Ersparnisse verloren hatte.
    Zu Hause verstaute er das Geld in einer Truhe in der Schreibstube und berichtete Jean von dem unerfreulichen Erlebnis in der Wechselstube. Sein Bruder zuckte nur mit den Schultern. Offenbar hatte er schon zu viele Geldentwertungen miterlebt, um sich noch darüber zu ärgern. »Besser, du findest dich damit ab«, sagte er. »Man kann ohnehin nichts dagegen tun.«
    Michel dachte nicht daran, dergleichen einfach hinzunehmen. Er beschloss, mit den anderen Kaufleuten darüber zu sprechen, sowie man ihn in der Gilde aufgenommen hatte. Zuerst aber musste er ein anderes Ärgernis aus der Welt schaffen. »Brauchst du heute Morgen Abendrot?«
    »Nein. Wieso?«
    »Ich muss zur Burg von Renard de Guillory. Sein Sohn hat mir Maronne weggenommen.«
    »Er hat was ?«, rief Jean.
    Michel wollte nicht über den demütigenden Vorfall sprechen. »Ich hole sie mir zurück. Und anschließend rede ich ein ernstes Wörtchen mit dem alten Renard. Er soll gefälligst dafür sorgen, dass sich sein Stammhalter nicht wie ein Straßenräuber benimmt.«
    »Renard ist tot. Er starb vergangenes Jahr. Aristide ist jetzt der neue Herr von Guillory.«
    Dröhnend ließ Michel den Truhendeckel zufallen. »Der Auferstandene sei uns gnädig.«
    »Sei vorsichtig, wenn du mit ihm redest«, riet ihm Jean. »Der Kerl ist gefährlich. Lass mich am besten mitkommen.«
    Gegen Mittag, als eine kühle Brise die schlimmste Hitze vertrieb, sattelte Michel Abendrot und ritt mit Jean zur Burg Guillory, die eine gute Wegstunde zu Fuß südlich von Varennes lag. Die Festung stand auf einem Hügel mit steilen, bewaldeten Hängen im Süden und Westen; zur Mosel hin fielen sie dagegen sanft ab. Birken und dichtes Farngestrüpp säumten den Pfad, der sich zum Torhaus hinaufschlängelte.
    Schon von Weitem sah Michel, dass an der Anlage gerade gebaut wurde. Die einstige Kernburg, bestehend aus einer Schildmauer mit zwei Türmen, dem Bergfried und dem Palas mit den

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