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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bewegung. Ich habe ebenso viel, wenn nicht mehr als jeder andere dafür gegeben, um den Wandel herbeizuführen. Bitte, erinnern Sie sich in unserem Gespräch daran.«
    Reinhart zuckte mit den Schultern. »Ich bin sicher, daß Sie ebenso wie ich Ihre Gründe dafür haben, an diesem Tisch zu sitzen.«
    »Dessen können Sie versichert sein.«
    »Also gut, meine Herren, zur Sache. Wenn es möglich ist, möchte ich Montbéliard heute abend verlassen.« Reinhart griff in die Tasche und holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. »Ihre Partei hat gewisse, durchaus beachtliche Fortschritte im Reichstag gemacht. Nach Ihrem Münchner Fiasko könnte man sogar sagen, bemerkenswerte Fortschritte... «
    Heß unterbrach ihn enthusiastisch. »Wir haben erst angefangen! Deutschland wird sich aus der Schande der verräterischen
Niederlage erheben! Wir werden die Herren ganz Europas sein!«
    Reinhart hielt das zusammengefaltete Papier in der Hand und beobachtete Heß. Er antwortete leise und mit Nachdruck: »Uns würde es genügen, nur die Herren Deutschlands zu sein. Unser Land verteidigen zu können – das ist alles, was wir verlangen.«
    »Das wird die geringste unserer Garantien sein, General.« Scarletts Stimme war nicht lauter als die Reinharts.
    »Das ist die einzige Garantie, die wir wünschen. Wir interessieren uns nicht für die Exzesse, die Ihr Adolf Hitler predigt. «
    Als Hitlers Name erwähnt wurde, beugte sich Goebbels vor. Es ärgerte ihn, daß er nicht verstehen konnte, was gesprochen wurde.
    »Was ist mit Hitler? Was sagen Sie da über ihn?«
    Reinhart antwortete Goebbels in deutscher Sprache: »Daß er stört.«
    »Hitler ist die Hoffnung für Deutschland!«
    »Vielleicht für Sie.«
    Ulster Scarlett sah zu Goebbels hinüber. In den Augen des kleinen Mannes leuchtete Haß, und Scarlett vermutete, daß Reinhart eines Tages für seine Worte würde bezahlen müssen.
    Der General fuhr fort, während er das Blatt auseinanderfaltete: »Die Zeiten, die unsere Nation erleben muß, verlangen ungewöhnliche Bündnisse. Ich habe mit von Schnitzler und Kindorf gesprochen. Krupp ist, wie Sie sicher wissen, nicht bereit, über das Thema zu reden. Der deutschen Industrie geht es nicht besser als der Armee. Die Alliierte Kontrollkommission kann mit uns beiden machen, was sie will. Es gibt keine Stabilität, nichts, worauf wir uns verlassen können. Wir haben ein gemeinsames Ziel, meine Herren – den Versailler Vertrag.«
    »Das ist nur eines der Ziele«, warf Scarlett ein. »Es gibt noch andere.«
    »Das ist das einzige Ziel, das mich nach Montbéliard geführt hat. Ebenso wie man der deutschen Industrie die Möglichkeit zum Atmen geben muß, die Möglichkeit zu uneingeschränktem
Export, muß man der deutschen Armee eine angemessene Stärke zubilligen. Die Beschränkung auf einhunderttausend Soldaten bei über zweitausendfünfhundert Kilometern Grenze, die beschützt werden müssen, ist lächerlich. Man macht uns immer wieder Versprechungen, Versprechungen - und dann Drohungen. Nichts, worauf man sich verlassen kann. Keiner begreift uns. Man hindert uns am notwendigen Wachstum.«
    »Man hat uns verraten! Man hat uns 1918 auf gemeine Art verraten, und dieser Verrat dauert fort! In ganz Deutschland gibt es immer noch Verräter!« Heß hätte sein Leben darum gegeben, zu den Freunden von Reinhart und seinen Offizieren zu zählen. Das verstand Reinhart, und er war keineswegs beeindruckt.
    »Ja. An dieser Theorie hält Ludendorff immer noch fest. Es ist für ihn nicht leicht, mit der Erinnerung an die Niederlage in den Argonnen zu leben.«
    Ulster Scarlett lächelte sein groteskes Lächeln. »Das fällt vielen von uns schwer, General.«
    Reinhart sah ihn an. »Mit Ihnen will ich nicht darüber sprechen. «
    »Eines Tages sollten Sie das aber tun. Denn das ist der Grund meines Hierseins – einer der Gründe.«
    »Um es noch einmal zu sagen, Herr Kroeger, Sie haben Ihre Gründe, ich habe die meinen. Die Ihren interessieren mich nicht, aber Sie sind gezwungen, sich für die meinen zu interessieren.« Er schaute Heß an und blickte dann zu der teilweise im Schatten verborgenen Gestalt von Joseph Goebbels hinüber.
    »Ich will rückhaltlos offen zu Ihnen sein, meine Herren. Das ist bestenfalls ein schlecht gehütetes Geheimnis. Jenseits der polnischen Grenzen, im Lande der Bolschewiken, gibt es Tausende enttäuschter deutscher Offiziere. Männer, die in ihrem eigenen Land ihren Beruf nicht ausüben dürfen. Sie bilden das russische

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