Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
brennen allerorten Flöze, teilweise seit Jahren schon. Und jährlich kommen neue hinzu. Das ist ein lukrativer Markt. Aber komm‘ endlich zur Sache, Dick! Du läßt mich nicht mitten in der Nacht anrufen, um mit mir über brennende Kohleflöze zu reden. Da steckt doch anderes dahinter. Was soll ich für dich tun?“
Bassett wußte, daß für weiteres Geplänkel kein Raum war. „Richtig geraten. Du mußt mir helfen, einen Aufenthaltsort zu ermitteln.“
Double H erkannte sofort, daß an der Sache etwas faul sein mußte. Nie und nimmer würde Bassett ihn wegen einer solchen Lappalie um sofortigen Rückruf bitten, dies in tiefer Nacht. „Wo ist der Haken?“
Bassett überlegte sich die Formulierung seiner Antwort. Er ging davon aus, daß die Kollegen vom FAPSI, der russischen Aufklärung im Fernmeldebereich, das Gespräch aufzeichneten. „Wir sind nicht allein. Andere sind an dem Treffen ebenfalls interessiert.“
Double H schwieg einen Moment. „Wirst du selbst kommen?“
Bassett wußte, nun kam das eingespielte Prozedere. „Natürlich! Ich komme alleine. Ich unterrichte dich so früh wie möglich.“
„Gut. Dann bekomm‘ ich endlich die Gelegenheit, das versprochene Essen zu kredenzen. Du hast die Wahl: Wildschwein oder Seelachs.“
Bassett schnalzte, über den Äther deutlich vernehmbar, mit der Zunge. „Ich bevorzuge Wildschwein. Bekomm‘ ich in hiesigen Breiten nicht.“
Bassetts Wahl überraschte Double H nicht. „Ich ahnte es. Zum Nachtisch gibt‘s deine geliebten Waffeln! Oder hättest du lieber etwas anderes?“
Bassetts Antwort kam spontan: „Welche Frage! Waffeln natürlich!“
Double H schien auch mit dieser Antwort gerechnet zu haben: „Alles andere hätte mich enttäuscht. Wer sorgt für die Getränke?“
Wieder antwortete Bassett, ohne zu zögern: „Die bring‘ ich aus Moskau mit.“
Double H schien für den Augenblick keine weiteren Fragen zu haben. „OK, Dick, dann bereden wir die Sache, wenn du hier bist.“
„So machen wir‘s. Gute Nacht, Hans!“
„Nacht Dick. Bis bald. Du meldest Dich!“
„Mach ich. Ende.“
Double H legte auf. Er drückte die Wiedergabetaste und hörte sich die Aufzeichnung des Gesprächs an. Dieses nichtssagende Geplauder enthielt alle Informationen, die er benötigte, um sich dieses Auftrages in geeigneter Weise annehmen zu können. Kam im Gespräch ein ‚so früh wie möglich‘ vor, bedeutete dies, daß er nach dem Gespräch über Internet die fehlenden Details abrufen konnte. Sie würden unmittelbar nach Abruf gelöscht. Er nahm den USB-Stick aus dem Aufzeichnungsgerät, ging in sein Arbeitszimmer und startete den PC. Während der Computer hochfuhr, hörte er sich die Gesprächsaufzeichnung an. Er verdrehte die Augen. ‚Dieser verdammte Hund! Kommt allein ... Wieder so eine seiner Aktionen ohne offizielle Absicherung. Der läßt es nie!‘ Der Computer war nun hochgefahren. Er loggte sich ein, wählte anhand eines Codes einen Provider aus und meldete bei diesem ein neues Paßwort an: Wildlachs. Hätte Bassett Seelachs als Lieblingsgericht gewählt, so hätte das Paßwort Seeschwein geheißen. Sie hatten schon verrücktere Wortkombinationen. Sie nutzten dieses simple Verfahren, weil sie auf dieser Grundlage über internetkompatible Handys außerhalb ihrer Standorte tätig werden konnten, das Paßwort zudem nur ein einziges Mal benutzt wurde. Innerhalb weniger Minuten würde es seine Bedeutung verloren haben.
Er hörte nochmals die Gesprächsaufzeichnung ab, um sicherzugehen, keine darin enthaltene Information übergangen zu haben. Ganz klar – Bassett handelte auf eigene Faust, Moskau war auf der Gegenseite mit bewaffneten Kräften involviert. Vermutlich war der FSB der Gegner. Bassett war wieder einmal im Begriff, ihn mit seinen Alleingängen in eine schwierige Situation zu bringen, denn Washington benötigte im Kampf gegen den radikalen Islamismus Rußland als Verbündeten. Es war Schmusekurs angesagt, da störten solche Aktionen, sollten sie jemals ruchbar werden. Sie könnten seine Abberufung bedeuten, gleichbedeutend mit schlecht bezahltem Vorruhestand. Die schlechte Bezahlung würde er ja zur Not verkraften, aber den Ruhestand?
Inzwischen wurde das Paßwort bestätigt. Er griff nach dem Blackberry und wählte die vereinbarte Nummer, mit der die Übertragung der Nachricht eingeleitet wurde. Es dauerte eine knappe Minute, dann erschien sie auf dem Display. Er öffnete die Anlage, sah sich das Konterfei eines Mannes Ende dreißig,
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