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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kratzer.«
    »Bei mir auch. Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    »Vielleicht sollten Sie zum Arzt gehen.«
    »Ich brauche nur ein Taschentuch und etwas Eis. Ein Taschentuch für die Hand und Eis für einen Scotch.« Sie hatten inzwischen die Fifth Avenue erreicht, und Canfield winkte ein Taxi herbei. »Eine andere Behandlung brauche ich nicht, Mrs. Scarlett.«
    Janet Scarlett lächelte zögernd, als sie in den Wagen stiegen. »Ich glaube, diese Wünsche kann ich Ihnen erfüllen.«
     
    Die Eingangshalle zu dem Scarlett-Haus an der Fiftyfourth Street sah ungefähr so aus, wie Canfield sie sich vorgestellt hatte. Hohe Decken, massive Türen und eine über zwei Stockwerke reichende Freitreppe. Zu beiden Seiten der Halle antike Spiegel mit doppelten französischen Türen neben jedem Spiegel zu beiden Seiten des Foyers. Die Türen auf der rechten Seite standen offen, und Canfield konnte das Mobiliar eines formell wirkenden Speisezimmers erkennen. Die Türen auf der linken Seite waren geschlossen, wahrscheinlich führten sie in ein Wohnzimmer. Teure Orientbrücken lagen auf den Parkettböden. Das war alles so, wie es sein sollte. Aber was dem Buchprüfer einen leichten Schock versetzte, war die Farbzusammenstellung der Halle. Die Wände waren mit kräftigem — zu kräftigem — rotem Damast bespannt, und die Gardinen vor den französischen Türen waren schwarz — ein schwerer, schwarzer Samt, der überhaupt nicht zu dem zierlichen Prunk der französischen Möbel paßte.
    Janet Scarlett bemerkte seine Reaktion und sagte, ehe Canfield sie verbergen konnte: »Springt einem ziemlich ins Auge, nicht wahr?«

    »War mir gar nicht aufgefallen«, erwiderte er höflich.
    »Mein Mann bestand auf diesem scheußlichen Rot und ersetzte dann meine rosafarbenen Seidenvorhänge gegen diesen scheußlichen schwarzen Samt. Er hat mir eine schreckliche Szene gemacht, als ich widersprach.« Sie öffnete die doppelten Türen und trat in die Finsternis, um eine Tischlampe anzuknipsen.
    Canfield folgte ihr in das außergewöhnlich prunkvolle Wohnzimmer. Es war so groß wie fünf Squashhallen, und die Vielfalt der Sessel, Sofas und Stühle war atemberaubend. Die Silhouetten zahlreicher Lampen zeichneten sich über ebenso zahlreichen Tischchen ab, die neben den einzelnen Sesseln und Stühlen standen. Die Anordnung des Mobiliars ergab auf den ersten Blick kein erkennbares Muster, abgesehen von einem Halbkreis aus Diwans vor einem riesigen offenen Kamin.
    Im schwachen Licht der einzigen Lampe fühlten sich Canfields Augen sofort zu einer Anordnung stumpfer Reflexe über dem Kaminsims hingezogen. Es handelte sich um Fotografien. Dutzende von Fotografien verschiedener Größe in dünnen schwarzen Rahmen. Sie waren in einer Art Blumenmuster angeordnet und betonten ihren Mittelpunkt, ein in Gold gefaßtes Pergament.
    Das Mädchen bemerkte Canfields Blickrichtung, ging aber nicht darauf ein.
    »Dort drüben stehen Drinks und Eis«, sagte sie und wies auf eine Bar. »Bedienen Sie sich selbst. Würden Sie mich bitte für einen Augenblick entschuldigen? Ich muß die Strümpfe wechseln...« Sie verschwand in der Halle.
    Canfield trat an den kleinen Wagen mit der Glasplatte und füllte kleine Gläser mit Scotch. Er zog ein Taschentuch heraus, tauchte es in Eiswasser und verband damit seine leicht blutende Hand. Dann schaltete er eine weitere Lampe ein, um die Wand über dem Kaminsims zu beleuchten. Er blinzelte verwirrt.
    Es war unglaublich. Über dem Sims war eine fotografische Darstellung von Ulster Stewart Scarletts Militärlaufbahn zu sehen. Von der Kadettenschule bis zur Einschiffung — von seiner Ankunft in Frankreich bis zu seinem Einsatz in den
Schützengräben. Einige Rahmen enthielten Landkarten mit dicken roten und blauen Strichen, die einzelne Positionen anzeigten. Auf einem Dutzend Bilder stellte Ulster den unübersehbaren Mittelpunkt dar.
    Er hatte schon früher Bilder von Scarlett gesehen. Aber das waren meist nur Schnappschüsse gewesen, bei irgendwelchen Partys aufgenommen, oder Fotos, die ihn bei seinen verschiedenen sportlichen Aktivitäten darstellten, beim Polo, Tennis und Segeln — und da hatte er genauso ausgesehen, wie das Bekleidungshaus Brooks Brothers das von seinen Kunden erwartete. Doch hier befand er sich unter Soldaten, und es verstimmte Canfield, daß er fast einen halben Kopf größer als der größte Soldat seiner Umgebung war. Und Soldaten waren überall, Soldaten jeden Ranges und jeder Waffengattung. Unsichere

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