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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gezeigt.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht – da bin ich anderer Ansicht. Die Krauts haben vor acht Monaten meinen Bruder Rolly erwischt. Erlauben Sie mir, sie zu verfolgen, und Sie rücken nach.«
    Wieder verschwand Ulster Scarlett im hohen Gras. Er wußte genau, wohin er gehen würde.
    Ein paar Minuten später duckte sich der amerikanische Leutnant neben einem großen Felsbrocken auf einer winzigen Insel aus Stein und Unkraut. Er wartete, daß die B-Kompanie ihren Angriff auf das Kiefernwäldchen begann. Er lehnte sich gegen das harte Felsgestein und blickte zum Himmel auf.
    Und dann kam der Angriff.
    Die Männer schrien, um sich ein wenig Mut zu machen, für den immerhin möglichen Fall, daß sie auf den zurückweichenden Feind stießen. Sporadisch peitschten Schüsse auf. Ein paar hatten nervöse Finger. Als die Kompanie den Wald erreichte, konnte man eine ohrenbetäubende Salve aus wenigstens zwanzig Karabinern hören.
    Sie feuern auf Tote, dachte Ulster Scarlett.
    Jetzt war er in Sicherheit.
    Für ihn war der Krieg vorbei.
    »Keine Bewegung, Amerikaner!« sagte eine Stimme mit kräftigem deutschen Akzent. »Ganz ruhig.«
    Scarlett hatte nach seiner Pistole gegriffen, aber die Stimme über ihm klang sehr eindringlich. Es würde den sicheren Tod bedeuten, jetzt die Waffe zu berühren.
    »Sie sprechen Englisch.« Das war alles, was Leutnant Scarlett in den Sinn kam.
    »Einigermaßen. Rühren Sie sich nicht! Ich ziele auf Ihren Kopf... Auf dieselbe Kopfpartie, wo Sie den Gefreiten Kroeger getroffen haben.«
    Ulster Scarlett fröstelte.

    Da war also doch jemand gewesen! Er hatte etwas gehört! Die Leiche auf dem Feld ...
    Aber warum hatte der Deutsche ihn nicht getötet?
    »Ich tat, was ich tun mußte«, sagte Scarlett.
    »Da bin ich sicher. Genauso, wie ich sicher bin, daß Sie keine Alternative hatten, als auf Ihre eigenen Truppen zu feuern... Sie haben sehr sonderbare Vorstellungen von Ihrem Anteil an diesem Krieg, nicht wahr?«
    Scarlett begann zu verstehen.
    »Dieser Krieg – ist vorbei.«
    »Ich bin Absolvent der Kaiserlichen Kriegsschule in Berlin und habe dort ein Examen in Strategie abgelegt. Mir ist unsere bevorstehende Niederlage klar. Sobald die Mézières-Linie einmal durchbrochen ist, wird Ludendorff keine Wahl mehr haben.«
    »Warum töten Sie mich dann?«
    Der deutsche Offizier kam hinter dem Felsbrocken hervor und blickte Ulster Scarlett an, die Pistole auf den Kopf des Amerikaners gerichtet. Scarlett sah, daß der Mann nicht viel älter als er selbst war, ein junger Bursche mit breiten Schultern – so wie er. Groß – wie er, mit einem zuversichtlichen Blick in den Augen, die in hellem Blau strahlten – wie seine eigenen.
    »Wir können uns doch heraushalten, um Himmels willen! Warum, in aller Welt, sollten wir einander opfern? Oder selbst einen von uns. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Können Sie das wirklich?«
    Scarlett sah den Deutschen an. Er wußte, daß er nicht bitten, keine Schwäche zeigen durfte. Er mußte ganz ruhig bleiben und logisch denken. »Hören Sie mir zu! Wenn man Sie gefangennimmt, wird man Sie mit Tausenden von anderen in ein Lager stecken. Das heißt, wenn man Sie nicht erschießt. Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht auf irgendwelche Offiziersprivilegien verlassen. Bis Sie an der Reihe sind, bis man Sie entläßt, werden Wochen, Monate, vielleicht sogar ein Jahr vergehen.«
    »Und Sie können das alles ändern?«
    »Da haben Sie verdammt recht.«
    »Aber warum sollten Sie das tun?«

    »Weil ich raus will! Und Sie wollen das auch. Wenn Sie das nicht wollten, hätten Sie mich inzwischen schon getötet. Wir brauchen einander.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Sie sind mein Gefangener...«
    »Halten Sie mich für verrückt?«
    »Behalten Sie Ihre Pistole! Nehmen Sie die Kugeln aus der meinen. Wenn jemand auf uns stößt, dann schaffe ich Sie zum Verhör nach hinten. Weit nach hinten. Bis wir Kleider für Sie beschaffen können. Wenn wir bis Paris kommen, besorge ich Ihnen Geld.«
    »Wie?«
    Ulster Scarlett grinste. Es war ein zuversichtliches Lächeln. Das Lächeln der Wohlhabenheit. »Das ist meine Angelegenheit. Was für eine Wahl haben Sie denn? Töten Sie mich, und Sie sind trotzdem ein Gefangener. Vielleicht sogar ein toter Mann. Und Sie haben nicht viel Zeit...«
    »Stehen Sie auf! Stützen Sie sich mit den Armen gegen den Felsen!«
    Scarlett gehorchte, und der deutsche Offizier zog Scarlett die Pistole aus der Tasche und entlud sie.
    »Drehen Sie sich um!«
    »Die

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