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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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verkneifen. Der Kußmund wich zurück, ein übergroßer Daumen, flankiert von einem nicht minder großen Zeigefinger, kündigte das Ende der Übertragung an. Der Mann ergriff die Kamera, das Bild auf Cannons Laptop verwischte augenblicklich und zeichnete irrwitzige Linien der Zimmereinrichtung, bevor es erlosch.
    Cannon fuhr den Laptop herunter. Sie hatten seine Aktion enttarnt, er hatte hier nichts mehr zu tun. Er hörte, wie draußen ein Wäschewagen Richtung Personalfahrstuhl geschoben wurde. Es interessierte ihn nicht mehr. Er stand auf, begann, seine Sachen zu packen. Ihm war bewußt, dies war erst der Anfang, die eigentliche Herausforderung stand ihnen noch bevor. Er sollte sich nicht getäuscht haben.
     
     

28. Juli, 17:40 Uhr Ortszeit; Executive Floor, Pearl Continental, Karatschi
    Sander kramte nach seiner Magnetkarte, fand sie schließlich in der Brusttasche seines Hemdes und schloß die Zimmertür auf. Er trat ein, stellte den Pilotenkoffer neben den Schreibtisch und ließ sich aufs Bett sinken. Er fühlte sich schlapp; es war einer der leichten, aber lästigen Fieberschübe, die er hin und wieder durchlitt, seitdem er sich im Iran vor Jahren die verdammte Hepatitis eingefangen hatte. Er wußte aus Erfahrung, er würde mit diesem Zustand ein, allenfalls zwei Tage leben müssen.
    Er ließ den Nachmittag Revue passieren. Während das Essen mit dem Generalkonsul wie immer eine willkommene Abwechslung war, geriet der Nachmittag zur üblichen Routine. Er hatte – wie in den zurückliegenden Jahren schon so oft – mit ‚genervter Routine‘ das Braunkohle-Vergasungsverfahren einer zweifelnd dreinblickenden, jedes Mal neu zusammengesetzten Zuhörerschaft zu erläutern versucht und die stets gleichen Fragestellungen beantwortet, als mit gehöriger Verspätung die beiden Mitstreiter eintrafen, die ihn am nächsten Morgen nach Quetta begleiten sollten. Weißenfels, Experte für Bergwerksausrüstungen und Havariemanagement, war unerwartet jung. Er mußte Anfang 30 sein, aufgrund seines glatten, jungenhaften Gesichts wirkte er jedoch jünger. Sander bemerkte die unverhohlene Skepsis der Anwesenden, als Weißenfels sich vorstellte. Um so überraschter schienen sie, als er berichtete, aus Sibirien angereist zu sein, wo er in Kemerowo die Russen bei der Bekämpfung eines Grubenfeuers beraten habe.
    Franken, für Afghanistan und Pakistan zuständiger Projektmanager der DEG, war schwer einschätzbar. Er war ein hagerer, fast magersüchtig scheinender bläßlicher Typ mittlerer Größe. Er wirkte irgendwie kränklich, seine Bewegungen waren fahrig, ständig war sein Körper in Bewegung. Seine Augen blickten aus tief eingefallenen, dunklen Höhlen. Sein schwarzer Stoppelbart und der wirre, nicht minder schwarze Haarschopf mochten so gar nicht zu einem Repräsentanten einer Bundesinstitution passen. Dennoch begegneten ihm die Anwesenden mit Respekt, war er doch schon etliche Jahre in der Region tätig, vor allem aber besorgte er Anschubfinanzierungen selbst für schwierigste Projekte. Insofern war ihm das Belutschistan-Projekt auf den Leib geschnitten.
    Das Gespräch bei der Sindh Coal Authority hatte für Sander keine Neuigkeiten gebracht, zumal die anwesenden Pakistaner keine Auskünfte zu dem Belutschistan-Programm geben konnten. Vielleicht wollten sie dies auch nicht. Ihm war‘s in seiner aktuellen Verfassung einerlei. Er hatte sich für den Rest des Tages ausgeklinkt, um sich zu erholen und den Dingen, die am nächsten Tag auf ihn zukommen sollten, gewachsen zu sein.
    Sander raffte sich auf, öffnete den Pilotenkoffer und holte die DAWN heraus. Er hatte sie beim Verlassen des Raums in der Frühe mitgenommen, war jedoch nicht dazu gekommen, sie zu lesen. Er setzte sich aufs Bett, überflog die ersten Seiten, doch seine Müdigkeit ließ sich nicht länger verbergen. Er beschloß, vor dem Kofferpacken ein, zwei Stunden zu schlafen, faltete sorgfältig die Zeitung zusammen und wollte sie gerade auf den Stapel der auf dem Schreibtisch liegenden Zeitschriften legen, als er stutzte: Dort lag bereits eine DAWN-Ausgabe desselben Tages. Offensichtlich hatte man ihn versehentlich zweimal versorgt. Was soll’s! Er legte sich fröstelnd aufs Bett und schlief rasch ein.
     
     

28. Juli, 19:30 Uhr Ortszeit; Bassetts Office, US-Generalkonsulat, Karatschi
    „Der ISI hat ganze Arbeit geleistet, professionell, allerdings mit finalem Ergebnis. Es wird nicht einfach sein, herauszubekommen, wer der verhinderte Killer war und wer

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