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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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offensichtlich den Auftrag erteilt, Geld auszugeben,
ohne sich darüber den Kopf zu zerbrechen, hatte ihm das aufgetragen, damit er ihre Beziehung vertiefen konnte. Das hatte er sogar angedeutet, und sie hatten beide darüber gelacht, weil das, was sie mit Regierungsmitteln taten, eigentlich die Wahrheit hinausposaunte. Sie wäre mit Freuden bereit gewesen, selbst dafür zu bezahlen. Sie hatte für andere bezahlt, und keiner davon war ihr so lieb gewesen wie Matthew Canfield. Keiner würde ihr je so lieb sein. Er gehörte nicht in ihre Welt. Er zog eine einfachere, weniger kosmopolitische Welt vor. Aber Janet Saxon Scarlett wußte, daß sie sich seiner Welt anpassen würde, falls sie ihn dadurch behalten konnte.
    Vielleicht würde sie, wenn alles vorbei war, falls es je vorbei sein sollte, mit ihm gemeinsam einen Weg finden. Es mußte einen Weg für diesen guten, rauhen, sanften jungen Mann geben, der ein besserer Mann war als alle anderen, die sie zuvor gekannt hatte. Sie liebte ihn sehr, und sie ertappte sich dabei, wie sie sich um ihn sorgte. Das war bemerkenswert für eine Janet Saxon Scarlett.
    Als sie am vergangenen Abend um sieben Uhr in Begleitung von Dereks Beauftragtem Ferguson zurückgekehrt war, hatte sie Canfield allein in Elizabeths Wohnzimmer angetroffen. Er war ihr angespannt, gereizt, fast zornig vorgekommen. Und sie kannte den Grund nicht. Er hatte sich nicht sehr überzeugend für seine Laune entschuldigt und sie schließlich aus dem Hotel geführt.
    Sie hatten in einem kleinen Restaurant in Soho gegessen. Sie hatten beide ziemlich viel getrunken, und seine Furcht hatte sie angesteckt. Und doch wollte er ihr nicht sagen, was ihn eigentlich beunruhigte.
    Sie waren mit einer Flasche Whisky in sein Zimmer zurückgekehrt. In der Stille hatten sie sich geliebt. Janet wußte, daß er ein Mann war, der sich an irgendeinem mythischen Seil festhielt und Angst hatte, es loszulassen – Angst, er könnte dann in die Tiefe stürzen.
    Während sie ihn am Schreibtisch beobachtete, erkannte sie instinktiv die Wahrheit – die Wahrheit, die sie verdrängen wollte, die sie aber seit jenem schrecklichen Augenblick vor ein paar Tagen schon geahnt hatte.

    Damals hatte er zu ihr gesagt: »Janet, ich fürchte, wir hatten Besuch.«
    Jener Besuch war ihr Mann gewesen.
    Sie stützte sich auf den Ellbogen. »Matthew?«
    »Oh... Guten Morgen, Liebling.«
    »Matthew ... Fürchtest du dich vor ihm?«
    Canfields Magenmuskeln spannten sich an.
    Sie wußte Bescheid.
    Selbstverständlich wußte sie Bescheid.
    »Ich glaube nicht, daß ich mich fürchten werde – wenn ich ihn finde.«
    »So ist es immer, nicht wahr? Wir fürchten uns vor jemandem oder etwas, das wir nicht kennen oder nicht finden können. « Janets Augen begannen zu schmerzen.
    »So hat es Elizabeth auch ausgedrückt.«
    Sie setzte sich auf, zog sich die Decke über die Schultern und lehnte sich an das Kopfteil des Bettes. Sie fror, und der Schmerz in ihren Augen verstärkte sich. »Hat sie es dir gesagt? «
    »Ganz am Ende. Sie wollte es nicht. Aber ich ließ ihr keine andere Wahl. Sie mußte es mir sagen.«
    Janet starrte vor sich hin, ins Leere. »Ich wußte es«, flüsterte sie. »Ich habe Angst.«
    »Natürlich — aber dazu hast du keinen Grund. Er kann nicht an dich herankommen.«
    »Warum bist du so sicher? Ich glaube nicht, daß du gestern abend so sicher warst.« Sie merkte es nicht, aber ihre Hände begannen zu zittern.
    »Nein, das war ich nicht. Aber nur, weil es ihn überhaupt gab. Weil das Gespenst lebte und atmete. Ganz gleich, wie sehr wir es auch erwartet haben, es war ein Schock. Aber inzwischen ist die Sonne aufgegangen.« Er griff nach dem Bleistift und machte sich eine Notiz.
    Plötzlich warf sich Janet Scarlett nach unten auf das Bett. »O Gott, Gott, Gott!« Sie vergrub das Gesicht im Kissen.
    Zuerst nahm Canfield das Flehen in ihrer Stimme gar nicht wahr, weil sie nicht schrie und er sich ganz auf seine Notizen konzentrierte. Ihr erstickter Schrei klang eher schmerzlich als verzweifelt.

    »Jan... «, begann er beiläufig. »Janet!« Er warf den Bleistift auf den Tisch und lief zum Bett. »Janet! Liebste, bitte nicht. Bitte nicht, Janet!« Er nahm sie in die Arme, gab sich alle Mühe, sie zu beruhigen. Und dann blickte er in ihre Augen.
    Die Tränen strömten ihr unkontrolliert über das Gesicht, aber sie weinte nicht laut, sondern schnappte nur nach Luft. Was ihn beunruhigte, waren ihre Augen.
    Anstatt sich im Tränenfluß zu bewegen,

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