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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nicht!“
    Sander schien immer noch wie vor den Kopf gestoßen. „Warum nicht Frankreich, England oder Italien, die allemal mehr Konflikte in moslemischen Gebieten ausgelöst haben als Deutschland?“
    Nun hielt es den General nicht mehr in seinem Sessel. „Vergiß die Historie! Die spielt in diesem Konzert nur dann eine Rolle, wenn sie einen Beitrag leisten kann, die Massen im Sinne dieser Verbrecher zusätzlich zu mobilisieren. Das Gefühl der Minderwertigkeit, die wirtschaftliche Aussichtslosigkeit und das Versprechen, als Märtyrer unsterblich zu werden – das sind die wahren Triebfedern. Versprich seiner Familie 5.000 Dollar, und du bekommst deinen Märtyrer! Die Gegenseite muß das Tausendfache aufwenden, um ihn abzuwehren, meist vergeblich. Diese Rechnung geht früher oder später auf! In London reichte eine Handvoll Verrückter, eines der wichtigsten Finanzzentren der Welt für Tage aus dem Gleichgewicht zu bringen. Beim World Trade Center waren es gerade mal zwei, drei Hände voll, die stärkste Wirtschafts- und Militärmacht der Welt in Zugzwang zu bringen, mit fatalem Ergebnis, wie wir inzwischen wissen.“
    Sander nickte ungeduldig während Saeeds Ausführungen, sie bedeuteten für ihn nichts Neues. Er schaute den General fast flehend an: „Warum ausgerechnet Deutschland? Das muß doch einen Grund haben!“
    General Saeed nahm wieder Platz. Er schien frustriert. „Natürlich hat das einen Grund, gleich mehrere sogar. Bei solchen Aktionen konzentriert man sich in diesen Kreisen auf weiche Ziele. Nicht der Kaserne gilt der Angriff, sondern dem Kloster, dem Bahnhof, dem Supermarkt! Kennst du in Europa ein weicheres Ziel als Deutschland? Eine offene Gesellschaft, ein höchst sensibler Rechtsstaat, durchlässige Grenzen, geringe Polizeipräsenz, Beeinträchtigung effizienter Kontrollen durch gesetzlich gesicherten Datenschutz, hohe Bevölkerungsdichte, leistungsfähige Infrastruktur, Fluchtmöglichkeiten in alle Richtungen, abgesehen von Albanien das einzige in Europa noch analog betriebene, von jedermann abhörbare Polizeifunknetz – was will man mehr? Das alles wird getoppt von dem aufgeregten Geschnatter eurer Politiker um das Verbot der Internetüberwachung oder des Abschusses entführter Flugzeuge, sollten sie als tödliche Bomben mißbraucht werden. De facto gewährt ihr die grundgesetzlich geschützte Vorbereitung und Ausführung von Attentaten, deren Schrecklichkeit Nine-Eleven möglicherweise in den Schatten stellen wird! Stell dir einmal vor, vier, fünf entführte Verkehrsflugzeuge werden während der Bundesligaspiele zeitgleich in ausgewählte Stadien gesteuert! Eines nach dem anderen löst dort ein tödliches Fiasko aus, grundgesetzlich geschützt – Abschuß unmöglich! Wenn das keine Einladung ist!“
    Saeed sah die Betroffenheit seiner Zuhörer. Sander war anzumerken, daß er vergeblich um das adäquate Gegenargument rang. In Pakistan – nicht nur dort – sah man die Dinge pragmatischer, der Schutz des Individuums spielte in solchen Horrorszenarien, falls überhaupt, nur eine untergeortnete Rolle. Aber war Saeeds Beispiel wirklich so abwegig? Wie wäre zu entscheiden, wenn das erste Flugzeug in einer Arena eingeschlagen wäre, dort Tausende in den Tod gerissen hätte? Drei, vier Flugzeuge wären noch im Anflug auf ihre individuellen Ziele, jedes mit 30, 40 Tausend Fans besetzt! Wäre der Abschuß dieser Flugzeuge, gleichbedeutend mit dem Tod der Passagiere, in Kauf zu nehmen, um eine ungleich höhere Opferzahl zu vermeiden? Sander schüttelte den Kopf. Er wußte keine Antwort.
    Der General erkannte Sanders Hin- und Hergerissenheit. Aufgrund seiner in Deutschland verbrachten Jahre aufmerksamer Beobachter der Entwicklungen dieses Landes, nahm Saeed die Gelegenheit wahr, den in Jahren aufgelaufenen Frust sich von der Seele zu reden. „Das ist nur eine Seite der Medaille. Hinzu kommt die deutsche Kuschelromantik, der zwanghafte Hang zum Konsens, einer aggressiven Minderheit selbst dann noch die Hand zu reichen, wenn sie längst nach dem Leben des Nachbarn trachtet – Hauptsache, das eigene gerät nicht in Gefahr! Die vorauseilendem Gehorsam gleichkommende Hypertoleranz, die mit Political Correctness umschriebene Selbstverleugnung, als ob sie dadurch erträglicher würde! Ihr laßt euch von Islamisten vorschreiben, nach welchen Regeln mit dem Islam umzugehen ist, sei es in den Medien, in der Kunst, ja, selbst beim Karneval. Ihr klammert die Auseinandersetzung aus, in der Hoffnung, daß

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