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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
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jetzt gehen? Nachdem das vorbei ist, meine ich. «
    »Nach Heidenheim. Meine Familie lebt dort.«
    »Wo ist das?«
    »Auf halbem Weg zwischen München und Stuttgart.« Der deutsche Offizier sah den fremden, hünenhaften amerikanischen Deserteur an. Deserteur, Mörder und Helfer seines Feindes.
    »Morgen abend sind wir in Paris. Ich werde Ihnen Ihr Geld geben. In Argenteuil ist ein Mann, der für mich Geld aufbewahrt. «
    »Danke. «
    Ulster Scarlett verlagerte sein Gewicht. Die Erde war dicht vor seinem Gesicht, und ein sauberer Geruch ging von ihr aus.
    »Einfach Strasser, Heidenheim. Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    »Geben Sie mir einen Namen, Strasser.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Geben Sie mir einen Namen, damit Sie wissen, daß ich es bin, wenn ich mit Ihnen Verbindung aufnehme.«
    Strasser überlegte einen Augenblick. »Also gut, Amerikaner. Wir wollen einen Namen auswählen, den Sie nicht so leicht vergessen – Kroeger.«
    »Wie?«
    »Kroeger – Gefreiter Heinrich Kroeger, dem Sie an der Argonne eine Kugel durch den Kopf gejagt haben.«
     
    Am 10. November um drei Uhr nachmittags erging der Befehl zur Feuereinstellung.

    Ulster Stewart Scarlett kaufte sich ein Motorrad, trat seine schnelle Reise nach La Harasee an und fuhr noch weiter. Zur Kompanie B, Vierzehntes Bataillon.
    Er traf in dem Frontbereich ein, wo der größte Teil des Bataillons biwakierte, und begann seine Suche nach der Kompanie. Es war schwierig. Das Lager war angefüllt mit betrunkenen, glasig blickenden Soldaten. Alkoholisierte Massenhysterie schien das Gesetz der Stunde zu sein.
    Mit Ausnahme von Kompanie B.
    Kompanie B hielt einen Gottesdienst ab. Zum Gedächtnis eines gefallenen Kameraden.
    Für Leutnant Ulster Stewart Scarlett, AEF.
    Scarlett sah zu.
    Hauptmann Jenkins las den schönen Psalm für die Toten mit halb erstickter Stimme zu Ende und stimmte dann für seine Männer das Vaterunser an.
    »Vater unser, der du bist im Himmel...« Einige der Männer weinten, ohne sich zu schämen.
    Es wäre wirklich jammerschade gewesen, ihnen das zu verderben, dachte Scarlett.
     
    In seiner Verleihungsurkunde stand unter anderem: >... nachdem er ganz allein drei feindliche Maschinengewehrnester zerstört hatte, machte er sich auf, eine vierte gefährliche Stellung ausfindig zu machen, zerstörte auch diese und rettete damit vielen alliierten Soldaten das Leben. Er kehrte vom Einsatz nicht zurück und wurde daher für tot gehalten. Dafür lieferte Leutnant Scarlett bis zum Ende der Kämpfe der B-Kompanie einen Schlachtruf. >Für Old Rolly!< Das jagte dem Herzen manches Feindes Angst und Schrekken ein. Durch Gottes grenzenlose Weisheit konnte Leutnant Scarlett sich am Tag nach der Einstellung der Feindseligkeiten wieder seinem Zug anschließen. Erschöpft und geschwächt kehrte er zum Ruhm zurück. Auf Befehl des Präsidenten verleihen wir hiermit... <

5.
    Wieder nach New York zurückgekehrt, entdeckte Ulster Stewart Scarlett schnell, daß er als der Held, der er nun war, tun konnte, was er wollte. Nicht, daß er vorher eingeengt gewesen wäre, weit entfernt, aber jetzt erwartete man von ihm nicht einmal mehr Dinge wie Pünktlichkeit oder die Einhaltung routinemäßiger gesellschaftlicher Höflichkeitsformen. Er war der höchsten Prüfung menschlicher Existenz ausgesetzt gewesen – der Begegnung mit dem Tod. Zwar gab es in dieser Beziehung Tausende wie ihn, aber nur wenige wurden offiziell zum Helden erklärt, und keiner war ein Scarlett. Elizabeth, die völlig verblüfft war, überschüttete ihn mit allem, was Geld und Macht bieten konnten. Selbst Chancellor Drew beugte sich seinem jüngeren Bruder als dem männlichen Oberhaupt der Familie.
    Und so trat Ulster Stewart Scarlett in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts ein – oder besser gesagt, er sprang hinein.
    Nicht nur die Spitzen der Gesellschaft, sondern auch die Besitzer der Flüsterkneipen betrachteten Ulster Stewart als willkommenen Freund. Er hatte weder viel Witz zu bieten noch ein besonderes Maß an Verständnis, und doch besaß er einen ganz besonderen Vorzug. Er war ein Mann, der sich in Einklang mit seiner Umgebung befand und diesen Einklang auch demonstrierte. Die Forderungen, die er an das Leben stellte, waren ganz gewiß unvernünftig, aber dies waren auch unvernünftige Zeiten. Vergnügungssucht, das Bestreben, unangenehmen Dingen auszuweichen, die von keinerlei Ehrgeiz geschmälerte Freude an der Existenz – das war alles, das er zu brauchen schien. Aber der
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