Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Anfang vierzig an und begann zu lesen: Igor Ignatijew, zuletzt wohnhaft in Nowokusnezk, Westsibirien, 72 Puschkinskaja Ulina, Tel.: 3843 525 244, dort zur Zeit nicht erreichbar ... Er überschlug die Personaldaten und fuhr den Cursor direkt zur Aufgabenbeschreibung.
‚Ach du meine Güte, das fehlte gerade noch! Jetzt ist Bassett endgültig übergeschnappt!‘ Double H schüttelte den Kopf, als er von dem außer Landes geschmuggelten Plutonium las. Sie würden nicht nur den FSB im Genick haben, sondern alle russischen Geheimdienste, je nachdem, wie hoch die Sache in Moskau aufgehängt war, sogar den FSO. Der unterstand dem russischen Präsidenten direkt! In diesem Falle bestünde – insbesondere vor dem Hintergrund des Tschetschenien-Konflikts – ein veritables Risiko, daß Washington davon erführe. Also doch vorzeitiger Ruhestand! Er würde Bassett den Kopf waschen, das war gewiß. Nochmals studierte er die Informationen, dann löschte er die Seite. Wildlachs hatte seinen Dienst getan. Double H war müde und beschloß, die Speichermedien erst am nächsten Morgen auszutauschen. Es würde ohnehin eine kurze Nacht werden.
21. August, 21:13 Uhr Ortszeit; Ramstein Air Base, Bahntrasse, östlicher Sektor
Sander bemerkte sofort die Gestalt, die mit dem anfahrenden Zug – trotz der aufkommenden Dunkelheit deutlich erkennbar – eine Zeitlang zwischen zwei Waggons ihm entgegenlief, bevor sie den Bahndamm hinunter sprang, strauchelte und zu Boden stürzte. Dort blieb sie regungslos liegen. Sander stoppte unvermittelt seinen Lauf. Irgend etwas stimmte nicht! Ihm hatte doch vor wenigen Augenblicken der Rangierer von der Bühne des ersten Waggons zum Gruße zugenickt. Wieso sprang dort eine weitere Person zwischen den fahrenden Waggons hervor, dies bei einer Geschwindigkeit, daß sie einen Sturz nicht vermeiden konnte?
Sander blickte sich um. An der Spitze des gedrückten Zuges sah er den Rangierer auf dem Rangiertritt stehen; das Funkgerät am Ohr gab er dem Lokführer Anweisungen. Er schaute wieder zu der immer noch reglos am Boden liegenden Gestalt; Tarnanzug und Springerstiefel ließen auf einen GI schließen. Er hatte den Sturz beobachtet und diesen nicht als derart heftig in Erinnerung, daß man davon einen solchen Schaden nehmen würde, sich nicht mehr erheben zu können. Der Mann war etliche Schritte noch gestrauchelt, bevor er mit schützend ausgestreckten Armen zu Boden stürzte. Hatte er nicht etwas in der linken Hand gehalten? Sander war sich nicht sicher. Er beschloß, auf die Lok zu warten, dem Lokführer zu signalisieren, über Funk Hilfe anzufordern. Sobald dies sichergestellt war, würde er sich aus dem Staub machen, um unliebsamen Fragen zu seiner Person aus dem Wege zu gehen.
Da der Zug sich in einer langgestreckten Kurve befand, war aufgrund des nicht enden wollenden Lindwurms vierachsiger Kesselwagen der Blick auf die Lok versperrt. Es würde noch dauern, bis er Blickkontakt zum Lokführer aufnehmen könnte. Sander näherte sich bis auf wenige Meter der am Boden liegenden Gestalt, um sie besser in Augenschein nehmen zu können. Sie lag auf dem Bauch, den linken Arm unter dem Körper verborgen. Offensichtlich handelte es sich um einen jungen Soldaten, schwarzhaarig, dunkler Teint, vermutlich Latino. Was zum Teufel hatte ein GI zwischen den Waggons eines fahrenden Zuges zu suchen? Waren Drogen im Spiel?
Sein Blick schwenkte unvermittelt nach rechts, da das metallische Klirren sich straffender Kupplungen, gefolgt vom mahlenden Geräusch sich anlegender Bremsbacken, das Ende des Drückmanövers ankündigte. Drei, vier Waggons glitten noch an ihnen vorbei, dann stand der Zug. Sander hörte das Wummern der schweren Diesellok, doch sehen konnte er sie noch immer nicht. Ihm war klar, daß der Zug gleich in entgegengesetzter Richtung in die östlich gelegene Gleisharfe gezogen würde, er demzufolge den Lokführer nicht zu Gesicht bekäme. Der Rangierer würde dann auf der abgewandten Seite des Zuges stehen, da er von dort aus den Zug in voller Länge im Blick hätte. Er würde sie vermutlich gar nicht bemerken.
Was sollte er tun? War der GI möglicherweise doch schwerer verletzt? Wäre er nicht ein erbärmlicher Feigling, wenn er den Verunglückten hilflos seinem Schicksal überließe? Er rief den Soldaten an: „Hallo, hören Sie mich? Benötigen Sie Hilfe?“
Der am Boden Liegende rührte sich nicht. Sander beschloß, sich ihm mit gebotener Vorsicht zu nähern; aus der Nähe würde er sich ein
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