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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
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verrückt, Sportsfreund! Ich brauche Sie genauso, wie Sie mich brauchen. Ein vereinzelter amerikanischer Offizier, vierzig Meilen von seiner Kompanie entfernt, die zufälligerweise
gerade an der Front ist... Überlegen Sie doch, Mann!«
    »Sie wirken sehr überzeugend, aber ich bin anders als unsere schwachsinnigen kaiserlichen Generale. Ich höre nicht auf leere, überzeugende Phrasen. Ich achte selbst auf meine Flanken.«
    »Wie Sie meinen. Von Cotterets bis Paris sind es über sechzig Meilen, und wir wissen nicht, worauf wir noch stoßen werden. Wir brauchen unseren Schlaf. Es wäre klüger, wenn wir uns abwechseln würden.«
    »Jawohl!« sagte Strasser und lachte verächtlich. »Sie reden wie die jüdischen Bankiers in Berlin. >Tun Sie das, dann tun wir dies. Was sollen wir uns streiten?< Danke, nein, Amerikaner. Ich werde nicht schlafen.«
    »Wie Sie wünschen. Langsam begreife ich, weshalb ihr den Krieg verloren habt. « Scarlett drehte sich zur Seite. »Sie bestehen darauf, stur zu sein.«
    Ein paar Minuten lang schwiegen beide. Schließlich antwortete Gregor Strasser tonlos: »Wir haben den Krieg nicht verloren. Man hat uns verraten.«
    »Sicher. Man hat Ihnen Platzpatronen geliefert, und Ihre Artillerie hat nach hinten geschossen. Ich schlafe jetzt.«
    Der deutsche Offizier sprach ganz leise, so als führte er ein Selbstgespräch. »Viele Kugeln steckten in Patronenhülsen ohne Pulver. Viele Waffen haben versagt. Verrat...«
    Über die Straßen polterten Lastwagen aus Villers-Cotterêts, gefolgt von Pferden, die Lafetten hinter sich herzogen. Die Scheinwerfer der Lastwagen tanzten flackernd auf und ab. Die Pferde wieherten. Ein paar Soldaten schrien.
    Diese armen Schweine, dachte Ulster Scarlett, während er sie von seinem Versteck aus beobachtete. »He, Strasser, was passiert jetzt?«
    Scarlett wandte sich zu seinem Deserteurskollegen.
    »Was ist?« Strasser war eingenickt. Er war wütend über sich selbst. »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich Sie hätte anspringen können. Ich fragte, was jetzt passiert. Ich meine, was aus Ihnen wird. Ich weiß, was mit uns geschieht. Paraden, denke ich mir. Und was ist mit Ihnen?«

    »Keine Paraden. Keine Feierlichkeiten. Viele Tränen, viele Vorwürfe. Und viel Trunkenheit. Viele werden verzweifelt sein – und viele werden getötet werden. Da können Sie ganz sicher sein.«
    »Wer wird getötet werden?«
    »Die Verräter unter uns. Man wird sie heraussuchen und ohne Gnade vernichten.«
    »Sie sind verrückt! Ich habe immer schon gesagt, daß Sie verrückt sind, und jetzt weiß ich es!«
    »Was sollten wir denn nach Ihrer Meinung tun? Sie sind noch nicht angesteckt worden. Aber das kommt auch noch. Die Bolschewiken stehen vor unseren Grenzen und werden uns infiltrieren. Die nagen an unserem Kern, bis alles verfault. Und die Juden! Die Juden in Berlin verdienen an diesem Krieg ein Vermögen! Die dreckigen Profitjuden! Diese Semitenschweine verkaufen heute uns und morgen euch. Die Juden, die Bolschewiken, diese stinkenden kleinen Völker! Wir sind alle ihre Opfer und wissen es nicht. Wir kämpfen gegeneinander, wo wir doch gegen sie kämpfen sollten!«
    Ulster Scarlett spuckte aus. Der Sohn Scarlattis interessierte sich nicht für die Probleme gewöhnlicher Menschen. Gewöhnliche Menschen interessierten ihn nicht.
    Und doch war er beunruhigt.
    Strasser war kein gewöhnlicher Mann. Dieser arrogante deutsche Offizier haßte die gewöhnlichen Menschen ebenso wie er. »Was werden Sie denn tun, wenn Sie diese Leute unter die Erde schaufeln? Den König vom Berg spielen?«
    »Den König vieler Berge – vieler, vieler Berge.«
    Scarlett wälzte sich zur Seite, weg von dem deutschen Offizier.
    Aber er schloß die Augen nicht. Der König vieler, vieler Berge...
    Ulster Scarlett hatte nie an ein Reich dieser Art gedacht. Scarlatti hatte Millionen und Abermillionen verdient, aber Scarlatti herrschte nicht. Schon gar nicht die Söhne Scarlattis. Sie würden nie herrschen, das hatte Elizabeth ihnen klargemacht.
    »Strasser?«
    »Mhm?«

    »Wer sind diese Leute? Ihre Leute?«
    »Ergebene Männer. Mächtige Männer. Die Namen darf ich nicht nennen. Aber sie sind fest entschlossen, aus der Niederlage wieder aufzusteigen und die Elite Europas zu einen.«
    Scarlett wandte sein Gesicht dem Himmel zu. Sterne flakkerten hinter den niedrig hängenden grauen Wolken. Grau, schwarz – und dazwischen blitzende weiße Punkte.
    »Strasser?«
    »Was ist?«
    »Wohin werden Sie
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