Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Schwager. „Nasim hat im Stadtarchiv nach Hinweisen gesucht. Ein mühseliges Unterfangen, da die öffentlich zugängliche Dokumentation lückenhaft ist. Dennoch, er ist auf einige Dinge gestoßen, die uns weiterhelfen könnten. Nasim, erzähl, was du herausgefunden hast!“
Nasim brachte sich in seinem Sessel in Position. Er deutete auf eine Stelle der Karte, die den Bereich wiedergab, in dem Aamir den unterirdischen Zugang in das Tunnelsystem vermutete. „In alten Zeitungen stieß ich auf Berichte, die Auskunft darüber geben, daß in diesem Areal vor Jahrzehnten – bis in die zwanziger, frühen dreißiger Jahre – tatsächlich erheblicher Wasserverbrauch die Regel gewesen sein muß. So beschrieb ein Artikel eine von den Briten eingerichtete Kohlewäsche, die bis zur Aufgabe der Mine dort in Betrieb war. Ein anderer, wesentlich älterer Artikel erwähnte exakt in diesem Bereich ehemaligen Obstanbau. Ohne künstliche Bewässerung gedeiht dort nichts! Der Anbau wurde endgültig aufgegeben, als die Kohlegewinnung industrielle Ausmaße annahm. Dieser Sachverhalt wird bestätigt durch die zahllosen Wurzeln, auf die Aamir in diesem Gebiet stieß.“
Aamir nickte bestätigend. Nasim fuhr fort: „Es muß dort also Wasser gegeben haben. Gehen wir einen Schritt weiter und berücksichtigen wir den Säureaufschluß des radioaktiven Materials, mit dem die Organisation den Grundstock ihrer Bombenproduktion legte, dann muß es dort, wie Aamir eben sagte, auch heute noch Wasser geben. Nun sind wasserführende unterirdische Kanäle in Trockengebieten unserer Region keine Seltenheit. Denken Sie nur an Afghanistan und die Grenzprovinz! Meine Recherche ergab allerdings keinerlei Aufschluß, ob es auch am Rande des Ziarat derartige, in der Regel vor Jahrhunderten angelegte Kanäle gab – sie wurden im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen immer wieder zerstört – oder ob etwa die Engländer einen unterirdischen Kanal zur Versorgung ihrer Mine angelegt oder reaktiviert hatten. Wie dem auch sei, es mußte nach Lage der Dinge davon ausgegangen werden, daß es dort einen wasserführenden Kanal gibt. Das deckt sich mit Igors Schilderung.“
Wieder meldete sich Bassett zu Wort. Hierbei fiel die ungewöhnliche Zurückhaltung des Amerikaners auf. Er schien schon die ganze Zeit in Gedanken versunken, irgend etwas beschäftigte ihn so sehr, daß er auf jede Bemerkung verzichtet hatte. Das war in hohem Maße bemerkenswert. „Wenn das alles zutrifft, dann stellt sich mir die Frage: Wo soll die erforderliche Wassermenge herkommen? Ist es realistisch, daß es von den nördlich gelegenen Bergen über so große Entfernung bis dorthin geleitet wird?“
Nasim lächelte angesichts des feilgebotenen Unwissens. „Was in Afghanistan gang und gäbe war, teils heute noch ist, das funktioniert auch in Belutschistan. Vergessen Sie nicht, diese Region gehörte ursprünglich zu Afghanistan.“
Bassett setzte nach: „Das bedeutet: Finden wir den Kanal, haben wir den Zugang in den Berg identifiziert. Wie aber wollen wir das bewerkstelligen in einem Areal, das allein im Nahbereich des angenommenen Eingangs gut und gerne zwei Quadratkilometer umfaßt und zu allem Überfluß zu militärischem Sperrgebiet erklärt wurde? Wie und wo sollen wir da beginnen?“ Bassett war nicht entgangen, daß die beiden Pakistaner ein selbstbewußtes Lächeln aufgesetzt hatten. Die wußten mehr, ganz ohne Zweifel! „Nun, Kameraden, macht es nicht so spannend! Ihr habt doch noch ein As im Ärmel!“
„So, haben wir das?“ Nasim zwinkerte Aamir zu. „OK, ich habe noch etwas in Erfahrung gebracht, das wird allen die Augen öffnen! Aber der Reihe nach. Igor berichtete, daß er erst durch eine Halle und dann eine Wendeltreppe hinunter geführt wurde. Wie Aamir schon sagte, kommt dafür nur der Koranschulenkomplex in Frage. Schauen Sie hier!“ Wieder wies er auf die Stelle, an der sie den unterirdischen Zugang vermuteten. „Verbinden wir diesen Punkt geradlinig mit dem Minarett, dann führt diese Linie exakt durch das Tankstellengelände. Erinnern Sie sich, daß Aamir vergeblich nach Spuren an der Oberfläche suchte, die Aufschluß hätten geben können, auf welche Weise der Dieselkraftstoff in den Berg gelangt? Er hat keine gefunden! Das konnte er auch nicht, da offensichtlich im Nahbereich des Dieseltanks ein begehbarer unterirdischer Kanal existiert, in dem die Leitung unproblematisch und für niemanden sichtbar verlegt werden konnte! Die erforderlichen Pumpen
Weitere Kostenlose Bücher