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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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dem Rechten und brachte die Zinslisten der Erzdiözese auf den neuesten Stand. Leider nahm all das zusammengenommen nur ein paar Stunden in Anspruch, sodass sich Ulman gezwungen sah, seinen Gast in der restlichen Zeit zu beschäftigen. Angespornt von dem grässlichen Gedanken, Johann könnte sich langweilen, unternahm er beträchtliche Anstrengungen, den Archidiakon bei Laune zu halten. Doch das war alles andere als einfach – die meisten Vergnügungen kamen wegen des verletzten Fußes nicht infrage. Sie konnten nicht ausreiten, nicht auf die Jagd gehen, keinen Spaziergang an der Mosel machen.
    Was blieb da noch? Ulman beschloss, Johann zunächst Varennes zu zeigen. Während sie in der Sänfte saßen und sich durch die Stadt tragen ließen, schickte Ulman einen Boten zu Jaufré Géroux und flehte den Ministerialen um Hilfe an. Géroux erklärte sich daraufhin bereit, Johann einen Einblick in seine Büchersammlung und seine Kollektion fremdländischer Silber- und Goldmünzen zu gewähren. Der Archidiakon zeigte sich angemessen beeindruckt von den Schätzen und vertiefte sich für volle zwei Stunden in ein Buch über das Wirken der Apostel.
    Auf diese Weise rettete sich Ulman über den ersten Tag. Nach dem Abendessen wollte er früh zu Bett gehen, doch Johann, der noch genauso munter wie am Morgen war, bestand darauf, dass er ihm Gesellschaft leistete. So saß er abermals bis Mitternacht im Saal und hörte sich weitschweifige Geschichten vom Kaiserhof an. Heute fand er sie weit weniger amüsant als gestern, aber um seinen Gast nicht zu verärgern, heuchelte er Interesse. Auch die Spielleute stellten seine Geduld auf die Probe, denn ihr Repertoire erwies sich als äußerst begrenzt. Tatsächlich spielten sie dieselben Lieder wie gestern, sogar in derselben Reihenfolge, und Ulman hätte sie längst hinausgeworfen, wenn Johann nicht nach dem zweiten Lied ausgerufen hätte: »Großartig! Einfach großartig! Es muss Jahre her sein, dass ich solch hervorragende Musikanten gehört habe. Nur weiter! Immer weiter!«
    Als Ulman in jener Nacht todmüde ins Bett fiel, begann er zu ahnen, dass er einen hohen Preis dafür zahlte, dem Archidiakon zu gefallen. Hoffentlich ist es das wert, dachte er, bevor er in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank.
    Der nächste Tag begann zur Prim, denn der Archidiakon war ein energischer Frühaufsteher. Gleich nach dem Morgenbrot besuchten sie das Grab des heiligen Jacques in den Katakomben des Doms und lauschten dem Propst, der ihnen die erbauliche Geschichte von Jacques’ Martyrium im Kerker bretonischer Heiden und seiner späten Läuterung erzählte. Anschließend ließ sich Johann zum Pächter der erzbischöflichen Mühle bringen, wo er, wie Ulman inständig hoffte, mindestens bis zur None bleiben würde. Leider kam er schon nach einer Stunde zurück und erkundigte sich fröhlich nach den Zerstreuungen des Nachmittags. Also organisierte Ulman kurzerhand ein Turnier im Bogenschießen, bei dem Johanns Waffenknechte, seine eigenen Soldaten und die Büttel des Schultheißen auf dem Viehmarkt vor den Stadtmauern gegeneinander antraten. Nachdem die Männer des Archidiakons zu Ulmans Verdruss haushoch gewonnen hatten, bestiegen sie abermals die Sänfte, besichtigten die Saline auf der anderen Seite des Flusses und ließen sich von Chonrat, dem Vorarbeiter der Bornknechte, die Geheimnisse der Salzgewinnung erklären. Damit war auch der zweite Tag glücklich zu Ende gebracht. Allerdings war Ulman nun mit seinem Latein am Ende. Falls Johann sich entschlösse, einen dritten Tag zu bleiben, konnte er ihn allenfalls mit Brettspielen unterhalten.
    Schweigen herrschte in der Sänfte, während sie am frühen Abend zur Stadt zurückkehrten. Johann betrachtete die Hügel und wirkte in Gedanken versunken. Als sie das Salztor durchquerten, sagte er unvermittelt: »Ihr habt wahrlich eine schöne Stadt und ein gesundes Bistum, mein Freund. Ihr solltet gut darauf aufpassen.«
    »Das tue ich«, erwiderte Ulman. »Oder ist der Erzbischof nicht zufrieden mit meiner Arbeit?«
    »Doch, das ist er. Überaus zufrieden sogar. Seit Ihr das Bistum führt, sind die Einnahmen aus Steuern, Marktzoll und Pacht beträchtlich gestiegen. Von Karden hat wahrhaftig eine hervorragende Wahl getroffen, als er Euch zum Bischof ernannte.«
    Ulman war nicht wenig geschmeichelt. »Ich danke Euch.«
    »Und doch gibt es etwas, das mir Sorge bereitet«, fuhr Johann fort. »Wir leben in gefährlichen Zeiten, Ulman. Gottlose Gedanken breiten sich

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