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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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der Maueröffnung. Vroni flüchtete
mit den Kindern in den Westen, und niemand wusste wohin. Dann rief sie ihn nach
Bayern. Er kam. Aber auch das ging schief. Wahrscheinlich waren sie sich zu
ähnlich, jeder zu sehr in sich selbst verliebt. Keiner gab nach. Es wurde
ständig gestritten, und das bis zum bitteren Ende. Veronika musste sich
bestürzt eingestehen, dass sie diejenige war, die Manfred vertrieben hatte. Sie
verfügte zu jener Zeit über mehr Kraft als er, doch sie bemerkte es nicht. Er
wirkte so schwach, so hilflos, unfähig um sie und ihre Kinder zu kämpfen. Ihre
Ehe brach auseinander und Manfred verschwand.
    Seit
einem halben Jahr leben sie wieder zusammen. Sie sind älter geworden, ruhiger
und nachgiebiger. Beide hatten endlich gelernt Partner zu sein und einander zu
akzeptieren. Sie erkannten mit einem Mal, nach all den vergeudeten Jahren, dass
es noch eine andere Art Liebe gibt, die inniger und intensiver ist, ja, die
selbst die sexuelle Erregung für einander potenziert.
    Aber
diesen Verdacht, Manfred hätte sie nun wieder verlassen, diesen Verdacht konnte
und wollte Veronika Wegner nicht im Geringsten tolerieren. Sie kannte ihren
Mann zu gut, um zu wissen, dass auch eine Entführungstheorie absolut außerhalb
aller Eventualitäten liegt. Also, was war wirklich geschehen?

16. Verliebt, verlobt,
verheiratet
     
    Die
dreijährige Ausbildung zum Kfz-Mechaniker lief ohne weitere Schwierigkeiten ab.
War kaum der Rede wert - mit „Gut“ bestanden. Meiner Mutter kamen die Tränen,
als ich in funkelnagelneuer Uniform zu meinem ersten Armeeurlaub mit einem
Blumenstrauß vor ihrer Wohnungstür stand und freudestrahlend salutierte. Noch
während des Urlaubs schlug es ein wie ein Blitz, schlug es ein wie aus heiterem
Himmel: meine erste große Liebe! Sie hieß Vroni. Genauer gesagt: sie hieß
Veronika, Schwesternschülerin Veronika Buchwald. Mann, sah die süß aus in der
weißen Tracht mit dem gestärkten Häubchen, das sie mit unsichtbaren Nadeln in
ihr langes, blondes Haar festgesteckt hatte. Aufgeregt und stolz stellte ich
sie meiner Mutter vor. Für dieses Vorstellungsgespräch reservierte ich heimlich
einen Platz in Muttis Restaurant. Ich ließ sie an unseren Tisch rufen und
sagte: „Mutti, das ist Veronika. Wir lieben uns, und wir haben jede Menge vor:
wir wollen eine Neubauwohnung, dann wollen wir Kinder. Wir wollen einfach eine
ganz normale Familie gründen - aber Mutti, bitte setz dich doch“, fügte ich
verwirrt hinzu, als ich bemerkte, dass die Knie meiner Mutter zu zittern
begannen. Ich bestellte Vanilleeis mit Kaffeelikör für Mutti und Vroni und
einen Schoppen Wermut für mich. In Vronis Eiskugeln, die ich bereits vorher
hatte präparieren lassen, waren die Verlobungsringe versteckt. Als sie sie am
Boden des Bechers im geschmolzenen Eis entdeckte, sprang sie auf, umarmte und
küsste mich. Wir erregten einiges Aufsehen in Muttis Edelschuppen. Zu ihr gewandt,
meinte Vroni überglücklich: „Frau Wegner, ich weiß ja, dass Freddy bei den
Mädchen tierische Chancen hat. Trotzdem wusste ich vom ersten Augenblick an,
dass er der Mann ist, den ich heiraten werde. Ja, ich wusste es! Entweder wir
vertrauen einander und werden glücklich oder ich drehe durch.“
    Ich
war von ihrer kurzen Ansprache tief beeindruckt. Mutti anscheinend weniger, sie
war schockiert. Sicher dachte sie über unser Alter nach. Egal, zumindest sind
wir jetzt verlobt, sagte ich mir. Mit stolzem Blick auf meinen funkelnden
Goldring an der linken Hand verlangte ich Krim-Sekt und Kaviartoast vom
Kellner. Nach dem fürstlichen Abendessen trennten wir uns. Jeder ging zu sich
nach Hause – allein.
    Zu
meiner Hochzeit bekam ich drei Tage Sonderurlaub von meinem Kompaniechef. Hätte
der gewusst, dass ich mich kirchlich trauen lassen wollte, wäre ich mit
hundertprozentiger Sicherheit hundertmal über unsere Sturmbahn schikaniert
worden. Marx und Engels sei Dank - er hat es nie erfahren.
    „Herr
Manfred Wegner, ich frage Sie: Sind Sie hierher gekommen, um nach reiflicher
Überlegung aus freiem Entschluss mit Ihrer Braut Veronika Buchwald den Bund der
Ehe zu schließen?“
    „Ja.“
    „Wollen
Sie Ihre Frau lieben und achten und ihr die Treue halten alle Tage Ihres
Lebens, bis der Tod Sie scheidet?“
    „Ja.“
    „Sind
Sie bereit, die Kinder, die Gott Ihnen schenken will, anzunehmen und sie im
Geiste Christi und seiner Kirche zu erziehen?“
    „Ja.“
    „Sind
Sie bereit, als christliche Eheleute Ihre Aufgabe in Ehe und Familie,

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