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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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die Tür einen Spalt öffnend. „Room Service! Handtüchertausch!“ Sie erwartete keine Antwort, da tagsüber die Gäste dieser Etage ihren Geschäften nachgingen. Dennoch verharrte sie stets einen Moment, bevor sie eintrat, um ihre Arbeit zu verrichten.
    Raum um Raum näherte sie sich Sanders Tür. Cannon beobachtete auf seinem Bildschirm gebannt, wie die Person in Sanders Zimmer plötzlich den Kopf hob, Richtung Gang lauschte. Sie hatte mitbekommen, was sich da draußen tat. Sie nahm Pistole und Handy vom Tisch, deaktivierte das Handy, steckte es ein und verbarg sich, wie von Cannon erwartet, hinter dem rechten Vorhang. Erneut zeichnete sich, kaum merklich, der Schalldämpfer der Beretta auf dem schweren Textil ab. Die Zimmertür lag in ihrem Schußfeld.
    Der Klingelgong in Raum 501 ertönte. Cannon glaubte zu wissen, was sich nun ereignen würde, doch er konnte eine wachsende Anspannung nicht unterdrücken. „Room Service! Handtüchertausch!“ Das Zimmermädchen wartete, wie gewohnt, einen Augenblick, bevor es eintrat. Der Wäschewagen drängte von unten ins Blickfeld der Kamera. Das Zimmermädchen ließ ihn mitten im Raum stehen und verschwand im Bad. Das Mikrofon übertrug von dort kaum vernehmbare Geräusche, die plötzlich von einem trockenen ‚plopp-plopp‘ überlagert wurden. Canons Pulsschlag fuhr merklich in die Höhe. Er starrte auf den Vorhang, den Abdruck des Schalldämpfers im Visier. Dieser schien einen Moment zu erzittern, um dann in der Textilstruktur, erst zögerlich, dann zunehmend beschleunigend eine Ausbuchtung Richtung Boden zu ziehen. Der Vorhang straffte sich, bebte wie ein sterbender Büffel. Er beulte sich im unteren Bereich sackförmig aus, mehr und mehr, um schließlich mit dem Geräusch eines gequälten Seufzers an der Aufhängung einzureißen, Zentimeter um Zentimeter zunächst, dann mit einem Ruck fast die ganze Breite erfassend, bis der auf ihm lastende Körper dumpf auf dem Zimmerboden aufschlug. Der Vorgang hatte etwas Makabres, Endgültiges. ‚Von dem erfahrt ihr nichts mehr ...‘ durchzuckte es Cannon.
    Das Zimmermädchen trat aus der Deckung des Bades in den Bereich der Kamera. Es hielt einen Revolver auf die vom Vorhang bedeckte Kontur des am Boden Liegenden gerichtet und rief nach kurzer Vergewisserung ein unverständliches Kommando. Jetzt kam Bewegung in den Wäschewagen. Ein junger Mann, kaum 25 mochte er sein, entstieg gewandt dem Behältnis, die Waffe sichernd in der Rechten. Er trat an den bewegungslos Liegenden, zerrte mit der Linken das schwere Textil unter ihm hervor und rollte mit sichtlicher Mühe den massigen Körper aus dem Vorhang. Einen Moment verharrte er abwartend, die Waffe weiterhin im Anschlag, dann drehte er mit dem Fuß den Fremden auf den Rücken. Zum Zimmermädchen gewandt zuckte er mit den Schultern, bedeutete ihm, den Wäschewagen neben den Toten zu fahren. Das Mädchen tat, wie geheißen, drehte den Wagen Richtung Ausgang. Cannon erkannte das im Hotel-Logo verborgene Guckloch sowie die beiden Ausschußlöcher in der Front des Wäschebehälters. Sie hoben den Leichnam mit erkennbarer Anstrengung an und wuchteten ihn in den Behälter.
    Das Zimmermädchen inspizierte den Boden, doch es war außer einem kleinen Fleck kein Blut darauf zu erkennen. Es nahm eine Spraydose und begann mit der Säuberung, während der junge Bursche sich an dem Vorhang zu schaffen machte. Er erkannte schnell, daß dessen Reparatur seine Möglichkeiten überstieg. Plötzlich erblickte er auf der Rückseite des Textils das Mikrophon. ‚Bullshit!‘ durchfuhr es Cannon. Während das Zimmermädchen am Telefon jemandem über die Notwendigkeit einer unverzüglichen Vorhangreparatur in Zimmer 501 berichtete, riß sein Kollege das Mikrophon von der Rückseite des Vorhangs, ließ es zu Boden fallen und demolierte es mit einer verächtlich anmutenden Drehung des Absatzes. Cannon wußte nur zu genau, was nun kommen würde.
    Der Mann ließ seinen Blick durch das Zimmer kreisen. Einmal, zweimal. Dann griff er nach dem Schreibtischstuhl, ging zielstrebig mit diesem Richtung Zimmertür. Er verschwand aus dem Wirkungsbereich der Kamera, um unmittelbar darauf mit dem Gesicht direkt vor dem Fisheye aufzutauchen, von der Optik verfremdet zum stromlinienförmigen Kopf eines Karpfens. Die dunklen Augen scheinbar aus den Höhlen tretend, hatte sein Blick etwas Diabolisches. Er näherte sich mit dem Mund dem Objektiv, deutete einen schmatzenden Kuß an. Cannon konnte ein Grinsen nicht

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