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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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im zweiten Stock von Bertholde et Fils war riesig. Ganz hinten befanden sich zwei weiße Louis-XIV-Türen, die offensichtlich in das Allerheiligste des Marquis de Bertholde führten. Rechts standen sechs braune Ledersessel in einem Halbkreis – von der Art, wie man sie vielleicht im Arbeitszimmer eines wohlhabenden Landedelmannes erwartete – und davor ein schwerer, rechteckiger Tisch. Auf dem Tisch lagen Stapel von Magazinen – Gesellschaftsmagazine und industrielle Fachzeitschriften. Auf der linken Seite des Raums prangte ein großer weißer, mit Gold abgesetzter Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch saß eine höchst attraktive Brünette mit kleinen Löckchen, die ihr in die Stirn hingen. All das nahm Canfield als zweiten Eindruck auf. Er brauchte einige Augenblicke, um den ersten zu verarbeiten.
    Als er nämlich die Lifttür öffnete, hatte ihn die Farbenzusammenstellung der Wände überwältigt.
    Sie waren purpurrot, und an den Fenstern hingen Vorhänge aus schwerem schwarzem Samt.
    Du lieber Gott, sagte er sich. Jetzt stehe ich wieder in dem Korridor, der dreitausendfünfhundert Meilen entfernt ist ...
    Auf den Sesseln saßen zwei Herren in mittleren Jahren, in Anzügen aus der Savile Row, und lasen Magazine. Rechts von ihnen stand ein Mann in Chauffeursuniform. Er hatte die
Mütze abgenommen und die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Canfield ging auf den Schreibtisch zu. Die Sekretärin mit den Löckchen begrüßte ihn, ehe er etwas sagen konnte. »Mr. Canfield?«
    »Ja.«
    »Der Marquis möchte, daß Sie gleich eintreten.« Sie stand auf und ging auf die breiten weißen Türen zu. Canfield sah, daß der Mann zur Linken sich ärgerte. Er brummte etwas Unverständliches und wandte sich dann wieder seinem Magazin zu.
    »Guten Tag, Mr. Canfield. « Der vierte Marquis von Chatellerault stand hinter seinem wuchtigen weißen Schreibtisch und reichte ihm die Hand. »Wir sind uns natürlich noch nicht begegnet, aber ein Abgesandter von Elizabeth Scarlatti ist ein willkommener Gast. Bitte, setzen Sie sich.«
    Bertholde entsprach dem Bild, das Canfield sich von ihm gemacht hatte, vollkommen, nur daß er vielleicht etwas kleiner war. Er war sehr gepflegt, sah gut aus, sehr maskulin, und seine sonore Stimme hätte vermutlich ein ganzes Opernhaus gefüllt. Dennoch war trotz seiner Männlichkeit, die ihm aus allen Poren zu quellen schien und einen an das Matterhorn und die Jungfrau erinnerte, etwas Künstliches, leicht Weibisches an ihm. Vielleicht lag es an der Kleidung. Sie war fast zu modisch.
    »Wie geht es Ihnen?« Canfield schüttelte dem Franzosen die Hand. »Soll ich Sie Monsieur Bertholde nennen? Oder Monsieur le Marquis? Ich bin nicht sicher ... «
    »Ich könnte Ihnen ein paar wenig schmeichelhafte Namen nennen, die mir Ihre Landsleute verliehen haben.« Der Marquis lachte. »Aber bitte, halten Sie es mit dem französischen Brauch – den unsere Anglikaner so sehr verabscheuen. Ganz einfach Bertholde genügt. >Marquis< klingt so altmodisch.« Der Franzose lächelte entwaffnend und wartete, bis Canfield auf dem Sessel vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, ehe er sich seinerseits setzte. Jacques Louis Aumont Bertholde, vierter Marquis von Chatellerault, wirkte ungemein liebenswürdig, und Canfield war sich dieser Tatsache bewußt.

    »Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie Ihren Terminplan geändert haben.«
    »Dazu sind Terminpläne da. Was für ein langweiliges Leben das sonst wäre!«
    »Ich will keine Zeit vergeuden, Sir. Elizabeth Scarlatti wünscht zu verhandeln.«
    Jacques Bertholde lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah den anderen verblüfft an. »Verhandeln? Ich fürchte, ich verstehe nicht, Monsieur. Worüber will sie verhandeln?«
    »Sie weiß Bescheid, Bertholde. Sie weiß so viel, wie sie zu wissen braucht. Sie möchte sich mit Ihnen treffen.«
    »Ich wäre entzückt, mich mit Madame Scarlatti zu treffen – zu jeder Zeit. Aber ich kann mir nicht vorstellen, was wir zu besprechen hätten. Nicht im geschäftlichen Sinn, Monsieur, und darum geht es doch bei Ihrem – Auftrag.«
    »Vielleicht ist ihr Sohn der Schlüssel. Ulster Scarlett.« Bertholde sah den Amerikaner an. Sein Blick war eindringlich. »Das ist ein Schlüssel, für den ich kein Schloß besitze. Ich hatte nicht das Vergnügen... Ich weiß, wie die meisten Menschen, die Zeitungen lesen, daß er vor einigen Monaten verschwunden ist – aber sonst nichts.«
    »Und Sie wissen nichts über Zürich?«
    Jacques Bertholde richtete

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