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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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der Stirn gerann, stand aufrecht da, den Blicken des Amerikaners hinter dem Stamm einer dicken Fichte verborgen. Er war gerade im Begriff gewesen, den Yankee-Leutnant zu töten, sobald sein Feind das Maschinengewehr loslassen würde, als er sah, wie der Mann plötzlich auf seine eigenen Männer feuerte – seine eigenen Truppen.
    Auf seine eigenen Truppen!

    Er hatte den Amerikaner im Visier seiner Luger, aber er wollte diesen Mann nicht töten.
    Noch nicht.
    Der deutsche Offizier, der letzte Mann seiner Kompanie in jenem kleinen Wäldchen, den man für tot gehalten und liegen gelassen hatte, wußte nämlich genau, was der Amerikaner tat.
    Es handelte sich um ein klassisches Exempel unter optimalen Bedingungen.
    Eine vorgeschobene Infanteriekompanie, ein Offizier, der die ihm zugängliche Information zu seinem eigenen Vorteil gegen seine eigenen Truppen einsetzte ... Er würde sich aus der Kampflinie entfernen und sich dabei einen Orden einhandeln.
    Der deutsche Offizier würde diesem Amerikaner folgen.
    Leutnant Scarlett hatte etwa die Hälfte des Weges zur Stellung der B-Kompanie zurückgelegt, als er das Geräusch hinter sich hörte. Er warf sich zu Boden und wälzte sich langsam zur Seite. Er versuchte, zwischen den hohen Grashalmen, die sich im Wind wiegten, etwas zu erkennen. Nichts.
    Aber war da wirklich nichts?
    Keine sechs Meter entfernt eine Leiche – mit dem Gesicht nach unten. Aber Leichen lagen hier überall.
    An die hier erinnerte sich Scarlett nicht. Er erinnerte sich nur an die Gesichter. Er sah nur die Gesichter. Er erinnerte sich nicht.
    Warum sollte er?
    Überall Leichen. Wie konnte er sich da erinnern? Eine einzelne Leiche mit dem Gesicht nach unten. Davon mußte es hier Dutzende geben. Er bemerkte sie überhaupt nicht.
    Er hatte seiner Phantasie schon wieder freien Lauf gelassen. Schließlich dämmerte schon der Morgen. Bald würden die Vögel erwachen.
    Vielleicht.
    Nichts regte sich.
    Er stand auf und rannte auf die Erdhaufen zu, die Stellung der B-Kompanie.
    »Scarlett! Mein Gott, Sie sind das!« sagte der Hauptmann, der vor dem ersten Erdloch kauerte. »Sie können von Glück
reden, daß wir nicht geschossen haben. Bei dem letzten Feuerüberfall haben wir Fernald und Otis verloren. Wir konnten das Feuer nicht erwidern, weil Sie dort draußen waren.«
    Ulster erinnerte sich an Fernald und Otis.
    Kein Verlust – wenn man bedachte, daß er entkommen war ...
    Er warf den deutschen Helm, den er vom Wald herübergetragen hatte, auf den Boden. »Jetzt hören Sie mir zu. Ich habe dort drüben ein Nest ausgehoben. Aber da sind noch zwei andere. Die warten auf uns. Ich weiß, wo sie sind, und schaffe das. Aber Sie müssen hierbleiben. Feuern Sie zehn Minuten, nachdem ich weggegangen bin, nach links!«
    »Wohin gehen Sie?« fragte der Hauptmann verwirrt.
    »Wieder dorthin zurück, wo ich etwas ausrichten kann. Geben Sie mir zehn Minuten, und dann fangen Sie zu feuern an. Mindestens drei oder vier Minuten, aber schießen Sie um Gottes willen nach links. Daß Sie mich ja nicht treffen! Ich brauche das Ablenkungsmanöver.« Dann hielt er plötzlich inne und war wieder im hohen Gras verschwunden, ehe der Hauptmann etwas sagen konnte.
    Sobald die hohen Grashalme ihm Schutz boten, sprang Scarlett von einer deutschen Leiche zur nächsten und riß die Helme von ihren leblosen Köpfen. Nachdem er fünf Helme an sich genommen hatte, legte er sich flach auf den Boden und wartete, daß das Feuer einsetzte.
    Der Hauptmann erledigte seinen Teil. Man hätte glauben können, sie wären wieder in Chäteau-Thierry gewesen. Nach vier Minuten verhallten die Schüsse.
    Scarlett richtete sich auf und rannte zu den Linien seiner Kompanie zurück. Als er mit den Helmen in der Hand auftauchte, brachen die Männer in spontanen Beifall aus. Selbst der Hauptmann, bei dem die neu entdeckte Bewunderung den Ärger verdrängt hatte, schloß sich den Männern an.
    »Verdammt noch mal, Scarlett! Eine so tapfere Tat habe ich im ganzen Krieg noch nicht beobachtet!«
    »Nicht so schnell«, wandte Scarlett mit einer Bescheidenheit ein, wie er sie bis jetzt noch nie an den Tag gelegt hatte. »Vorn und an der linken Flanke ist alles sauber. Aber da sind
noch ein paar Krauts nach rechts gerannt. Die verfolge ich jetzt. «
    »Das brauchen Sie nicht. Lassen Sie sie laufen. Sie haben genug getan.« Hauptmann Jenkins beschloß, seine Meinung über Ulster Scarlett zu revidieren. Der junge Leutnant hatte sich der Herausforderung gewachsen

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