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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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leitende Staatsanwalt gab soeben
bekannt, dass das Ultimatum der Hansen von der Bundesregierung bestätigt wurde
und zur gleichen Zeit die von Herrn Wegner geforderten fünfzig Millionen Dollar
auf ein Schweizer Nummernkonto überwiesen worden waren.
    Trotzdem
scheinen die Dinge außer Kontrolle zu geraten. Vor laufenden Kameras und unter
dem Schutz aller Einsatzkräfte soll nun die Gemeinde Wusterwalde - allen voran,
Frau Dr. phil. Margot S. Hansen und ihre jüngere Schwester Elisabeth - zum
Flughafen Fuhlsbüttel expediert werden. Das Marinefliegergeschwader in Kiel hat
zehn Transporthubschrauber zur Verfügung gestellt, um die 587 Frauen nach
Hamburg auszufliegen. Vom dänischen Flugplatz Skrydstrup stiegen zusätzlich
vier Search-And-Rescue-Hubschrauber auf, um ihre deutschen Kollegen zu
unterstützen. Die beiden Geiseln, Klaus Neufeld und der verletzte Dr. Felix
Scholz, der inzwischen notdürftig versorgt werden durfte und sich mittlerweile
außer Lebensgefahr befindet, haben mit der Hansen und der Radtke, drei
schwangeren Frauen und den 72 Kindern nebst Betreuerinnen in diesem Augenblick
die ersten drei Hubschrauber bestiegen. Die zehn toten Beamten wurden geborgen
und die gepanzerten Fahrzeuge, die um den Vorplatz des Weißen Hauses
aufgestellt waren, sind abgezogen worden. Die Frauen des Dorfes haben sich in
Marschformation aufgestellt und warten auf den Abtransport. Merkwürdigerweise
sehe ich bei niemandem Reisegepäck. Sie verlassen ihr Dorf mit leeren Händen.
Nach Äußerungen der Hansen fliegen sie in ein Goldenes Zeitalter. Es ist immer
noch nicht geklärt, ob die Sektenchefin psychisch krank ist oder nur mit
billigen Tricks Geld abkassieren will. Wie lange die Überführung aller Personen
nach Hamburg dauert, können wir bislang nicht abschätzen. Doch man wird mit
mehreren Stunden rechnen müssen. Da das Innere des Rathauses scheinbar geräumt
ist, könnte die Durchsuchung des Gebäudes theoretisch beginnen. Das war Ihr
Hans-Peter Hahn für NDR II.“
    Das
digitale Aufnahmegerät wurde ausgeschaltet, das Mikro in Schaumgummi gewickelt,
und Hans-Peter meinte lakonisch zu seinen Kollegen: „Jemand darf in diesem,
unserem Land zehn Menschen er-schießen, zwei Großkonzerne offiziell erpressen
und die Bundesregierung lächerlich machen, und wird zur Belohnung von den
Strafverfolgungsbehörden der Bundesrepublik Deutschland auch noch gebührenfrei
in ein Goldenes Zeitalter ausgeflogen. Ich bewundere denjenigen, der das
verstehen kann. Ich kann es nicht.“
     
    Veränderung ist
nur das Salz des Vergnügens. (Schiller)

79. Zwischenlandung
     
    David
steckte mir zehn Hundertdollarscheine in meine leere und ausgebeulte
Hosentasche. „Damit du mir nicht gleich am ersten Tag in der Fremde
verhungerst“, meinte er. Mit seinem rechten Knie trat er mir sanft in mein
Hinterteil und schob mich durch die Pendeltür des VIP-Einganges. Ich sagte
noch: „Ist eigentlich merkwürdig: Da lebt man seit Jahren in Ghana und kennt
seine umliegenden Nachbarn nicht einmal - war ja nie Zeit dafür.“
    „Scheiß
drauf“, schrie mir David auf dem lärmenden Flugfeld ins Ohr. „Das kannst du
irgendwann mal nachholen, wenn du willst. Grüße Steven von mir. Du wirst mit
deinem Blechbomber früher in Abidjan sein als ich mit meiner Botschaftskarosse
in Accra. Na, du wirst ja sehen. Versuch mich auf alle Fälle anzurufen. Mach's
gut. Ich treffe euch nächste Woche bei unseren französischen Freunden. Pass auf
dich auf. Bye, bye.“
    Kurz
bevor ich die kleine verrostete Gangway betrat, umarmte ich ihn und sagte:
„Danke für alles, David. Ich glaube, du hast mir heute das Leben gerettet.“
    Mir
wurde ein Fensterplatz in der alten zweimotorigen Maschine zugewiesen.
Zufälligerweise konnte ich durch das kleine Bullauge David in seinem
Diplomatenwagen davonfahren sehen. Ich musste ihm wirklich dankbar sein, dass
er in der Lage war, mir die Nachricht von meiner bevorstehenden Verhaftung noch
rechtzeitig mitzuteilen, dadurch verdanke ich ihm meine weitere Zukunft.
Außerdem fühlte ich mich schon seit einiger Zeit nicht mehr wohl in meiner
Haut. Ohne Steven und unserem Ashanti Gold House, wusste ich sowieso nicht, was
ich in Ghana noch anfangen sollte. Mein Leben war irgendwie bedeutungslos
geworden. Und mit Florence jeden Tag gelangweilt im Gras zu liegen und den
Himmel anzuglotzen, entsprach auch nicht meinem wahren Lebensgefühl. Ja, ich
war heilfroh von hier wegzukommen und von dem ganzen Scheiß erlöst zu sein. All
das ging

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