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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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voll zu machen, kollidieren Sie auch noch mit hegemonialen Strategien gleich mehrerer Gruppierungen – den etablierten, miteinander konkurrierenden Energie-Monopolisten einerseits und denjenigen, die eines Tages dazu zählen wollen, andererseits. Zwischen diesen Fronten laufen Sie Gefahr, aufgerieben zu werden wie die Reblaus in der Kelter. Aber selbst das genügt Ihnen nicht, denn da ist ja noch ein Projekt in Belutschistan! Ausgerechnet Belutschistan!“ Der Generalkonsul rang nach Luft. „Mensch, Sander, überlegen Sie sich das noch ‘mal!“
    Durch Sander ging unübersehbar ein Ruck. In seinen Gesichtsausdruck kehrte trotzige Entschlossenheit zurück, die der Generalkonsul an ihm durchaus schätzte, nur nicht unter den aktuellen Rahmenbedingungen. „Ich kann nicht zurück, das würde man nicht verstehen. Ich sehe den Trip nach Quetta als reine Serviceleistung. Zwei Tage, mehr nicht. Belutschistan ist Sache der Bergbauausrüster und der DEG, meine Sache ist die Thar.“
    Dr. Steffens ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß er Sanders Einstellung nicht nachvollziehen konnte. „Egal, wie Sie Ihre Aktion interpretieren, Sie stochern in Belutschistan in einer Wabe herum, ohne zu wissen, ob sich darin Honig oder ein Schwarm Hornissen befindet. Ihr Problem wird sein, daß dort die Verhältnisse noch weit unübersichtlicher sind als in der Thar. Sie werden an mich denken! Ich kann momentan nicht mehr tun, als Ihre Aktion zu beobachten, falls dies überhaupt darstellbar sein wird. Sie wissen selbst, daß wir in Karatschi jede Menge Personal abgebaut haben. Dementsprechend gestalten sich unsere Möglichkeiten.“ Sie ahnten zu diesem Zeitpunkt beide nicht, daß die Ereignisse in Belutschistan jenseits ihres ärgsten Vorstellungsvermögens liegen würden.
     
     

28. Juli, 15:30 Uhr Ortszeit; Executive Floor, Pearl Continental, Karatschi
    Cannon hatte in seinem Zimmer Sessel und Laptop so arrangiert, daß er – von der Zimmertür aus gesehen – nicht im Schußfeld saß. Er war sich sicher, es würde heute passieren, sollte Bassett mit seiner Lagebeurteilung recht behalten. Sie würden zuschlagen, bevor Sander die Reise nach Quetta antritt. Sicherlich wußten sie inzwischen von der erneuten Programmänderung. In Belutschistan wäre aufgrund der dortigen Machtverhältnisse und Sicherheitsvorkehrungen ein Attentat ungleich schwerer durchführbar. Er war sich allerdings nicht im Klaren, wie sie es machen würden. Immerhin wurde die Lobby permanent bewacht, niemand, der nicht in das Hotel gehörte, hatte auch nur den Hauch einer Chance, in einen Fahrstuhl oder das Treppenhaus zu gelangen. Einzig die zahlreichen Gäste der Hochzeitsfeier, die ständig umher huschend das weitläufige Gebäude in Beschlag zu nehmen schienen, führten zu gewisser Unübersichtlichkeit. Aber schließlich gab es die Bereitschaftspolizisten an den Eingängen des Executive Floor – ein schier unmögliches Unterfangen! Um so größer war seine Spannung, fast schon Ungeduld. Er lehnte sich zurück, korrigierte die Neigung des Bildschirms. In dieser Position würde er Stunden ausharren können, um Sanders Zimmer aus der Fisheye-Perspektive im Blick zu behalten, in der Gewißheit, in Kürze Zeuge einer dramatischen Reality Show zu werden. Das hier war blutiger Ernst!
    Cannon mußte eine Weile gedöst haben, als ihn das schabende Geräusch des elektronisch gesteuerten Türschließmechanismus aufschrecken ließ. Sanders Tür! Er fuhr zusammen, schaute intuitiv auf seinen Chronometer. Es war fünf nach vier. Gebannt starrte er, nun kerzengerade sitzend, auf den Bildschirm. Trotz angespannter Aufmerksamkeit hörte er nicht, wie auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs Sanders Tür ins Schloß gezogen wurde. Kaum war jedoch eine Gestalt in das Blickfeld der Kamera getreten, sprang er auf. Er hastete zur Tür, öffnete sie lautlos. Ein Blick nach links bestätigte seine Vermutung – beide Posten unterhielten sich leise. Sie hatten nichts bemerkt! Der Eindringling mußte einen anderen Weg genommen haben.
    Cannon machte kehrt und setzte sich vor den Bildschirm. Es war niemand zu sehen, doch das Mikrophon übertrug Geräusche, offensichtlich aus dem Bad. In diesem Augenblick trat die Gestalt erneut in das Blickfeld der Kamera. Cannon verfluchte die Fisheye-Optik, die zwar einen kompletten Überblick vermittelte, aufgrund ihrer in der Regel erhöhten Positionierung jedoch selten die charakteristischen Merkmale der unter ihr agierenden Personen

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