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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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– der Zeitpunkt war ungewiß – würde er sich mit dem Preußen treffen, mit dem wichtigen Mann, der ihm das liefern würde, was ihm nur wenige andere beschaffen könnten. Er mußte bei diesem Zusammentreffen fit sein, und jede einzelne seiner Gehirnzellen mußte funktionieren. Er durfte nicht zulassen, daß die Probleme der jüngsten Vergangenheit seine Konzentration störten. Das Zusammentreffen mit dem Preußen war der Höhepunkt einer jahrelangen Arbeit. Angefangen bei jenem ersten makabren Zusammentreffen mit Gregor Strasser bis zur Umwandlung seiner Millionen in Schweizer Kapital. Er, Heinrich Kroeger, besaß die finanziellen Mittel, die der Nationalsozialismus so dringend benötigte. Seine Bedeutung für die Partei stand jetzt außer Zweifel.
    Es gab Probleme, ärgerliche Probleme... Aber er hatte seine Entscheidungen getroffen. Er würde dafür sorgen, daß Howard Thornton isoliert, vielleicht sogar getötet wurde. Der Mann aus San Francisco hatte sie verraten. Wenn die Manipulation von Stockholm bekannt geworden war, so traf Thornton dafür die Schuld. Sie hatten seine schwedischen Kontakte benutzt, und er hatte ganz offensichtlich größere Wertpapierpakete zu niedrigen Preisen in seine eigenen Kanäle gelenkt.
    Man würde sich um Thornton kümmern.
    Ebenso wie um diesen französischen Dandy, Jacques Bertholde.
    Thornton und Bertholde – die taugten beide nichts. Habgierige, dumme Taugenichtse!
    Was war Boothroyd passiert? Offensichtlich war er auf der Calpurnia getötet worden. Aber wie? Warum? Doch wie dem auch sei, er hatte den Tod verdient. Ebenso wie sein Schwiegervater. Rawlins’ Anweisung, Elizabeth Scarlatti zu töten, war dumm, und der Zeitpunkt verrückt gewählt gewesen. Begriff Rawlins denn wirklich nicht, daß sie Briefe hätte hinterlassen können, Dokumente? Sie war tot viel gefährlicher als lebend. Zumindest, solange man nicht an sie herangetreten
war – so wie er an sie herangetreten war, mit der Bedrohung ihrer hochgeschätzten Scarlattis. Jetzt konnte sie sterben. Jetzt würde es nichts mehr ausmachen. Und wenn Bertholde tot war und Rawlins und Thornton bald sterben würden, gab es niemanden mehr, der wußte, wer er war. Niemanden. Er war Heinrich Kroeger, ein führender Mann in der neuen Bewegung.
    Sie hielten an der L’Auberge des Moineaux, einem kleinen Restaurant mit Zimmern für Reisende oder Leute, die aus anderen Gründen für sich sein wollten. Für Scarlett war es der vereinbarte Treffpunkt.
    »Fahren Sie den Wagen ein Stück die Straße hinunter und parken Sie ihn«, sagte er zu Kircher. »Ich werde in einem der Zimmer sein. Essen Sie zu Abend. Ich lasse Sie später rufen. Ich habe mein Versprechen nicht vergessen.«
    Kircher grinste.
    Ulster Scarlett stieg aus dem Wagen und streckte sich. Er fühlte sich jetzt wohler, seine Haut war nicht mehr so gereizt, und er freute sich auf die bevorstehende Konferenz. Diese Tätigkeit war ganz nach seinem Herzen, denn hier ging es um Dinge von weitreichender Bedeutung, um ungeheure Macht.
    Er wartete, bis der Wagen weit genug die Straße hinuntergefahren war, so daß Kircher ihn nicht mehr im Rückspiegel sehen konnte. Dann ging er zurück, zu dem mit Kopfsteinen gepflasterten Weg. Man durfte dem Pack nie etwas sagen, das es nicht zur Erledigung seiner unmittelbaren Aufträge wissen mußte.
    Er erreichte die unbeleuchtete Tür und klopfte ein paarmal.
    Die Tür öffnete sich, und ein ziemlich großer Mann mit dichtem welligen Haar und ausgeprägt dunklen Brauen stand darin, als bewachte er den Eingang, statt einen Gast willkommen zu heißen. Er trug ein graues Jackett, das nach der Art der süddeutschen Trachten geschnitten war, und braune Kniehosen. Sein Gesicht war dunkel und wirkte engelhaft, seine Augen waren groß und starrten ihn an. Der Mann hieß Rudolf Heß.
    »Wo waren Sie?« Heß bedeutete Scarlett einzutreten und
die Tür zu schließen. Der Raum war klein. In seiner Mitte standen ein Tisch und Stühle, an der Wand eine Anrichte und zwei Stehlampen, die den Raum beleuchteten. Ein zweiter Mann, der zum Fenster hinausgesehen hatte, offensichtlich, um den Neuankömmling zu identifizieren, nickte Scarlett zu. Er war ein schmächtiger, häßlicher Mann mit einem Vogelgesicht, zu dem auch die Adlernase paßte. Er hinkte leicht.
    »Joseph?« sagte Scarlett zu ihm. »Sie habe ich hier nicht erwartet. «
    Joseph Goebbels sah zu Heß hinüber. Er verstand kaum Englisch. Heß übersetzte schnell, was Scarlett gesagt hatte, und

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