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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eigenen persönlichen Verlust vergaß, den er möglicherweise erleiden würde, so konnte er dennoch niemals glauben, daß sie sich wieder Reynolds oder Glover oder sonst jemandem in der Gruppe 20 zugewandt hatte. Er hatte Tausende von Dollars ausgegeben und dabei darauf gebaut, daß Elizabeth ihn unterstützen würde.
    Canfield dachte über den Besucher der alten Frau nach, den vierten Marquis von Chatellerault, den Veteranen des Matterhorns und der Jungfrau, Jacques Louis Bertholde. Warum war er in die Scarlatti-Suite eingebrochen? Weil sie versperrt gewesen war und weil er gewußt hatte, daß sie versperrt bleiben würde? War es seine Absicht gewesen, Elizabeth zu erschrecken? Oder suchte er etwas?
    Was konnte Bertholde gesagt haben, um ihren Willen zu brechen? Was konnte er überhaupt sagen, das einer Elizabeth Scarlatti Angst machen konnte?
    Er konnte ihr den Tod ihres Sohnes in Aussicht stellen,
falls dieser noch am Leben war. Damit würde er sein Ziel möglicherweise erreichen.
    Aber würde er das wirklich? Ihr Sohn hatte sie verraten – und die Scarlatti-Firmen. Canfield vermutete, daß Elizabeth ihren Sohn lieber tot sehen würde, als zuzulassen, daß er jenen Verrat fortsetzte.
    Und doch war sie jetzt dabei, sich zurückzuziehen.
    Wieder verspürte Canfield jenes Gefühl der Unzulänglichkeit, das er zum erstenmal an Bord der Calpurnia empfunden hatte. Ein Auftrag, den man als Diebstahl konzipiert hatte, war durch außergewöhnliche Vorkommnisse und ungewöhnliche Leute komplizierter geworden.
    Er zwang seine Gedanken, zu Elizabeth Scarlatti zurückzukehren. Wahrscheinlich konnte sie ihn nicht vor halb drei empfangen, weil sie ihre Heimreise vorbereitete.
    Nun, er hatte eine kleine Überraschung für sie in petto. Er wußte, daß sie bereits am frühen Morgen Besuch gehabt hatte. Und er hatte die Bertholde-Akte. Die Akte konnte sie möglicherweise zurückweisen. Aber das Kletterseil war unwiderlegbar.
     
    »Ich habe Ihnen doch geschrieben, daß ich Sie vor halb drei nicht empfangen könnte! Würden Sie bitte meine Wünsche respektieren!«
    »Es duldet keinen Aufschub. Lassen Sie mich schnell hinein !«
    Sie öffnete widerstrebend die Tür und ließ sie einen kleinen Spalt offen. Canfield schloß sie lautstark, als sie in die Mitte des Raums ging, und schob den Riegel vor. Ehe sie sich zu ihm umdrehte, sagte er: »Ich habe die Akte gelesen, ich weiß jetzt, weshalb Ihr Besucher die Tür nicht zu öffnen brauchte.«
    Es war, als hätte man vor dem alten Gesicht eine Pistole abgefeuert. Die alte Frau wandte sich ab und warf den Kopf in den Nacken. Wäre sie dreißig Jahre jünger gewesen, hätte sie sich in diesem Augenblick zweifellos wütend auf ihn gestürzt. Sie sprach mit einer Intensität, wie er sie noch nie zuvor an ihr bemerkt hatte.
    »Sie gewissenloser Bastard! Ein Lügner sind Sie! Ein Dieb!
Lügner! Lügner! Ich werde dafür sorgen, daß Sie den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen!«
    »Das ist sehr gut. Angriff und Gegenangriff. Das wäre nicht das erstemal, daß Sie das tun. Aber diesmal schaffen Sie es nicht. Derek war bei mir. Wir haben das Kletterseil gefunden, das Ihr Besucher außen an der Gebäudewand heruntergelassen hat.«
    Die alte Frau taumelte auf ihn zu. »Um Himmels willen, regen Sie sich doch nicht so auf! Ich bin auf Ihrer Seite.« Er hielt ihre schmalen Schultern umfaßt.
    »Sie müssen ihn bestechen! Oh, mein Gott! Sie müssen ihn bestechen! Schaffen Sie ihn her!«
    »Warum? Wen soll ich bestechen?«
    »Derek. Seit wann wissen Sie es? Mr. Canfield, ich frage Sie im Namen von allem, was Ihnen heilig ist – wie lange wissen Sie es schon?«
    »Seit etwa fünf Uhr heute früh.«
    »Dann hat er mit anderen gesprochen! Du lieber Himmel, er hat mit anderen gesprochen!« Sie war völlig außer sich, und Canfield begann sich Sorgen um sie zu machen.
    »Ganz bestimmt hat er das. Aber nur zu seinen unmittelbaren Vorgesetzten, und ich kann mir vorstellen, daß er selbst ziemlich weit oben steht. Was haben Sie denn erwartet?«
    Die alte Frau rang um Fassung. »Sie haben vielleicht den Mord an meiner ganzen Familie verursacht. Wenn Sie das getan haben, werde ich dafür sorgen, daß Sie nicht mehr lange leben!«
    »Das ist eine ungeheuerliche Beschuldigung! Sie sollten mir lieber sagen, warum ihre Familie bedroht ist.«
    »Ich werde Ihnen gar nichts sagen, so lange Sie nicht Derek ans Telefon geholt haben.«
    Canfield ging quer durch das Zimmer zum Telefon und gab der Vermittlung

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