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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Goebbels zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe Sie gefragt, wo Sie waren«, sagte Heß.
    »Ich hatte Schwierigkeiten in Lesieux. Ich konnte dort kein Flugzeug bekommen, also mußte ich fahren. Es war ein langer Tag für mich, also ärgern Sie mich bitte nicht.«
    »Ach! Von Lesieux? Das ist eine lange Fahrt. Ich werde Ihnen etwas zu essen bestellen, aber Sie müssen sich beeilen. Reinhart wartet schon seit Mittag.«
    Scarlett zog seine Fliegerjacke aus und warf sie auf die Anrichte. »Wie geht es ihm?«
    Goebbels verstand genug, um sich einzumischen. »Reinhart? Ungeduldig!«
    Er sprach das englische Wort schlecht aus, und Scarlett grinste. Goebbels fand, daß dieser Hüne schrecklich aussah, und Scarlett fand an der äußeren Erscheinung des dünnen kleinen Mannes ebensowenig Gefallen.
    »Das Essen ist jetzt nicht wichtig. Reinhart hat zu lange gewartet. Wo ist er?«
    »In seinem Zimmer. Nummer zwei, unten am Gang. Er ist heute nachmittag spazierengegangen, glaubt aber die ganze Zeit, jemand würde ihn erkennen, also ist er nach zehn Minuten wieder zurückgekommen. Ich glaube, er ist ziemlich verstimmt.
    »Holen Sie ihn – und bringen Sie Whisky.« Scarlett sah Goebbels an und wünschte, daß dieser unattraktive kleine Mann gehen würde. Es war nicht gut, wenn Goebbels dabei war, während er mit Heß und dem preußischen Aristokraten
sprach. Goebbels wirkte wie ein unbedeutender jüdischer Buchhalter.
    Aber Scarlett wußte, daß er nichts tun konnte. Hitler hielt große Stücke auf Goebbels.
    Joseph Goebbels schien die Gedanken des Amerikaners lesen zu können. »Ich werde an Ihrem Gespräch teilnehmen.« Er zog einen Stuhl zur Wand und setzte sich.
    Heß war hinausgegangen, und die zwei Männer waren allein im Zimmer. Sie schwiegen.
    Vier Minuten später kam Heß zurück. Ein alternder, korpulenter Deutscher, der etwas kleiner als Heß war, folgte ihm. Er trug einen schwarzen Zweireiher und einen steifen Kragen. Sein Gesicht war aufgedunsen und sein weißes Haar kurz gestutzt. Er hielt sich übertrieben gerade, und Scarlett fand, daß der Mann trotz seines imposanten Äußeren eine weiche Ausstrahlung hatte, die irgendwie nicht zu ihm passen wollte. Heß schloß die Tür und sperrte sie ab.
    »Meine Herren, General Reinhart. « Heß nahm Haltung an.
    Goebbels stand auf und schlug die Hacken zusammen.
    Reinhart musterte ihn sichtlich unbeeindruckt.
    Scarlett ging auf den ältlichen General zu und streckte ihm die Hand hin.
    »Herr General.«
    Reinhart sah Scarlett an, und seine Reaktion auf Scarletts Aussehen war offensichtlich, wenn er sie auch gut verbarg. Die beiden Männer schüttelten sich flüchtig die Hände.
    »Bitte, setzen Sie sich, Herr General.« Heß war höchst beeindruckt und ließ sich das auch anmerken. Reinhart setzte sich auf einen Stuhl am Ende des Tisches. Scarletts war einen Augenblick lang verstimmt. Er hatte sich diesen Stuhl als den ausgesucht, der offensichtlich die Szene bestimmte.
    Heß fragte Reinhart, ob er Whisky, Gin oder Wein haben wolle. Der General lehnte mit einer flüchtigen Handbewegung ab.
    »Für mich auch nichts«, fügte Ulster Scarlett hinzu und nahm links von Reinhart Platz. Heß ignorierte das Tablett und setzte sich ebenfalls. Goebbels hinkte zu seinem Stuhl an der Wand zurück.
    Scarlett eröffnete das Gespräch. »Die Verspätung tut mir
leid. Bedauerlicherweise war das nicht zu ändern. Es gab wichtige Geschäfte mit unseren Kollegen in London ... «
    »Ihr Name, bitte?« unterbrach Reinhart. Sein Englisch hatte einen ausgeprägten, teutonisch wirkenden Akzent.
    Scarlett sah Heß kurz an, ehe er antwortete. »Kroeger, Herr General, Heinrich Kroeger.«
    Reinharts Blick ließ Scarlett nicht los. »Ich glaube nicht, daß das Ihr Name ist, Sir. Sie sind kein Deutscher.« Seine Stimme war ausdruckslos.
    »Meine Sympathien gelten Deutschland«, erwiderte Scarlett. »So sehr, daß ich mich für den Namen Heinrich Kroeger entschieden habe...«
    Heß unterbrach ihn. »Herr Kroeger hat uns unschätzbare Dienste erwiesen. Ohne ihn hätten wir keine so großen Fortschritte erzielen können, Sir.«
    »Amerikaner... Dann sprechen wir also seinetwegen nicht deutsch.«
    »Das wird zu gegebener Zeit korrigiert werden«, sagte Scarlett. Tatsächlich sprach er fast fehlerfrei deutsch, fühlte sich aber in dieser Sprache benachteiligt.
    »Ich bin kein Amerikaner, General ... « Scarlett erwiderte Reinharts starren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich bin ein Bürger der neuen

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