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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zu haben. Jeder würde als ein Held daraus hervorgehen, sei es nun für sich selbst oder gegenüber seiner Wirtschaftsgruppe. Aber der Preis bestand in höchster Sicherheit, bis das Notwendige geschehen war. Der Lohn entsprach dem Preis. Millionäre, Handelsfürsten und Banker in New York, Chicago, Los Angeles und Palm Beach fanden sich mit ihren würdigen Kollegen aus einer der berühmtesten Anwaltsfirmen New Yorks in Konferenzräumen versammelt. Die Stimmen waren gedämpft und die Blicke wissend. Hier wurden Vermögen verdient. Unterschriften wurden geleistet.
    Und es mußte auf ganz natürliche Weise geschehen.
    Unglaublich viel Glück führt zum Überschwang. Und Überschwang ist nicht der geeignete Partner der Geheimhaltung.
    Zwei oder drei begannen zu reden. Dann vier oder fünf. Dann ein Dutzend.
    Telefongespräche wurden geführt. Fast keine aus Büros, die meisten aus stillen Bibliotheken oder Studierstuben. Die meisten wurden nachts geführt, im weichen Licht einer Schreibtischlampe, mit einem guten Glas Whisky in Reichweite.

    In den höchsten wirtschaftlichen Kreisen lief das Gerücht, daß etwas Ungewöhnliches bei Scarlatti geschah.
    Das genügte.
    Elizabeth wußte, daß das genügen würde. Schließlich war das der Preis ... Und dann gelangten die Gerüchte zu den Männern in Zürich.
     
    Matthew Canfield streckte sich in seinem Abteil aus. Er hatte die Beine auf seinen Koffer gestellt. Auch er blickte zum Fenster hinaus auf die Stadt Genf. Er hatte gerade eine seiner dünnen Zigarren geraucht, und der Rauch hing in einzelnen Schichten in der stillen Luft des kleinen Raums. Er überlegte, ob er ein Fenster öffnen sollte, war aber zu deprimiert, um sich zu bewegen.
    Es waren jetzt auf den Tag genau zwei Wochen her, seit er Elizabeth Scarlatti ihren einen Monat zugebilligt hatte. Vierzehn chaotische Tage, die das Wissen um seine eigene Nutzlosigkeit nur noch schmerzhafter machten. Mehr als Nutzlosigkeit-eher persönliche Überflüssigkeit... Er konnte nichts tun, und man erwartete auch nichts von ihm. Elizabeth hatte nicht wirklich gewollt, daß er >eng< mit ihr zusammenarbeitete. Sie wollte nicht, daß irgend jemand mit ihr arbeitete – weder eng noch sonstwie. Sie liebte das Solo. Hoch über dem patrizierhaften Adel bewegte sie sich allein in den Lüften. Die schwierigste Aufgabe, die ihm zugeteilt wurde, bestand darin, Büromaterial zu kaufen, stapelweise Papier, Bleistifte, Blocks und endlose Schachteln mit Büroklammern.
    Selbst der Verleger Thomas Ogilvie hatte es abgelehnt, ihn zu empfangen, offensichtlich auf Elizabeths Anweisung hin.
    Canfield war einfach weggeschickt worden, so wie Elizabeth ihn wegschickte. Selbst Janet behandelte ihn mit einer gewissen Herablassung, entschuldigte sich zwar stets für ihr Verhalten, aber indem sie sich entschuldigte, bestätigte sie es zugleich. Er begann zu begreifen, was geschehen war. Jetzt war er die Hure. Er hatte sich verkauft, man hatte seine Gunsterweisungen angenommen und dafür bezahlt. Jetzt hatten sie für ihn wenig Verwendung. Sie wußten, daß er wieder zu haben war, so wie man weiß, daß eine Hure zu haben ist.

    Er verstand nun viel besser, was Janet empfunden hatte.
    Würde diese Liebe enden? Konnte sie jemals enden? Er redete sich ein, daß das unmöglich war. Sie sagte ihm dasselbe. Sie bat ihn, stark zu sein für sie beide, aber machte sie sich damit etwas vor und ließ ihn dafür bezahlen?
    Er begann sich zu fragen, ob er überhaupt zu einem Urteil fähig war. Er war untätig gewesen, und das Gefühl, von innen heraus zu verfaulen, machte ihm Angst. Was hatte er getan? Konnte er es ungeschehen machen? Er bewegte sich in einer Welt, zu der er nicht den richtigen Zugang fand.
    Janet gehörte auch nicht in jene Welt. Sie gehörte ihm, mußte ihm gehören.
    Die Pfeife auf dem Dach des Zuges kreischte zweimal, und die mächtigen Bremsbacken an den Rädern begannen zu mahlen. Der Zug rollte in den Bahnhof von Genf, und Canfield hörte Elizabeths schnelles Klopfen an der Wand, die ihr Abteil von dem seinen trennte. Das Klopfen ärgerte ihn. Sie benahm sich wie eine ungeduldige Hausherrin, die nach einem Dienstboten ruft.
     
    »Ich trage den hier, nehmen Sie die zwei anderen. Die Gepäckträger sollen sich um die übrigen Koffer kümmern. «
    Canfield instruierte die Träger pflichtschuldig, ergriff die zwei Koffer und folgte Elizabeth aus dem Zug.
    Da er sich mit den zwei Koffern abmühen mußte, war er einige Schritte hinter Elizabeth, als

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