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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Zukunft liegenden Nachruf anstellen?«
    »Kommt nicht in Frage. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Eigentlich ist es ganz leicht, wissen Sie. Den Reichtum nimmt man als selbstverständlich hin. Jede quälende Entscheidung, jedes Risiko, das an den Nerven zerrt – das alles werden einfache Leistungen, die jeder von einem erwartet. Leistungen, die man eher verabscheut als bewundert. Weil ich eine Frau bin und eine höchst erfolgreiche Spekulantin. Eine unattraktive Kombination. Ein Sohn im Weltkrieg gefallen.
Ein zweiter, der sich als aufgeblasen und unfähig erweist, dem man aus jedem nur erdenklichen falschen Grund Avancen macht und über den man, wann immer möglich, lacht. Und jetzt dies. Ein Verrückter, der eine Bande psychopathischer Unzufriedener anführt oder mindestens dieser Bande angehört... Das ist es, was ich der Nachwelt vermache. Was Scarlatti der Nachwelt hinterläßt, Mr. Canfield... Keine bewundernswerte Leistung, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Und demzufolge werde ich vor nichts halt machen, um diesen letzten Wahnsinn zu verhindern.« Elizabeth griff nach ihren Notizen und ging ins Schlafzimmer. Sie schloß die Tür hinter sich und ließ Canfield in dem großen Wohnraum allein. Einen Augenblick lang dachte er, daß die alte Frau den Tränen nahe gewesen war.

35.
    Der Flug des Eindeckers über den Kanal war ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen. Der Wind war ruhig, die Sicht ausgezeichnet. Das war günstig für Scarlett, denn der stechende Schmerz seiner Operationswunden, verbunden mit seiner Wut, hätten einen schwierigen Flug leicht zu einem katastrophalen machen können. Er war kaum imstande, sich auf den Kompaß zu konzentrieren. Und als er schließlich die Küste der Normandie erblickte, wirkte sie fremd auf ihn. Und doch war er die Strecke schon ein dutzendmal geflogen.
    An dem kleinen Flughafen außerhalb von Lesieux holte ihn die Pariser Gruppe ab. Sie bestand aus zwei Deutschen und einem Gascogner, dessen kehliger Dialekt ähnlich wie die Sprechweise seiner beiden Begleiter wirkte.
    Die drei Europäer rechneten damit, daß der Mann – sie kannten seinen Namen nicht – sie dazu auffordern würde, nach Paris zurückzukehren und dort weitere Befehle abzuwarten.
    Aber der Mann hatte andere Absichten und bestand darauf,
daß sie sich zu dritt unbequem auf den Vordersitzen zusammendrängten, während er die hintere Bank für sich allein beanspruchte. Er dirigierte den Wagen nach Vernon, wo zwei ausstiegen und angewiesen wurden, allein nach Paris zurückzureisen. Der Fahrer sollte bleiben.
    Er protestierte schwach, als Scarlett ihm befahl, in westlicher Richtung nach Montbéliard weiterzufahren, einer kleinen Stadt in der Nähe der Schweizer Grenze.
    »Mein Herr, das ist eine Fahrt von vierhundert Kilometern! Auf diesen schrecklichen Straßen brauchen wir dazu zehn Stunden!«
    »Dann sollten wir bis zum Abendessen dort sein.«
    »Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn Sie wieder aufgetankt hätten und geflogen ...«
    »Ich fliege nicht, wenn ich müde bin. Regen Sie sich nicht auf. Ich besorge Ihnen in Montbéliard ein paar Meeresfrüchte. Sie müssen Ihre Speisekarte etwas abwechseln, Kircher. Das hält den Gaumen munter.«
    »Jawohl!« Kircher grinste. Er wußte, daß der Mann in Wirklichkeit ein guter Oberführer war.
    Scarlett seufzte. Dieses Pack! Eines Tages würde er sich mit diesem Pack nicht mehr herumärgern müssen.
     
    Montbéliard war in seiner Anlage nicht viel komplizierter als ein etwas groß geratenes Dorf. Seine Bewohner lebten vorwiegend von landschaftlichen Erzeugnissen, die hauptsächlich in die Schweiz und nach Deutschland verkauft wurden. Wie in vielen Grenzstädten diente eine Mischung aus Franc, Mark und Schweizer Franken als Währung.
    Scarlett und sein Fahrer erreichten ihr Ziel kurz nach neun Uhr abends. Sie hatten unterwegs einige Male angehalten, um zu tanken und um im Laufe des Nachmittags eine kleine Mahlzeit einzunehmen, sich jedoch während der ganzen Fahrt nicht unterhalten. Dieses Schweigen bewirkte, daß Scarletts Angst nachließ. Er konnte jetzt ohne Zorn denken, obwohl sein Zorn keineswegs verflogen war. Der Fahrer hatte recht gehabt, als er seinen Passagier darauf hingewiesen hatte, daß es einfacher und weniger anstrengend gewesen wäre, von Lesieux nach Montbéliard zu fliegen. Aber
Scarlett wollte nicht riskieren, daß sein Temperament mit ihm durchging. Und diese Gefahr bestand immer, wenn er erschöpft war.
    Irgendwann an diesem Tag oder am Abend

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