Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
was hier gespielt wird.«
»Sie lassen mir keine Wahl? Keine Alternative?«
»Keine. «
»Dann möge Gott Ihnen gnädig sein. Sie tragen eine schreckliche Verantwortung. Sie sind für unser Leben verantwortlich. «
Und dann erzählte sie ihm alles.
Matthew Canfield wußte genau, was er tun würde. Es war Zeit, dem Marquis de Bertholde gegenüberzutreten.
31.
Hundert Kilometer südöstlich von London liegt der Strandort Ramsgate. In der Nähe der Stadt, auf einem Feld etwas abseits der Hauptstraße, stand eine Holzhütte, die höchstens sechs Meter im Quadrat maß. Sie hatte zwei kleine Fenster, hinter denen man im frühen Morgennebel ein schwaches Licht erkennen konnte. Etwa hundert Meter nördlich davon stand eine ehemalige Scheune, die fünfmal so groß wie die Hütte war. Jetzt diente sie zwei kleinen Eindeckern als Hangar. Eines der Flugzeuge wurde gerade von drei Männern in grauen Overalls herausgerollt.
In der Hütte saß der Mann mit dem glattrasierten Kopf an einem Tisch, trank schwarzen Kaffee und aß ein Stück Brot. Der rötliche Fleck über seinem rechten Auge war entzündet, und er griff immer wieder an die schmerzende Stelle.
Er las die Nachricht, die vor ihm lag, und blickte dann zu dem Überbringer auf, einem Mann in Chauffeursuniform. Der Inhalt der Nachricht machte ihn wütend.
»Der Marquis ist zu weit gegangen. Die Anweisungen aus München waren ganz klar. Die Rawlins sollten nicht in den Staaten getötet werden. Sie sollten nach Zürich gebracht werden! Sie sollten in Zürich getötet werden!«
»Es besteht kein Anlaß zur Besorgnis. Der Tod des Mannes und seiner Frau ist so arrangiert worden, daß kein Verdacht entstehen kann. Der Marquis wollte, daß Sie das wissen. Es wirkte wie ein Unfall.«
»Auf wen? Verdammt noch mal, auf wen? Haut doch ab,
ihr alle! München will keine Risiken! In Zürich hätte es kein Risiko bedeutet!« Ulster Scarlett stand auf und lief zu dem kleinen Fenster, das auf das Feld hinausging. Sein Flugzeug war beinahe fertig. Er hoffte, daß sein Zorn sich vor dem Start legen würde. Er flog nicht gern, wenn er zornig war. Dann neigte er dazu, Fehler zu machen. In letzter Zeit war es häufig dazu gekommen, als der Druck, der auf ihm lastete, immer stärker geworden war.
Der Teufel sollte Bertholde holen. Natürlich hatte man Rawlins töten müssen. In seiner Panik über Cartwrights Entdeckung hatte Rawlins seinen Schwiegersohn beauftragt, Elizabeth Scarlatti zu töten. Ein schwerer Fehler. Komisch, dachte er. Wenn er an die alte Frau dachte, sah er gar nicht mehr seine Mutter in ihr. Einfach nur Elizabeth Scarlatti. Trotzdem war es schierer Wahnsinn, Rawlins in dreitausend Meilen Entfernung ermorden zu lassen. Woher konnten sie denn wissen, wer die Fragen stellen würde? Und wie leicht würde man den Mordbefehl zu Bertholde zurückverfolgen können?
»Unabhängig davon, was geschehen ist...«, begann Labishe.
»Was?« Scarlett wandte sich vom Fenster ab. Er hatte seine Entscheidung getroffen.
»Der Marquis wollte Ihnen auch mitteilen, daß unabhängig davon, was mit Boothroyd geschehen ist, alle Verbindungen zu ihm mit den Rawlins begraben sind.«
»Nicht ganz, Labishe, nicht ganz.« Scarlett sprach leise, aber seine Stimme war hart. »Der Marquis de Bertholde hatte aus München die Anweisung – den Befehl erhalten, die Rawlins in die Schweiz bringen zu lassen. Er hat nicht gehorcht, Das war höchst unglücklich.«
»Pardon, Monsieur?«
Scarlett griff nach seiner Fliegerjacke, die über der Stuhllehne hing. Wieder sprach er ganz leise und ausdruckslos. Nur drei Worte.
»Töten Sie ihn.«
»Monsieur!«
»Töten Sie ihn! Töten Sie den Marquis de Bertholde, und tun Sie es noch heute!«
»Monsieur! Ich traue meinen Ohren nicht...«
»Hören Sie mir zu! Ich gebe hier keine Erklärungen ab! Wenn ich München erreicht habe, möchte ich, daß mich dort ein Telegramm erwartet. Darin soll mir bestätigt werden, daß dieser dumme Hundesohn tot ist! Und, Labishe, tun Sie es so, daß es keinen Zweifel daran gibt, wer ihn getötet hat – Sie! Wir können uns jetzt keine Nachforschungen leisten. Und dann kehren Sie hierher zurück. Wir fliegen Sie aus dem Land.«
»Monsieur, ich war fünfzehn Jahre lang mit le Marquis zusammen. Er ist gut zu mir gewesen. Ich kann nicht...«
»Sie können was nicht?«
»Monsieur...« Der Franzose sank auf die Knie. »Verlangen Sie von mir nicht ... «
»Ich verlange nicht. Ich befehle! München befiehlt!«
Das Foyer
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