Das Salz der Mörder
Es stellt sich heraus, dass der Vater des
Kindes der Hausherr selbst ist. Margot hat also seit diesem ereignisreichen
Datum eine Schwester, oder richtiger gesagt, eine Halbschwester - Elisabeth.
Nach erfolgreichem Abschluss des Gymnasiums studiert Margot Philosophie und
Psychologie in Heidelberg. In den Sechzigern heiratet sie Andreas Hansen,
Psychologe wie sie. Das Paar bekommt einen Sohn - Michael. Ohne erkennbaren
Grund und Vorankündigung, verlässt sie Mann und Kind und wird noch im selben
Jahr geschieden. Anschließend reist sie nach Indien. Dort tritt sie einer
hinduistischen Sekte bei. Nach ihrer Rückkehr gründet sie ihre eigene Gemeinde und
gibt ihr den Namen „Auserwählte des Erlösers“ und bezeichnet sich selbst als
erste verkörperte Seele von Brahma Baba, Gott spreche durch sie. In den
siebziger und achtziger Jahren etabliert sie sich. Das öffentlich-rechtliche
Fernsehen gewährt ihr wöchentlich fünfundvierzig Minuten Sendezeit, und macht
sie dadurch in ganz Deutschland populär. Neben Vorträgen und Seminaren zur
Bewusstseinserweiterung in großen Hotels und Kongresszentren veranstaltet sie
Seminarurlaube auf ihrem ererbten Besitztum an der Nordsee.
„Ja,
mein lieber Herr Wegner, was machen wir nur für böse Sachen? Man hört ja keine
erfreulichen Dinge über Sie. Unser kleines Dorf bietet Ihnen Gastfreundschaft
an und Sie danken es uns, indem Sie sich so verabscheuungswürdig verhalten? Und
Ihre kleine Tochter musste dies alles mit ansehen! Sie sollten sich wirklich
schämen.“
Damit
begegnete ich Frau Bürgermeister Dr. Hansen zum zweiten Mal.
„Kann
mir jemand sagen, was ich so Böses getan haben soll? Ich weiß überhaupt nichts.
Ich weiß nicht einmal, seit wann ich hier von Ihnen gefangen gehalten werde.
Sie sind doch der Chef. Antworten Sie mir gefälligst!“ Ich wurde lauter.
„Herr
Wegner, es gibt Fragen, die keiner Antwort bedürfen. Darauf kommen wir später
zu sprechen. Ihre Tochter erzählte uns, dass Sie Ihre Familie verlassen und
danach mehrere Jahre in Afrika gelebt hätten. Ich bin der Überzeugung, Ihr
aggressives Gebaren ist auf diesen Umstand zurückzuführen. Selbst Frau Doktor
Radtke berichtete mir soeben, dass sie bei Ihnen einen schweren, aber reparablen
Verhaltensfehler festgestellt hat.“
„Was
denn für einen Verhaltensfehler? Ich habe ja kaum mit ihr sprechen können. Als
die Sirene ertönte, schien es mir, dass eher Ihre Psychologin an einer
Verhaltensstörung leidet. Was wollen Sie bloß von mir? Und lassen Sie
gefälligst meine Tochter in Ruhe! Weshalb verständigen Sie nicht meine Frau,
wenn ich angeblich so unzurechnungsfähig bin. Sie kann uns von hier abholen und
ich werde mich dann in psychiatrische Behandlung begeben, wenn Sie das für
notwendig halten.“
„Reden
Sie von Ihrer Ex-Frau?“
Ich
konnte nicht mehr an mich halten. Meine ganze Wut platzte aus mir heraus. Ich
versuchte mich in meinem Bett aufzubäumen und begann zu schreien.
Bei starkem
Schweißaustritt oder anderen Körperausscheidungen kann der tägliche
Kochsalzverlust eines Erwachsenen 20 Gramm betragen.
15. Die Itzehoer Nachrichten
Als
das Telefon klingelte, war Frau Wegner gerade unter der Dusche. Daniel nahm den
Hörer ab. „Mutti, da sind zwei Herren unten an der Rezeption, die wollen dich
sprechen.“
„Na
endlich“, rief sie aus dem Badezimmer. „Das werden die Männer vom LKA sein. Sag
ihnen, sie möchten doch bitte warten. Ich komme sofort.“
Später
in der Hotelhalle.
„Guten
Morgen, Frau Wegner, wir bitten die frühe Stunde zu entschuldigen. Das ist mein
Kollege Sven Bertold. Mein Name ist Dieter Bredel. Wir kommen von den Itzehoer
Nachrichten. Darf mein Kollege einige Fotos von Ihnen und Ihrem Sohn schießen,
während ich Sie interviewe?“
„Wie
bitte? Also, hören Sie, meine Herren: Ich möchte zuerst mit der Polizei reden,
bevor ich mich an die Presse wenden kann. Im Moment werde ich keine Erklärungen
abgeben, die uns möglicherweise schaden könnten. Das werden Sie doch verstehen,
nicht wahr? Wer hat Sie denn darüber informiert, dass sich mein Sohn und ich
hier aufhalten?“
„Liebe
Frau Wegner, sehen Sie, diese, ich meine Ihre Geschichte kann
selbstverständlich nicht geheim gehalten werden. Sie scheinen überhaupt nicht
zu wissen, dass Sie ein ziemliches Aufsehen erregt und eine Lawine von
polizeilichen Ermittlungen ausgelöst haben. So etwas bleibt freilich auch
unserem Blatt nicht verborgen. Wir würden uns, nebenbei bemerkt,
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