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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Shahjahan schlängelte sich mit einer akrobatisch anmutenden Drehbewegung aus dem Fahrzeug und warf scheppernd die Tür ins Schoß. Er trat zurück, winkte zum Gruß. Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Rasch Fahrt gewinnend fuhren sie – einer vorgeschriebenen Route folgend – über das verzweigte Wegenetz Richtung Vorfeld des zivilen Bereichs.
    Die Kolonne hielt unmittelbar neben dem Aufstieg zur Fluggastbrücke, an deren Kopfende ein Airbus A 320 auf seine Passagiere wartete. Durch die Fenster des Flugzeuges konnte man erkennen, daß die ersten im hinteren Bereich bereits Platz nahmen. Der Eskortenführer wechselte am Fuß des Treppenaufstiegs einige Worte mit einem Mann des Bodenpersonals, der daraufhin mit energisch erhobener Stimme eine dezidierte Anweisung in sein Walkie-Talkie diktierte. Er schien dankbar für seine plötzliche Wichtigkeit. Wie eine Monstranz hielt er das Funkgerät in die Höhe. Es dauerte eine Weile, bis ihn eine quäkende Stimme zusammenfahren ließ. Die Stimme teilte nicht minder Wichtiges mit, denn Sander und seine Begleitung wurden von dem Eskortenführer noch während der Durchsage aufgefordert, umgehend die Treppe nach oben zu steigen.
    Sie schlossen zu den letzten Passagieren auf, die gerade das Flugzeug betraten. Niemand hatte bemerkt, welchen Weg sie genommen hatten. Die ersten drei Reihen waren freigehalten worden. Ein Steward wies ihnen, sich jeweils mit einem Blick auf einen Computerausdruck vergewissernd, die Plätze zu. Alles mußte seine Ordnung haben! Auf den Gangplätzen der Reihen zwei und drei nahm die Eskorte Platz. Die restlichen Sitze ihrer Reihen blieben unbesetzt. Dies fiel nicht weiter auf, da die Business Class ohnehin nur spärlich besetzt war.
    Sie saßen schon etliche Minuten, als ihnen der Steward eine Reihe unterschiedlicher Zeitschriften anbot. Sander nahm, wie gewohnt, die DAWN, da die anderen Zeitungen in für ihn unverständlicher persischer Schrift gedruckt waren. Weißenfels tat es ihm gleich, nur Franken machte eine Ausnahme; er griff zielsicher nach der Jasarat. Sander wollte ihn diesbezüglich schon ansprechen, unterließ es aber. Sollte er Franken unterschätzt haben?
    Das Bord-Videosystem brachte die unumgänglichen Sicherheitshinweise, gefolgt von dem üblichen Gebet. Langsam rollte die Maschine zur Startposition. Sie wendete auf der Stelle, aus der Kanzel ertönte verrauscht ein unverständlicher Hinweis, vermutlich das ‘ready for take off‘. Der Schub der hochfahrenden Turbinen rüttelte an den Bremsen, und schon begann die rasende Fahrt, schneller und schneller werdend, hart jede Betonfuge anzeigend, bis sich endlich der Bug hob, das Fahrwerk – den Boden unter sich verlierend – unter singendem Mahlgeräusch seine aberwitzige Drehzahl mitteilte, um kurz darauf mit klagendem Hydraulikgewimmer eingefahren zu werden. Sander wurde in diesem Moment bewußt, er hatte endgültig den Point of no Return überschritten.
    Die Maschine schüttelte sich im Sommermonsun, bis sie hoch über den Wolken ruhigere Luftschichten erreichte. Sander nahm die Zeitung. Sofort sprang ihm die Überschrift des unteren Frontseitenartikels ins Auge: ‚Erdbeben in Quetta – Stärke 6,8‘, in kleineren Lettern darunter: ‚Opfer zu beklagen – Nachbeben erwartet‘. Er beugte sich über den Gang, tippte Franken an und reichte ihm, auf besagten Artikel zeigend, die Zeitung. „Jetzt wissen Sie, warum ich Angst habe, in das Bergwerk einzufahren.“ Franken ergriff die Zeitung und begann zu lesen. Seine Blässe wirkte plötzlich grauer als zuvor. Mit einem dünnlippigen Lächeln, das ihm so richtig nicht gelingen wollte, reichte er Sander die Zeitung zurück.
     
     

29. Juli, 13:30 Uhr Ortszeit; Quetta, Belutschistan, Gästehaus der Provinzregierung
    Die im quadratischen, angenehm schattigen Innenhof des zweistöckigen Gebäudes versammelte Gruppe öffnete sich zu einem fast vollkommenen Kreis, als das dreiköpfige Expertenteam aus Deutschland durch die Tür trat. Man hatte sie am Flughafen erwartet und unter Umgehung jeglicher Kontrollen und dem Schutz einer Polizeieskorte direkt hierher geleitet. Begrüßung und gegenseitige Vorstellung erfolgten teils mit sichtbarer Herzlichkeit, teils deutlicher Reserviertheit. Sander konnte sich hieraus keinen Reim machen; er würde bei Gelegenheit den Grund hinterfragen.
    Muhammad Khan, er hatte sich am Flughafen als Beauftragter der Pakistan Mineral Development Corporation zu erkennen gegeben, ergriff das Wort: „Verehrte

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