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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Schießwut panzerfaustbewehrter Taliban. „Wir müssen hier raus!“ raunte er Cannon zu.
    Ohne dessen Antwort abzuwarten, kroch Sander zu der links vor ihm geöffneten Luke. Er versuchte – das geschiente Bein voran, die Kalaschnikow in der Rechten – sich durch die schmale Öffnung zu zwängen, blieb in der Hektik jedoch mit der Kleidung hängen. Außerdem störte die Kalaschnikow. Inzwischen war Cannon über ihm. Er nahm Sander mit Nachdruck das Gewehr ab, an das sich dieser instinktiv klammerte. Endlich lag er rücklings unter dem Fahrzeug. Cannon reichte ihm das Gewehr durch die Luke. Sander rollte sich zur Seite, damit der Amerikaner ihm folgen konnte. Sekunden später lagen sie keuchend nebeneinander, die Deckung des Zwillingsreifens zur Linken nutzend. Über der Szene lag noch immer gespenstische Stille.
    „Wo ist Igor?“ flüsterte Sander.
    „Auf der anderen Seite.“
    Sander versuchte, sich ein Bild von der Lage zu machen, sah sich jedoch vollkommen überfordert, zumal ihm bewußt war, daß der panzerfaustbewehrte Taliban nie und nimmer allein auf sich gestellt ihnen den Weg versperrte. „John, erkennst du was? Wo stecken die? Wir müssen unter dem Bus weg!“
    Cannon starrte auf die vom Mondschein matt erleuchtete Hochebene, die sich vor ihnen ausbreitete. Sie bot, abgesehen von dem Straßengraben, keinerlei Deckung. Immerhin waren auf ihrer Seite die Berge Hunderte Meter entfernt, so daß von dort keine unmittelbare Gefahr drohte. Das Problem bestand darin, unbemerkt in den Straßengraben zu gelangen. Ein noch größeres Problem war es allerdings, in Erfahrung zu bringen, ob in diesem Graben bereits Taliban lauerten.
    „Was siehst du?“ Sander war anzumerken, daß zunehmend Panik von ihm Besitz ergriff.
    „Ruhig, Horst! Wir schaffen das. Bis zum Straßengraben sind es drei, vier Meter. Einer kriecht, der andere gibt Feuerschutz.“
    Bevor sie sich einigen konnten, wer als erster das Risiko auf sich nähme, hörten sie links von sich einen Zischlaut. Ihre Köpfe fuhren herum. Eine gedämpfte Stimme drang aus dem Graben zu ihnen hinüber. „Der Graben ist sauber. Ihr könnt ‘rüber! Ich sichere! Los!“ Ohne zu überlegen krochen sie gleichzeitig los und ließen sich wenige Augenblicke später in den Graben gleiten. Jetzt erst erkannten sie den KSK-Kämpfer an seinem Nachtsichtgerät. In der Deckung des Grabens robbten sie zu ihm. Es war Heinz, der Stabsunteroffizier.
    Ihre Atemlosigkeit war eher der Angst als der Anstrengung geschuldet. Heinz nahm darauf keine Rücksicht. „Ihr sichert diese Seite! Ich muß ‘rüber, da drüben spielt die Musik.“ Sie spähten über die Straße und sahen, daß die gegenüberliegende Talseite überwiegend im Mondschatten lag, da der hoch aufragende Steilhang dort fast bis an die Straße heranreichte. Das Gelände war zerklüftet, bot mannigfache Deckungsmöglichkeit. Der Stabsunteroffizier war mit seinen Anweisungen noch nicht am Ende. „Achtet auf die Plaine in eurem Rücken, vor allem aber auf das Gelände in Fahrtrichtung! Dort haben die einen zweiten Sperriegel! Laßt keinen auf die Straße, sonst hat Wolf schlechte Karten! Kapiert?“ Sie nickten. Obwohl dies in dem spärlichen Licht kaum wahrnehmbar war, hatte es der Stabsunteroffizier Dank Restlichtverstärkung mitbekommen. „OK, ich wechsle jetzt über die Straße. Ihr gebt mir Feuerschutz!“ Erneutes Nicken. „Leute, ich sagte Feuerschutz! Könntet ihr vielleicht eure Knarren entsichern und auf Feuerstoß stellen?“ Sander spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoß.
    Nun lagen sie bäuchlings in der Deckung des Straßengrabens, ein jeder die entsicherte Kalaschnikow fest in die Schulter eingezogen, heftiges Herzklopfen, Finger am Abzug. Sie beobachteten konzentriert das im Dunkeln liegende Gelände, während sich der Stabsunteroffizier in der Deckung des Grabens zehn, zwölf Meter den Berg hinab bewegte, um von dort aus nach kurzem Handzeichen im Zickzacklauf die Piste zu überqueren. In Sekundenschnelle hatte ihn die Finsternis verschlungen. Kein Schuß war gefallen.
    Sie starrten wie gebannt auf die Stelle, an der Heinz auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Schwärze des nächtlichen Schattens verschwunden war. Ihre Unerfahrenheit, die ihre psychische Belastbarkeitsgrenze brutal ignorierende Anspannung, der beinahe körperlich empfundene Streß, sie legten sich bleiern über ihre Handlungsfähigkeit. Erst nach einiger Zeit stummen, vor allem ergebnislosen Beobachtens erinnerten

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