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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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tun gehabt. Doch er fühlte instinktiv, daß sich seine Lage in diesem Moment dramatisch änderte. Er lugte an den Achslagern vorbei Richtung Westen. Sander war noch knapp 300 Meter entfernt. Der Deutsche lief schneller, als die bisherige Beobachtung dies hätte vermuten lassen. Wieder zischte es, die Bremsen lösten sich ächzend. Mit einem erneuten Ruck setzte der Zug sich Richtung Westen in Bewegung.
    Er mußte sich aufrichten, sein Versteck unter den Puffern aufgeben und sich mit dem Zug auf Sander zu bewegen, erst langsamen Schrittes, dann in Trab fallend. Das Laufen wurde mit zunehmender Geschwindigkeit beschwerlicher, mußte er doch versuchen, stets die Schwellen zu treffen, deren Abstand nicht der gewohnten Schrittlänge entsprach. Zudem mußte er Sander im Auge behalten, konnte demzufolge nicht in erforderlicher Weise auf das Gleisbett achten. Würde der Deutsche ihn entdecken? Natürlich würde er dies, sollte er nur einen einzigen Blick auf den Zug werfen, der inzwischen polternd Fahrt aufgenommen hatte.
    Der Zug beschleunigte kontinuierlich. Der Abstand zu dem Deutschen hatte sich auf vielleicht dreißig Meter verkürzt, als der Mudschahidin sich spontan entschloß, die Deckung des Zuges aufzugeben. Er würde unter diesen Umständen nun doch von vorn angreifen! Ihm blieb keine andere Wahl, denn ein Straucheln auf dem unwegsamen Bahnkörper hätte unweigerlich das Aus bedeutet. In vollem Lauf sprang er den Bahndamm hinunter, versuchte, am Fuße der Böschung auf ebenem Grund aufzukommen, doch sein rechter Fuß trat im wuchernden Gestrüpp unglücklich auf. Er spürte den höllischen Schmerz, als das Gelenk sich unter der Last verdrehte. Der nächste Schritt sollte ihm schon nicht mehr recht gelingen, er strauchelte, jedes Auftreten steigerte den Schmerz bis zur Unerträglichkeit, dann stürzte er. Er wußte, seine akribische Planung war in diesem Augenblick null und nichtig. Dennoch, er würde den Auftrag ausführen! In seiner Linken spürte er die Griffe der Würgeschlinge. Er hatte sie nicht verloren!
     
     

22. August, 02:15 Uhr Ortszeit; Nowosibirsk, Rußland
    „Sorry, ich weiß, wie spät es ist. Du sagtest Hildegard, es sei dringend. Du bätest um Rückruf, egal wann.“
    Bassett war sofort hellwach. „Schön, daß du anrufst. Auf deine Frau ist wenigstens Verlaß. Die kann man sogar erreichen, während du dich mal wieder in der Welt herumtreibst. Richte ihr meinen Dank aus! Ich fand sie schon immer attraktiver als dich.“
    Hans-Hermann Keller, in CIA-Kreisen kurz ‚Double H‘ genannt, grinste. „Ich weiß, daß sie vor dir nicht sicher ist. Du hast allerdings ein Problem – sie weiß es ebenfalls!“
    Bassett lachte. „Wieso habe ich ein Problem? Sie ist doch nicht ständig auf der Flucht! Sag‘ ihr, ich brächte ihr frische Mangos mit. Dann wirst du sehen, wer ein Problem hat!“
    Double H erinnerte sich mit Vergnügen an die Gefechte mit Bassett. Wie lange war das nun schon her! „Mangos! Daß du dich solcher Mittel bedienen mußt, spricht nicht für dich! Hättest du eine attraktive Frau, würde ich sicherlich nicht zu Obst und Gemüse greifen, um sie zu beeindrucken! Aber es traut sich ja keine, mit dir eine Gefahrengemeinschaft einzugehen. Was anderes ist das Zusammenleben mit dir ja wohl nicht.“
    Bassett wußte, daß diese Form des Dialogs mit Double H kein Ende nähme, wenn er ihm nicht Einhalt geböte. „OK, Hans, laß es gut sein! Wo hast du gesteckt?“
    „In Kemerowo, habe eben erst von deinem Anruf erfahren.“
    „Kemerowo? Was treibt dich in die industrielle Trostlosigkeit?“
    Double H begann sich zu wundern, daß Bassett nicht zur Sache kam. Das war ganz und gar nicht dessen Art. Wollte er ungebetene Mithörer auf die Folter spannen? Er würde es schon noch erfahren. „Dort brennen seit Monaten in der Tiefe Kohleflöze. Die Russen bekommen das Feuer angeblich nicht unter Kontrolle. Der Gouverneur bat die USA um technische Hilfe. Wir checken, ob es sich tatsächlich um eine Havarie handelt oder um einen Vorwand, an ausländische Technologie zu kommen. Es waren nämlich schon die Deutschen und die Polen dort.“
    Bassett schien das nicht plausibel. „Was, zum Teufel, wollen die Russen mit dieser Technologie, es sei denn, ihr Feuer ausmachen? Wo ist das Geschäft?“
    Undenkbar, daß sich Bassett tatsächlich für ein solches Randthema interessierte! Doch was führte er im Schilde? Double H konnte sich keinen Reim aus Bassetts vorgeblichem Interesse machen. „In China

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