Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
wiedergab.
    Die Gestalt bewegte sich geräuschlos durch Sanders Zimmer. Sie durchsuchte mit der gleichen Routine, wie dies zuvor Cannon tat, sämtliche Schubfächer sowie Sanders Gepäck. Nur der Pilotenkoffer fehlte. ‚Dreh Dich um! Verdammt, dreh Dich um!‘ hämmerte es hinter Cannons Stirn. Die Gestalt hatte ihre Suchaktion beendet und drehte sich – als ob sie es gehört hätte – in Richtung des Bettes. ‚Noch etwas, los!‘ Statt Cannons Drängen nachzugeben, richtete sie ihren Blick zur Fensterfront. Sie schien etwas zu suchen, drehte sich nach rechts, verharrte einen Moment, um dann zum Vorhang zu gehen. ‘Shit!‘ entfuhr es Cannon, als ahnte er, was nun kommen würde. Die Person kehrte der Kamera nun wieder den Rücken zu und inspizierte den Vorhang. Sie zog ihn ein Stück nach links, schon verschwand sie hinter dem voluminösen Faltenwurf. Dessen Unruhe verriet, was sich dahinter ereignete. Die Gestalt trat nach wenigen Sekunden hinter dem Vorhang wieder hervor, stand nun mit der Front zur Kamera. ‚Na endlich!‘ Cannon starrte einen Moment fassungslos auf den Bildschirm. Mit allem hatte er gerechnet, doch nicht damit: Dort stand ein Europäer im Raum! Mittelgroß, leicht übergewichtig, Stirnglatze, vermutlich Mitte vierzig, adrette Kleidung, unauffällig, Typ Handelsvertreter, vielleicht Brite, Holländer, Deutscher oder Skandinavier. Wie ein Auftragskiller sah er jedenfalls nicht aus.
    Der Unbekannte setzte sich an den Schreibtisch, zog aus einem bisher nicht erkennbaren Schulterhalfter eine Beretta und schraubte einen Schalldämpfer auf. Er legte die Pistole griffbereit auf die Schreibunterlage, direkt daneben ein Handy, das er wenige Augenblicke zuvor aktiviert hatte. Offensichtlich würde er angerufen, sollte Sander im Hotel auftauchen. Der Fremde sah auf seine Armbanduhr und begann, lustlos in einer der auf dem Schreibtisch liegenden Illustrierten zu blättern.
    Cannon fehlte noch eine Information, um sicher zu gehen. Er nahm die ungelesene DAWN vom Schreibtisch, öffnete leise die Tür und beobachtete aus der Nische heraus die beiden Posten. Diese hatten ihr Gespräch eingestellt, saßen nun gelangweilt auf ihren Stühlen, den Blick – wie gewohnt – Richtung Fahrstuhl und Treppenhaus gewandt. Cannons Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Endlich hörte er das Klingeln, das die Ankunft eines Fahrstuhls ankündigte. Die Posten erhoben sich. Als das schleifende Geräusch der sich öffnenden Fahrstuhltür zu hören war, huschte Cannon mit zwei langen Sätzen über den Gang, klopfte kurz, aber vernehmlich an Sanders Tür, warf die Zeitung davor zu Boden und hetzte zurück in sein Zimmer. Vom Fahrstuhl her klang Stimmengewirr, aus dem Augenwinkel bemerkte er noch, wie die Posten salutierten, dann schloß er die Tür. Sie hatten ihn nicht bemerkt.
    Mit raschen Schritten gelangte Cannon zum Laptop und sah gerade noch, wie sich die Vorhangfalten beruhigten. ‚Dachte ich mir‘s doch.‘ Er nahm sein Handy, tippte eine Kurzwahl ein. Nach ein, zwei Sekunden Wartezeit sprach er gedämpft, ohne den Blick von dem Bildschirm zu nehmen: „Missisipi. Ihr könnt sie jetzt anrufen. Sagt ihnen, Sander hätte ungebetenen Besuch. Sie sollen auf den rechten Vorhang achten!“
    Cannon starrte auf den Bildschirm. Es dauerte etliche Zeit, bis Bewegung hinter dem Vorhang erkennbar wurde. Der Mann schob ihn leicht zur Seite, so daß seine linke Körperhälfte sichtbar wurde. Cannon entging nicht der Abdruck des Schalldämpfers in dem schwer fallenden Stoff. Der Killer verharrte einige Sekunden in dieser Position, ehe er, die Waffe im Anschlag, Richtung Zimmertür ging. Wieder verschwand er aus dem Blickfeld. So angestrengt Cannon auch nach draußen lauschte, er konnte nicht das Öffnen und Schließen der gegenüber liegenden Tür hören. Wenige Augenblicke später kehrte der Bursche zurück in den Wirkungsbereich der Kamera. Er trat an den Schreibtisch, in der Linken die DAWN. Er warf die Tageszeitung achtlos auf den Stapel der anderen Zeitschriften, setzte sich, legte Handy und Pistole nebeneinander an die gewohnte Stelle. ‚Welch ein Pedant!‘ Der Fremde schien beruhigt und begann, von neuem in der Zeitschrift zu blättern.
    Die Zeit zog sich dahin. Plötzlich kam Bewegung in die tagsüber währende Langweiligkeit des Executive Floor. Vom Personalaufzug her näherte sich eine Hotelangestellte mit einem Wäschewagen, auf Sanders Seite des Gangs an jeder Zimmertür klingelnd und nach einiger Zeit jeweils

Weitere Kostenlose Bücher