Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Handgelenk des Toten am Jackettärmel. Er ließ es los, und die Hand fiel wieder herunter.
    Die Schreie des Mädchens wurden lauter, und zwei Angestellte in mittleren Jahren kamen durch die Treppentür ins Vorzimmer gerannt. Die Szene, die sich ihnen durch die geöffneten Doppeltüren darbot, war eindeutig. Einer rannte zur Treppe zurück und schrie, so laut er konnte, während der andere langsam und verängstigt Bertholdes Zimmer betrat.
    »Le bon Dieu!«
    Binnen einer Minute war ein Strom von Angestellten die Treppe herauf und hinunter gerannt und versperrte den Eingang. In dem Gedränge waren Schreie und Flüche zu hören. Innerhalb von zwei Minuten waren fünfundzwanzig Leute in dem Raum versammelt, die nicht existenten Untergebenen Befehle zuriefen.
    Canfield schüttelte die Sekretärin und versuchte, sie zum Verstummen zu bringen. Er sagte ihr immer wieder, daß sie die Polizei anrufen sollte, aber sie schien ihn nicht zu verstehen. Canfield wollte nicht selbst anrufen, weil das zusätzliche Konzentration erfordert hätte. Er wollte seine volle Aufmerksamkeit auf die im Raum versammelten Leute richten, besonders auf Basil.
    Ein großer, distinguiert wirkender, grauhaariger Mann in einem zweireihigen Nadelstreifenanzug drängte sich durch die Menge und kam auf die Sekretärin und Canfield zu. »Miß Richards! Miß Richards! Was, um Gottes willen, ist hier passiert? «
    »Wir haben seine Tür geöffnet und ihn so vorgefunden – das ist passiert!« schrie der Amerikaner, um das erregte Stimmengewirr zu übertönen.

    Und dann sah Canfield den Frager an. Wo hatte er den Mann schon einmal gesehen? War er ihm überhaupt schon einmal begegnet? Der Mann glich so vielen Angehörigen der Scarlatti-Welt. Bis auf den perfekt gestutzten Schnurrbart.
    »Haben Sie die Polizei angerufen?« fragte der Herr.
    Canfield sah, wie Basil sich seinen Weg durch die hysterische Menge bahnte. »Nein, die Polizei ist noch nicht gerufen worden!« schrie der Amerikaner und beobachtete Basil. »Rufen Sie sie an. Es wäre vielleicht eine gute Idee, die Türen zu schließen.«
    Er eilte hinter Basil her, als wollte er die Türflügel zudrükken. Der distinguiert aussehende Mann mit dem gut gestutzten Schnurrbart hielt ihn am Revers fest.
    »Sie sagen, Sie hätten ihn gefunden?«
    »Ja, lassen Sie mich los!«
    »Wie ist Ihr Name, junger Mann?«
    »Was?«
    »Ich habe Sie nach Ihrem Namen gefragt!«
    »Derek, James Derek! Und jetzt rufen Sie die Polizei!«
    Canfield griff nach dem Handgelenk des Mannes und drückte auf seine Vene. Der Arm wurde zurückgezogen, und Canfield rannte hinter Basil her.
    Der Mann in dem Nadelstreifenanzug zuckte zusammen und wandte sich an die Sekretärin. »Haben Sie seinen Namen verstanden? Ich konnte ihn nicht hören.«
    Das Mädchen schluckte. »Ja, Sir. Darren oder Derrick. Vorname James.« «
    »Die Polizei, Miß Richards. Rufen Sie die Polizei an!«
    »Ja, Mr. Poole.«
    Der Mann namens Poole schob sich durch die Menge. Er mußte sein Büro erreichen, mußte allein sein. Sie hatten es getan. Die Männer aus Zürich hatten Jacques’ Tod befohlen. Sein liebster Freund war ermordet worden, sein Mentor, der Mann, der ihm näher stand als sonst jemand auf der Welt... Der Mann, der ihm alles gegeben hatte, ihm alles möglich gemacht hatte...
    Der Mann, für den er getötet hatte – bereitwillig getötet hatte.
    Dafür würden sie bezahlen.

    Poole hatte Bertholde im Leben nie im Stich gelassen. Er würde ihn auch im Tod nicht im Stich lassen.
    Aber es gab Fragen, so viele Fragen.
    Dieser Canfield, der sich gerade unter einem falschen Namen vorgestellt hatte. Die alte Frau, Elizabeth Scarlatti... Ganz besonders dieser unförmige Heinrich Kroeger. Der Mann, von dem Poole jenseits allen Zweifels wußte, daß er Elizabeth Scarlattis Sohn war. Er wußte das, weil Bertholde es ihm gesagt hatte. Ob es sonst noch jemand wußte?
    Auf dem Treppenabsatz im zweiten Stockwerk, der mit Angestellten Bertholdes in verschiedenen Stadien der Hysterie angefüllt war, konnte Canfield den fliehenden Basil sehen. Der Mann war inzwischen ein Stockwerk tiefer gelaufen, und Canfield rief: »Zurücktreten! Zurücktreten! Der Arzt wartet! Ich muß ihn heraufbringen! Bitte, Platz machen!«
    Seine List funktionierte in gewissem Maße, und er kam schneller voran. Als er die Halle im Erdgeschoß erreicht hatte, war Basil nicht mehr zu sehen. Canfield rannte ins Freie, auf den Bürgersteig hinaus. Da war Basil, eine Straße weiter. Er hinkte

Weitere Kostenlose Bücher