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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Vielleicht brauchten die noch ein paar Behälter oder ein paar Tage Vorsprung, um sich abzusetzen. Bei dem, was da auf dem Spiel steht, zögern die doch nicht, einen umzubringen! Aber immerhin – dich gibt‘s ja noch. Also erzähl, wie hast du das hingekriegt?“
    Die Finsternis schien den Russen in der Konzentration zu beeinträchtigen, denn er brauchte eine Weile, bis er die richtigen Worte fand. „Wir machten die Bestandsaufnahme. Hierbei stellte ich fest, daß innerhalb des Lagerkomplexes ein Rotationsverfahren den Schwund an Plutoniumbehältern verschleierte. Das war alles sehr professionell, sehr gut organisiert. Dennoch konnten sie nicht verhindern, daß ein Fehlbestand von 30 Kilogramm Plutonium festgestellt und dokumentiert wurde. Ich berief eine Belegschaftsversammlung ein, an der auch das Wachpersonal teilnahm. Dieses rekrutierte sich aus entlassenen Angehörigen der Sowjetarmee. Sie trugen noch immer ihre Kampfanzüge mit den alten Hoheitszeichen. Geführt wurde die Truppe von ehemaligen Offizieren und Agenten der 9. Hauptverwaltung des KGB. Das waren die seinerzeitigen Leibwächter sowjetischer Parteigrößen, nach dem Kollaps der UdSSR aufgrund ihrer Loyalitätsproblematik allesamt arbeitslos. Die Wachmannschaft war demzufolge eine entwurzelte Truppe, die über alle Fähigkeiten und auch die Motivation verfügte, Bandenkriminalität in höchster Perfektion zu betreiben. Das Kommando hatte ein ehemaliger Oberst der 3. Stoßarmee der Westgruppe der Sowjettruppen in Magdeburg.“
    Sander stieß ihn an, um eine Zwischenfrage anzukündigen. „Ein Oberst, sagst du? Ein so hoher Dienstgrad? Der hatte doch ausgesorgt!“
    Der Russe schnaubte. „Ihr habt im Westen keine Ahnung, was bei uns nach dem Kollaps der UdSSR abging. Insbesondere die aus der DDR zurückkehrenden Truppenteile fielen in ein tiefes Loch. Wenn du als Offizier, Angehöriger einer ehemaligen Elite, im Winter ansehen mußt, wie deine Kinder den Raureif von ihrem Stück Brot kratzen, weil in Deiner Behelfsunterkunft die Heizung nicht funktioniert und du ihnen aufgrund deiner finanziellen Misere keine normale Wohnung anbieten kannst, dann bist du ganz schnell dort, wo besagter Oberst gelandet ist!“
    Sander spürte, daß die weitere Diskussion reiner Zeitverschwendung gleichkäme. „OK! Du hattest also eine Belegschaftsversammlung einberufen. Was geschah dann?“
    Der Russe veränderte seine Sitzposition, da ihm die Füße einzuschlafen drohten. Er stieß gegen die Wasserflasche, die zur Stollenmitte rollte. „Horst, mach mal Licht!“ Sander ertastete zu seiner Linken die Handlampe. Der gleißende Lichtstrahl blendete sie, obwohl er auf die gegenüberliegende Stollenwand gerichtet war. Der Russe beugte sich nach vorn, fingerte nach der Flasche, bis er sie ergreifen konnte. „Bitte, laß es einen Moment an!“ Sander tat ihm den Gefallen. Schweigend saßen sie eine Weile reglos, sogen jedes Detail ihres Umfeldes in sich auf, um der Finsternis später aus der Erinnerung Kontur verleihen zu können. „Ist gut, du kannst es wieder ausmachen.“
    Wieder dauerte es eine Weile, bis der Russe fortfuhr. „Ich habe sie vergattert, alle, auch die Wachmannschaft. Ich sagte ihnen, daß kein Sterbenswörtchen über den Verlust von dreißig Kilogramm Plutonium nach draußen dringen dürfe, da dies unvorhersehbare Konsequenzen für alle hätte. Der Fehlbestand sei zu vertuschen, bis eines Tages die Entsorgungsanlage die Möglichkeit böte, entsprechende Dummies in Glasprismen irreversibel einzuschmelzen und damit den Diebstahl auf alle Zeit zu verschleiern.“
    „Genial!“ Sanders Stimme verriet die Hochachtung. „Du hast die Anweisung des Vizeministers genutzt, dich selbst zu schützen! Wenn dich jemand denunziert hätte, wärest du dennoch abgesichert gewesen. Überzeugend!“
    „Du vergißt die Wachmannschaft! Die war von diesem Moment an natürlich hochgradig daran interessiert, daß mir nichts passierte.“
    „Phänomenal! Du sagtest, dreißig Kilogramm waffenfähiges Plutonium seien entwendet worden. Wieviel Bomben kann man damit bauen?“
    „Fünf Hiroshima-Bomben, jede mit einer Sprengkraft von 20.000 Tonnen TNT. Tatsächlich wurden, wie sich bei der weiteren Überprüfung herausstellte, 120 Kilogramm entwendet.“
    „Hundertzwanzig Kilogramm? Wieviel Städte wollen die damit einäschern? Wen wollen die angreifen?“
    „Warte ab! Es kommt ganz anders!“
    Einen Moment schwieg der Russe, als müsse er den Inhalt seines weiteren

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