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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Wohnquartieren, wurde um vorgelagerte Befestigungen auf dem Hügelkamm erweitert. Holzgerüste umgaben die halbfertigen Wälle; auf einem Turm stand ein Lastkran, mit dem Arbeiter Steinblöcke zur Mauerkrone hinaufbeförderten.
    Als sie durch das neue Tor ritten, wehten ihnen dichte Staubschwaden entgegen. Steinmetze und Zimmerleute bearbeiteten das Baumaterial, das die Maurer für die Wälle und Türme benötigten. Außerdem schufteten Dutzende von Leibeigenen auf der Baustelle, hoben Gräben aus und schleppten Steine und Baumstämme, überwacht von mehreren Waffenknechten. Die Soldaten schreckten nicht davor zurück, Hörige, denen Hitze und Erschöpfung zu schaffen machten, mit Gewalt zur Eile anzutreiben. Michel beobachtete, wie ein Bewaffneter einen älteren Leibeigenen mit dem Lanzenschaft schlug, weil dieser sich im Schatten ausruhte. Angst lag in der Luft.
    Wenn die Bauarbeiten eines Tages abgeschlossen sind, ist die Burg viel zu groß für einen einfachen Ritter. Wofür braucht ein unbedeutender Edelmann wie Aristide de Guillory eine solche Festung?
    Michel führte Abendrot zur Tränke, band den Wallach fest und wandte sich an einen Steinmetz. »Wo finde ich deinen Herrn?«
    »Da drüben.«
    Michel und Jean gingen in die Richtung, die der Handwerker ihnen wies, und fanden Aristide de Guillory im Schatten der Wehrmauer. Einer der Soldaten, die ihn gestern auf der Jagd begleitet hatten, war bei ihm – Michel erinnerte sich, dass der Kerl Berengar hieß. Die beiden Männer lehnten sich auf ein Fass, beaufsichtigten die Arbeiten und tranken Wein.
    De Guillory strahlte wieder jene lässige Selbstgefälligkeit aus, von der sich Michel stets herausgefordert fühlte. Energisch schritt er auf den Ritter zu.
    »Ah, der fahrende Krämer«, begrüßte de Guillory ihn nicht unfreundlich. »Kann ich dir einen Becher Wein anbieten?«
    »Ich will mein Pferd zurückhaben«, sagte Michel.
    »Dein Pferd …« Der hünenhafte Ritter richtete sich auf und blickte versonnen ins Nichts.
    »Wo ist es?«, fragte Michel schroff.
    »Ich würde es dir gerne zurückgeben. Aber ich fürchte, es gibt da ein Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    »Dein Pferd war ein ganz schönes Biest. Störrisch und bösartig. Es wollte mich beißen.«
    »Maronne hat noch nie jemanden gebissen«, erwiderte Michel. »Wahrscheinlich habt Ihr sie schlecht behandelt.«
    De Guillory wechselte einen belustigten Blick mit Berengar. »Ich weiß, wie man Pferde behandelt, glaub mir. Auf dem Torweg hat deine Maronne versucht, mich abzuwerfen. Sie hat mich beinahe vor meinen Leibeigenen zum Gespött gemacht. Deshalb musste ich sie abstechen.«
    »Abstechen?«, ächzte Michel. »Das … das ist ein schlechter Scherz.«
    »Berengar hat sie gestern Abend geschlachtet und das Fleisch an die Hörigen verteilt. Frag sie, wenn du mir nicht glaubst.«
    Tränen schossen Michel in die Augen, und er wandte sich ab, leider zu spät – de Guillory und Berengar hatten es bereits gesehen.
    »Schau dir den Kerl an«, sagte de Guillory. »Flennt wegen eines Gauls.«
    Berengar lachte und trank von seinem Wein.
    Michel sah, dass Jean vor Wut die Fäuste ballte. Er riss sich zusammen und fuhr herum. »Ihr werdet mir mein Pferd ersetzen!«
    »Natürlich.« Der Ritter gab Berengar ein Handzeichen, woraufhin dieser eine Handvoll Münzen hervorholte und auf das Fass knallte.
    »Das ist alles? Sechs Sous?«
    »Mehr war der Klepper nicht wert«, sagte de Guillory.
    »Du verdammter Bastard!«, knurrte Jean und ging auf ihn los. Der Ritter packte ihn mit seinen Prankenhänden an den Oberarmen und hielt ihn fest.
    »Schön langsam, Freundchen. Ihr nehmt jetzt das Geld und verschwindet. Oder ich stecke euch in den Kerker, bis ihr euch beruhigt habt.«
    Mit zorniger Miene war Berengar vorgetreten, bereit, seinem Herrn zu Hilfe zu kommen. Von der Baustelle näherten sich außerdem zwei Kriegsknechte, angelockt von den aufgebrachten Stimmen.
    Michel wusste, wann er verloren hatte. »Hör auf, Jean.«
    Sein Bruder schüttelte de Guillorys Hände ab und spuckte aus. Michel nahm die Münzen. »Lass uns gehen.«
    Unter dem Gelächter de Guillorys und Berengars stapften sie zur Tränke.
    »Warum hast du mich zurückgehalten?«, fauchte Jean. »Ich hätte ihm alle Zähne ausgeschlagen!«
    »Halt den Mund. Du machst alles nur noch schlimmer.« Seine geliebte Maronne – einfach abgestochen wie ein schlachtreifes Schwein und an die Leibeigenen verfüttert. Wenn Michel daran dachte, überkam ihn

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