Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Korporäle, deren Waffen inspiziert wurden, müde Sergeanten, die noch müdere Soldaten antreten ließen, erfahren wirkende Offiziere, die aufmerksam zuhörten—alle taten das, was sie taten, für den energisch wirkenden, schlanken Leutnant, der irgendwie ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf vielen Bildern hatte der junge Offizier seine Arme schief lächelnden Kameraden um die Schultern gelegt, als wollte er ihnen damit die beruhigende Gewißheit geben, daß bald wieder glücklichere Tage kommen würden.
    Nach den Gesichtern der anderen zu schließen, gelang das Scarlett nicht sonderlich gut. Aber seine eigene Miene strahlte Optimismus aus. Kühl und ungemein selbstzufrieden, dachte Canfield. Und bei dem gerahmten Schriftstück in der Mitte handelte es sich tatsächlich um ein Pergament. Es war die Verleihungsurkunde des Silver Star für besondere Tapferkeit an der Meuse-Argonne. Dieser Ausstellung nach zu urteilen, war Ulster Scarlett der am besten angepaßte Held, der je das Glück gehabt hatte, in den Krieg zu ziehen. Der störende Aspekt des Ganzen war die Darstellung selbst. Sie wirkte auf groteske Weise deplaziert. Sie gehörte in das Arbeitszimmer eines gefeierten Kriegers, dessen Feldzüge ein halbes Jahrhundert umspannten, nicht hier an die Fiftyfourth Street, in das prunkvolle Wohnzimmer eines vergnügungssüchtigen Gesellschaftslöwen.

    »Interessant, nicht wahr?« Janet hatte inzwischen das Zimmer wieder betreten.
    »Zumindest eindrucksvoll.«
    »Kein Einspruch. Falls jemand es vergessen haben sollte, so braucht er nur dieses Zimmer zu betreten, um daran erinnert zu werden.«
    »Ich nehme an, diese — diese bildhafte Darstellung unseres Sieges war nicht gerade Ihre Idee.« Er reichte Janet ihr Glas, das sie sofort zum Mund führte.
    »Das war es ganz bestimmt nicht.« Sie leerte das Glas mit einem Zug. »Setzen Sie sich doch.«
    Canfield trank sein Glas ebenfalls leer. »Zuerst darf ich doch nachfüllen.« Er nahm ihr Glas. Sie setzte sich auf das große Sofa vor dem Kamin, während er zur Bar schritt. »Ich hatte nie gedacht, daß Ihr Mann an dieser Art von...« Er hielt inne und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Kaminsims.»... daß er an dieser Art von Kater litt.«
    »Eine sehr treffende Analogie. Der Nachgeschmack eines Rausches. Sie sind ein Philosoph.«
    »Das will ich gar nicht sein. Ich habe ihn nur niemals so gesehen. « Er brachte die zwei Gläser herüber, reichte ihr eines und blieb selbst stehen.
    »Haben Sie seine Berichte nie gelesen? Ich dachte, die Zeitungen hätten keine Zweifel daran gelassen, wer wirklich für die Niederlage der Deutschen verantwortlich war.« Sie trank wieder.
    »Ach, zum Teufel, daran sind nur die Redakteure schuld. Die müssen ja schließlich ihre Blätter verkaufen. Ich habe sie gelesen, aber nicht ernst genommen. Ich hätte nie gedacht, daß er sie ernst genommen hätte.«
    »Sie sprechen ja, als hätten Sie meinen Mann gekannt.«
    Canfield blickte bewußt verblüfft drein und nahm das Glas von den Lippen. »Wußten Sie das nicht?«
    »Was?«
    »Aber natürlich habe ich ihn gekannt. Recht gut sogar. Ich hatte einfach angenommen, daß Sie das wußten. Tut mir leid.«
    Janet verbarg ihre Überraschung. »Das braucht Ihnen nicht leid zu tun. Ulster hatte einen großen Freundeskreis. Ich
konnte unmöglich alle kennen. Waren Sie einer seiner New Yorker Freude? Ich erinnere mich nicht, daß er Sie erwähnt hätte.«
    »Zu seiner New Yorker Clique gehöre ich eigentlich nicht. Wir sind uns hier und da begegnet, wenn ich in den Osten kam.«
    »Oh, richtig, Sie sind ja aus Chicago.«
    »Ja. Ich muß aus beruflichen Gründen viele Reisen unternehmen. « Und darin war er ganz sicher ehrlich.
    »Was machen Sie denn?«
    Canfield kam mit den Gläsern zurück und setzte sich. »Wenn man das ganze Lametta wegläßt, bin ich Handelsreisender. Aber so grob drücken wir das meistens nicht aus.«
    »Was verkaufen Sie denn? Ich kenne eine Menge Leute, die etwas verkaufen. Die stört das Lametta auch nicht.«
    »Nun, ich verkaufe keine Aktien oder Obligationen oder Gebäude, nicht einmal Brücken. Ich verkaufe Tennisplätze.«
    Janet lachte. Es war ein hübsches Lachen. »Sie scherzen!«
    »Nein, ernsthaft, ich verkaufe Tennisplätze.«
    Er stellte sein Glas ab und tat so, als suchte er in seinen Taschen. »Wollen sehen, ob ich einen dabei habe. Sie sind wirklich recht nett. Perfekte Sprungelastizität. Wimbledon-Normen, abgesehen vom Gras. So heißt unsere Firma. Wimbledon.

Weitere Kostenlose Bücher