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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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dahinter steckt.“
    Cannon drehte die unvermeidliche Bierdose zwischen den gespreizten Fingern beider Hände. Er hatte Hunger und keine Lust, durch eine unbedachte Äußerung Bassetts analytische Lagebeurteilung auszulösen. Er wußte nur zu genau, daß er in diesem Fall das Abendessen abschreiben konnte. Also beschränkte er sich mit seinen Anmerkungen auf das Notwendigste.
    Bassett zündete sich die unvermeidliche Zigarette an. ‚Die Predigt seines Arztes hat wirklich nicht lange vorgehalten ...‘ registrierte Cannon mit gewisser Genugtuung. Bassett zauberte prall wogende Rauchkringel in die nikotinschwere Luft. Er beobachtete, wie sie sich, konturloser werdend, der Schreibtischlampe näherten. Bassett schien – nicht angestrengt, eher entspannt – nachzudenken. „Ich möchte wissen, wie der Kerl unbemerkt in Sanders Zimmer gekommen ist. Wie Sie sagten, haben die Posten ihn nicht bemerkt. Es gibt auch keinerlei Anzeichen, daß sie in die Sache verwickelt waren. Also muß er aus entgegengesetzter Richtung gekommen sein. Welche Zugänge gibt es dort?“
    „Am Ende des Gangs befindet sich der Personalaufzug, ferner die Tür zur Feuertreppe, beides rund um die Uhr von Doppelposten bewacht. Ich habe das überprüft. Es gibt nur eine Erklärung: Der Bursche muß ein Zimmer auf dem Executive Floor gehabt haben.“
    Bassett grinste. „Dann erfahren wir zumindest seine Legende! Lassen Sie vor Ort checken, wer diese Nacht sein Zimmer nicht benutzte und unter Zurücklassung des Gepäcks spurlos verschwunden ist!“ Sein Blick hatte das Lauernde eines Raubtiers, das, zum Sprung bereit, sein ahnungsloses Opfer fixiert.
    „Ist bereits veranlaßt. In Kürze wissen wir‘s.“
    „OK, warten wir‘s ab! Noch ein Bud?“
    Cannon, fest entschlossen, das Angebot auszuschlagen: „OK, eins noch.“
     
     

28. Juli, 23:10 Uhr Ortszeit; irgendwo in Saddar Town, Karatschi
    Das Telefon im Nachbarraum schrillte nervtötend in rascher Folge. Von der wenig einladenden Pritsche erhob sich fluchend eine massige Gestalt. Ihre Kappe war im Schlaf schräg nach vorn gerutscht, der speckige Rand glänzte im grellen Neonlicht, bizarrer Kontrast zum stumpfen Rot des ungepflegten Vollbarts. Der Koloß schlurfte, mürrisch vor sich hin murmelnd, in das Halbdunkel des unbeleuchteten Nebenraums, ergriff den Hörer und meldete sich mit einem unwirschen: „Was gibt‘s?“
    „Wir haben Nader verloren.“
    „Was heißt das?“
    „Er hat sich nicht gemeldet. Auf seinem Zimmer ist er nicht. Er ist unauffindbar.“
    „Warum hast du dem Deutschen vertraut? Du hättest es selbst machen müssen!“
    „Man hätte mich niemals auf den Executive Floor gelassen! Es mußte ein Europäer sein! Ich fürchte, die haben etwas gemerkt.“
    „Dann bete zu Gott, daß er tot ist!“ Der Koloß knallte den Hörer auf die Gabel, trottete, laut vor sich hin fluchend, zurück zur Pritsche, überlegte es sich anders, ging zurück zum Telefon und wählte eine vielziffrige Nummer.
     
     

29. Juli, 07:30 Uhr Ortszeit; Lobby des Pearl Continental, Karatschi
    Sander, Weißenfels und Franken warteten, wie verabredet, in der Hotelhalle auf ihre Abholung zum Flughafen. „Mensch, wie sehen Sie denn aus?“, entfuhr es Weißenfels, als er Sanders blasses, schweißglänzendes Gesicht sah.
    „Nichts Gravierendes, zeitweilige Folgeerscheinung einer Tropenhepatitis.“ Sander wischte sich mit einer Papierserviette den Schweiß von Stirn und Nacken. „Hab‘ ich mir vor Jahren im Iran eingefangen.“
    Franken grinste: „Tropenhepatitis? Das ist die nackte Angst vor der Minenbegehung!“
    Sander musterte Franken mit verächtlichem Blick. ‚Ausgerechnet du Wicht ...‘ Bevor er den Gedanken weiterspinnen konnte, tauchte im Foyer Shahjahan auf, wedelte dort hektisch mit den Tickets und signalisierte ihnen, daß vor dem Eingang der Wagen warte. Sie nahmen ihr Handgepäck und folgten Shahjahan.
    Es war nicht ein Wagen, sie fuhren vielmehr im Geleitzug von drei Fahrzeugen zum militärischen Bereich des Flughafens. Am Kontrollposten wartete hinter dem Schlagbaum ein Jeep der pakistanischen Luftstreitkräfte. Der Eskortenführer im ersten Fahrzeug übergab die Passierscheine, während Shahjahan sich zu den hinten Sitzenden umwandte. „Meine Herren, ich verlasse Sie jetzt. Ich wünsche Ihnen eine angenehme, vor allem sichere Reise. Wir sehen uns übermorgen in Islamabad.“
    Der Fahrer drängte zur Eile, da der Posten bereits das Gegengewicht des Schlagbaums niederdrückte.

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